Regional, nachhaltig und beliebt
Die Wochenmärkte in den Innenstädten im Landkreis Dillingen sind seit vielen Jahren feste Treffpunkte – für Händler und Kunden. Aber werden die Angebote auch angenommen? Ein Besuch in Wertingen und Lauingen.
Einmal in der Woche ist es so weit – so viel verrät der Name schon. Dann füllen sich die Marktplätze mit Ständen und das bunte Treiben beginnt. Pünktlich. Seit unzähligen Jahren. Die Rede ist von Wochenmärkten, die es auch bei uns im Landkreis Dillingen gibt. Die Menschen, die dort ihre Waren anbieten, und die Kunden, die dort einkaufen, sind eine Gemeinschaft für sich. Man kennt sich, auch seit vielen Jahren. Aber sind solche regionalen Einkaufsmöglichkeiten zu bestimmten Zeiten überhaupt noch zeitgemäß?
Bei uns im Kreis Dillingen gibt es aktuell folgende Märkte: In Dillingen immer dienstags, donnerstags und samstags von 7 bis 13 Uhr in der Königstraße; in Höchstädt fahren die Fieranten jeden Freitag am Marktplatz um 15 bis 18 Uhr vor; den Erzeugermarkt in Gundelfingen kann man am Mittwochvormittag am Rathausplatz von 8.30 bis 12.30 besuchen sowie am Freitagnachmittag von 14 bis 18.30 am Sonneund Rathausplatz. Der Lauinger Wochenmarkt ist samstags von 7 bis 13 Uhr auf dem Marktplatz und in Wertingen kann man freitags von 8 bis 13 Uhr beim Wochenmarkt auf dem Parkplatz P2 einkaufen. Werden sie angenommen?
Freitag, später Nachmittag, Wertingen. Obst und Gemüse, Wurst und Fleisch, Eier und Käse – auf dem Wochenmarkt in der Zusamstadt ist so gut wie alles für einen erfolgreichen Einkauf vertreten. Und von April bis Juni darf auch eines nicht fehlen: Spargel direkt aus Schrobenhausen gibt es bei Paul Schmaus am Stand. Dafür fahren der Chef und sein Team in diesen Wochen jeden Freitag eine Dreiviertelstunde von „da, wo der Original-Spargel eigentlich herkommt“bis nach Wertingen. Auch Weils Hoflädle aus Blindheim ist mit einem Stand auf dem Wertinger Wochenmarkt vertreten. Genauso wie der Hofladen Strehle. Für Obst und Gemüse sorgt Lindenmayr aus Gundelfingen. Und für Backwaren die Bäckerei Heinrich – um einige Beispiele zu nennen.
Für Ramona Graumann, quasi Stammkundin auf dem Wochenmarkt, ist der Wertinger Markt nicht nur eine Einkaufsmöglichkeit für frische und regionale Produkte, sondern auch ein Treffpunkt. Ob zum Kaffeetrinken und Mittagessen bei den Inselfreunden oder zum Ratschen an den Ständen. Vor allem, seit der Markt vom Marktplatz zur Insel verlegt worden ist, habe der Markt auch noch die perfekte idyllische Umgebung, schwärmt Graumann. Die Binswangerin arbeitet in Wertingen und kommt quasi „immer schon“auf den Wochenmarkt. Sie schätzt vor allem die Produkte auf dem Markt. Hier schmecke der Fisch viel frischer, den Unterschied merke sie genau.
Franz Jachmanovsky ist mit seiner Allgäuer Käsealm seit Ende 2019 auf dem Wochenmarkt. Von Untermaiselstein fährt er extra immer zwei Stunden bis nach Wertingen. Dank seiner Stammkunden würde sich der lange Weg aber auf jeden Fall rentieren, erzählt der 68-Jährige. Er ist eigentlich schon in Rente, doch mit seinem Käsewagen dreht er trotzdem noch die kleine Marktrunde, bei der ihn ein Stopp jede Woche nach Wertingen führt. Gerade bedient er die beiden Wertinger Sascha und Sandra Glitsch. Sie sind extra für den Käse-Einkauf auf den Markt gekommen. Sandra sei früher mit ihrer Tochter oft zum Einkaufen hergekommen, aber inzwischen überschneiden sich ihre Arbeitszeiten und die ihres Mannes mit dem Markt. Sandra Glitschs Eindruck vom Markt ist dabei, dass dieser etwas kleiner geworden ist. Diesen Eindruck hat nicht nur sie. Angelika Ulrich vom Stand ihrer Fischermeisterei erinnert sich an drei bis vier Stände, die in letzter Zeit nicht mehr kommen. Doch während einige gehen, kommen auch andere: Neben all den großen Wagen steht Magdalena Keiß mit einer Auswahl frischer Blumen. Sie ist als Verkäuferin erst zum fünften Mal hier. „Auf einen Markt gehören Blumen“, betont die 25-Jährige und hat die spontane Idee auch gleich umgesetzt. Ihr gehört das Blumenwerk in Wertingen und im Gegensatz zum Verkauf im Laden habe es hier auf dem Markt eine ganz andere Atmosphäre, betont sie. Es sei vor allem schön, dass sich die Leute ihrem Eindruck nach mehr Zeit nehmen. Genau für dieses „Markt-Feeling“will sie den Wochenmarkt unterstützen und kommt immer dann, wenn das Wetter es für ihre Blumen zulässt.
Sowohl vor als auch hinter der Theke beim Stand der Familie Frick aus Schwenningen ist viel los. Die Damen stehen zu dritt im Wagen, was vor allem den Hygienemaßnahmen geschuldet sei, erklärt Andrea Öttle, die gerade für das Kassieren zuständig ist. Ihre Kolleginnen Jutta Lang und Manuela Mengele packen derweil die verschiedenen Wurst- und Fleischwünsche der Kundinnen und Kunden zusammen. Auch ihr Stand habe sich eine gute Stammkundschaft aufgebaut. Sie haben den Eindruck, dass die Leute wieder mehr regional einkaufen. Neben Wertingen fahren die drei auch nach Meitingen und Thierhaupten und schätzen den Markt hier daher auf mittlere Größe. Ein Highlight auf dem Wertinger Markt sind die Freunde der Zusaminsel. Wortwörtlich ist dort, umgeben von der Zusam, ein „Treffpunkt für Jung und Alt“, wie es Helmut Bauer, der Vorsitzende der Inselfreunde, beschreibt.
Auf der Insel genießen an diesem Freitag die Marktbesucher sowie ein paar Fahrradfahrer den Sonnenschein bei einer Tasse Kaffee mit selbst gemachtem Kuchen oder bei einem vor Ort zubereiteten Mittagessen. Das wird von Anni Bauer organisiert. Ihrer Einschätzung nach seien in letzter Zeit weniger Anbieter auf dem Markt, was sie sehr schade findet. Doch vor allem bei schönem Wetter sei trotzdem viel los, auch bei den Inselfreunden. Dafür fehlen jedoch Helferinnen und Helfer, die sich um das Essen kümmern.
Info: In den nächsten Wochen stellen wir weitere Wochenmärkte vor. Sie kennen noch weitere Märkte, die regelmäßig stattfinden? Dann melden Sie sich gerne bei uns. Telefon: 09071/794910.