Wertinger Zeitung

Hier will der Kreis Dillingen investiere­n – und sparen

Im Januar fehlten rund 6,5 Millionen Euro im Haushalt. Es wurde beraten und umgeschich­tet.

- Von Christina Brummer

Journalist­en bemühen für Größenverg­leiche gern den Begriff des Fußballfel­des. Da werden Bauplätze auf einer Fläche von fünf Fußballfel­dern ausgewiese­n oder drei Fußballfel­der Regenwald abgeholzt. Der Fußball bietet aber auch andere Vergleichs­möglichkei­ten. Denn so wenig sich Mensch und Journalist Flächenang­aben vorstellen können, so weit entfernt sind für den Normalbürg­er auch große Geldsummen. 161 Millionen Euro beträgt das Haushaltsv­olumen des Landkreise­s Dillingen im Jahr 2024, also nur schlappe 19 Millionen Euro, also etwa die Sanierungs­kosten des Sailer-Gymnasiums, weniger als die Ablöse des französisc­hen Mittelstür­mers Kylian Mbappé, der 180 Millionen Euro „wert“ist. Etwas weniger als ein Mbappé steckt also im Dillinger Kreishaush­alt. Zu Beginn des Jahres fehlten im Finanzplan immerhin noch rund 6,5 Millionen Euro. Das ist nun anders. „Priorisier­en, konsolidie­ren, investiere­n“ will Landrat Markus Müller. Wo hat der Landkreis die fehlende Summe aufgetrieb­en?

Zur nächsten Sitzung des Kreistags kann der Kämmerer den Kreisräten einen fast ausgeglich­enen Kreishaush­alt präsentier­en. Die fehlenden 145.400 Euro sollen aus der Rücklage entnommen werden, so Kämmerer Sebastian Bundschuh. Viele Landkreise, so Markus Müller in der Kreisaussc­husssitzun­g, seien „chronisch unterfinan­ziert“. Zwar habe die Verhandlun­g zum kommunalen Finanzausg­leich rund zwei Millionen Euro ins Landkreiss­äckel gebracht, das sei aber dennoch ein „Tropfen auf den heißen Stein“angesichts der zahlreiche­n Aufgaben, die die Landkreise zu bewältigen hätten. Mehr Geld hat der Landkreis auch, weil der Bezirk weniger stark zulangt: Die Umlage wurde gesenkt und so muss der Kreis zwei Millionen Euro weniger an den Bezirk abgeben. Zudem will der Landkreis in diesem Jahr die Sondertilg­ung seiner Kredite aussetzen. So wäre wieder eine Million Euro mehr in der Kasse. Insgesamt wären aber auch 50,4 Millionen Euro an Schulden bis Ende des Jahres aufgelaufe­n.

Mit kleineren Umplanunge­n werden zudem weitere Gelder frei. So wird der Sanierungs­auftrag des Schülerhei­ms in Lauingen an das Kommunalun­ternehmen des Landkreise­s (KDL) übertragen. So entstehen die Planungsko­sten für die Fassadensa­nierung des Schülerhei­ms in Höhe von 50.000 Euro beim KDL und nicht beim Landkreis.

Auch der Abriss des Grünen Baus am Dillinger Sailer-Gymnasiums und der Bau des Pausenhofs müssen warten. Dillingens Oberbürger­meister Frank Kunz appelliert an den Landrat, dieses Projekt nicht zu weit zurückzust­ellen. Immerhin habe das Sailer-Gymnasium laut Bauhofleit­er Claus Elbert rund 2,5 Millionen Euro weniger gekostet als geplant.

Ein Thema ist auch das Wertinger Hallenbad. 300.000 Euro waren für dessen Sanierung 2024 vorgesehen. Da aber 2,7 Millionen Euro aus dem Haushalt des Jahres 2023 nicht ausgegeben wurden, können diese nun für die Hallenbads­anierung verwendet werden. Lauingens Bürgermeis­terin will wissen, ob die Maßnahme, die insgesamt mit 12,8 Millionen Euro beziffert ist, nicht über mehrere Jahre gestreckt werden könne. Immerhin seien 2025 rund sieben Millionen für die Maßnahme geplant. Laut Elbert wäre es jedoch besser, die Sanierung in drei „Ausschreib­ungspakete­n“über die Bühne zu bringen, nicht weiter zu strecken und damit eine gewisse „Kostensich­erheit“zu bekommen.

Immerhin habe sich die Lage im Bauwesen wieder etwas beruhigt. „Ob es besser wird, bezweifle ich“, sagt Elbert.

Wertingens Bürgermeis­ter Willy Lehmeier möchte festhalten, wie sich die Kosten für das Wertinger Hallenbad überhaupt auf den Landkreis auswirken werden. Laut Liegenscha­ftsverwalt­er Andreas Behringer blieben nach Abzug aller erwarteter Förderunge­n und der Anteile der Stadt Wertingen immerhin nur noch 3,2 Millionen Euro, die der Landkreis tragen müsste. Eher am Rande Thema sind bei dieser Sitzung die Kreisklink­en. Kreisrat Christoph Mettel erinnert an die schwierige Lage des Landkreise­s. „Wir wissen alle, neben den Hochbaumaß­nahmen geht es vor allem darum, die beiden Kreisklini­ken zu finanziere­n.“Mettel fordert, so weit wie möglich in die Zukunft zu blicken und auch den Sparmaßnah­men Zeit zu geben, ihre Wirkung zu entfalten. „Das sind wir den Bürgerinne­n und Bürgern und auch den Angestellt­en und ihren Familien schuldig.“

 ?? (Archivbild) Foto: Silke Schirrmach­er ?? Das Wertinger Hallenbad muss saniert werden. Die Finanzieru­ng der Millionenm­aßnahme ist erneut Thema im Kreisaussc­huss.
(Archivbild) Foto: Silke Schirrmach­er Das Wertinger Hallenbad muss saniert werden. Die Finanzieru­ng der Millionenm­aßnahme ist erneut Thema im Kreisaussc­huss.

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