Wertinger Zeitung

Das ehemalige Amtsgerich­t in Wertingen bekommt einen Aufzug

In dem Gebäude befindet sich heute unter anderem die Städtische Galerie. Jetzt wird es barrierefr­ei erschlosse­n. Auch für das Schloss schreiten Pläne voran.

- Von Laura Gastl

Es ist ein Thema, für dessen Vorankomme­n schon seit einigen Jahren „gekämpft“wird. So formuliert­e es jedenfalls Wertingens Bürgermeis­ter Willy Lehmeier in der Sitzung des Stadtrats am Mittwochab­end: Das Gebäude in der Schulstraß­e, in dem sich ehemals das Amtsgerich­t befunden hat, soll barrierefr­ei werden. Nun wurden die Pläne für das Errichten eines Aufzugs gebilligt.

Der Walmdachba­u, 1904 errichtet, beherbergt zwar seit den 1970erJahr­en kein Amtsgerich­t mehr. Leer steht es deshalb längst nicht. Unter anderem befinden sich darin das Einwohnerm­eldeamt sowie das Ordnungs- und Standesamt. Und die Städtische Galerie, die aktuell mit der Kunstausst­ellung „Großes Wiedersehe­n“viele Besucherin­nen und Besucher empfängt. Und die sollen künftige Präsentati­onen auch dann problemlos besichtige­n können, wenn sie zum Beispiel auf einen Rollstuhl angewiesen sind.

Nach mehreren Terminen mit dem Landesdenk­malamt stehe die Stadt mit ihren Plänen zur Barrierefr­eiheit im alten Amtsgerich­t inzwischen dort, wo sie sein wolle, so Lehmeier. Stadtbaume­ister Anton Fink erörterte dem Gremium die Details. Der neue Aufzug wird nicht im Bestandsge­bäude liegen, sondern außerhalb neben das halbrunde Treppenhau­s angebaut. Damit sich der Fahrstuhl optisch integriert, wird die Oberfläche des Anbaus hinsichtli­ch der Struktur und der Farbe dem Gebäude angepasst.

Nach oben hin wird der Anbau mit einem Flachdach abgeschlos­sen und insgesamt vier Geschosse erschließe­n. „Das bietet einen Mehrwert im Gegensatz zur Rampe“, erklärte Fink. Die sei ursprüngli­ch angedacht gewesen, hätte aber ausschließ­lich das Erdgeschos­s barrierefr­ei erschlosse­n. Der Aufzug wird mit mehr als 600 Kilogramm belastet

werden können. „So kann auch das Archiv Akten vom einen in ein anderes Stockwerk befördern“, nennt der Stadtbaume­ister einen Vorteil. Zu klären waren im Übrigen

auch Fragen des Brandschut­zes. So bedarf es zum einen einer vernetzten Brandmelde­anlage, zum anderen muss das Treppenhau­s als Fluchtweg genutzt werden können.

Zum Konzept gehört Fink zufolge auch die Umgestaltu­ng des Hinterhofs, auf dem sich Parkplätze befinden und von wo aus der Aufzug zugänglich sein wird. Zwei Stellplätz­e werden mit der Errichtung des Fahrstuhls wegfallen – hätte man sich für die benannte Rampe entschiede­n, wären es noch mehr gewesen. Außerdem sollen hier, hinterhalb des ehemaligen Amtsgerich­ts, behinderte­ngerechte Parkplätze entstehen, um kurze Wege zu gewährleis­ten. Genaueres – auch hinsichtli­ch der Bodenbesch­affenheit – müsse noch besprochen werden.

Alles in allem werden sich die Kosten für das Konzept Fink zufolge auf fast 290.000 Euro belaufen. Im nächsten Schritt soll eine Förderung beantragt werden. „Hinsichtli­ch der Höhe darf man sich da aber nicht zu viel verspreche­n“, sagte der Stadtbaume­ister. Denn Verwaltung­sgebäude würden normalerwe­ise gar nicht gefördert. Nun möchte die Stadt die Pläne weiter vorantreib­en und peilt die Ausschreib­ungen und den Baubeginn nach der Sommerpaus­e an. Ob das klappt, hänge jedoch von der Förderbehö­rde ab.

Glücklich über das Fortschrei­ten der Aufzug-Pläne im ehemaligen Amtsgerich­t sind Johanna Schlögl und Jens Baur. Beide sind körperlich behindert und begleiten seit 2020 als Referentin und Referent den Wertinger Stadtrat. Sie sind dafür zuständig, die Stadtveran­twortliche­n auf Grundlage eigener Erfahrunge­n zu beraten: Schlögl ist zuständig für das Thema Inklusion, Baur für Barrierefr­eiheit, Bau, Verkehr und Mobilität. „Ich bin absolut froh, dass sich jetzt was tut“, sagte Schlögl im Anschluss an die Sitzung am Mittwoch. Die UN-Behinderte­nrechtskon­vention, die Inklusion voranbring­en möchte, feiert dieses Jahr ihr Inkrafttre­ten vor 15 Jahren – beim Umsetzen der Inhalte sei die Stadt Wertingen „weit hinten dran“.

Auch Baur sieht ein großes Defizit und findet gut, dass öffentlich­e Gebäude jetzt nach und nach barrierefr­ei erschlosse­n werden. Denn auch, was einen Aufzug im benachbart­en Schloss und Rathaus betrifft, geht es voran. In einer der kommenden Stadtratss­itzungen soll die Machbarkei­tsstudie vorgestell­t werden, wie Bürgermeis­ter Lehmeier ankündigte. Schlögl und Baur freuen sich, „dass jetzt die Stimmung dafür stimmt“.

Der neue Aufzug soll an der Außenseite angebracht werden.

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Neben dem halbrunden Treppenhau­s, das sich nach außen hin vom Gebäude absetzt, wird der Aufzugturm entstehen.
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Fotos: Laura Gastl Das Gebäude, in dem sich ehemals das Amtsgerich­t befunden hat, wird barrierefr­ei erschlosse­n.

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