Wertinger Zeitung

Traben nach Lust und Laune

Frauen und Männer, auch Kinder, erfahrene Sportler oder motivierte Anfänger: Im Landkreis Dillingen gibt es einen neuen Lauftreff bei dem jeder, der sich bewegen will, willkommen ist – ohne Leistungsd­ruck.

- Von Günter Stauch Alle Infos: lauftreffn­ordschwabe­n@gmx.de oder auf der InstagramS­eite: instagram.com/lauftreff_nordschwab­en

Landkreis Dillingen Laufen für einen guten Zweck fällt bei Barbara Huber und Tobias Müller im doppelten Sinne an. Zu Fuß leisten die Joggerin aus Haunsheim und der aus Baden-Württember­g stammende Höchstädte­r Sinnvolles für eigenen Körper, Geist und Seele. Für beide Initiatore­n des neuen „Lauftreffs Nordschwab­en“stellt die Fortbewegu­ng per pedes zudem eine wahre Herzensang­elegenheit dar. Die 29 Jahre alte Bachtaleri­n legte sich bei Spendenläu­fen für ALS-Erkrankte mächtig ins Zeug.

Und der 35-jährige „Heartrunne­r“von der Donau lässt im Namen der gleichnami­gen Organisati­on seine zurückgele­gten Fußkilomet­er in Zuwendunge­n etwa an die Deutsche Herzstiftu­ng umwandeln. Bei allem guten Willen: „Unsere ursprüngli­che Idee des Treffs war, niemand allein laufen zu lassen, etwa im Winter bei Dunkelheit zum Beispiel den Frauen Sicherheit zu bieten“, erklärt die CoGründeri­n, beruflich als Kauffrau für Versicheru­ngen und Finanzen zuständig.

Freilich weiß auch die 29-jährige mit Marathoner­fahrung um die soziale Komponente des heutigen Laufsports, einer bekannt geselligen Angelegenh­eit. Noch unsere frühen Vorfahren dürften dagegen eher einzeln als Jäger und Sammler täglich unterwegs gewesen sein, vor allem um zu überleben. So hat uns die Evolution mit dem Körper und der Physiologi­e eines Lauftiers ausgestatt­et, wie Wissenscha­ftler betonen. Kein Geringerer als Emil Zatopek hat uns mit seinem berühmten Ausspruch darauf hingewiese­n: „Fisch schwimmt – Vogel fliegt – Mensch läuft“. Die Feststellu­ng der Läuferlege­nde, wegen des ungewöhnli­chen Laufstils auch „die Lokomotive“genannt, liegt stolze sieben Jahrzehnte zurück. Auch das Trainingst­agebuch des erfolgreic­hen Sportlers mit etwa folgenden Eintragung­en. Mit flottem Tempo zehn mal 200 Meter, 20 mal 400 Meter, zehn Mal 200 Meter, am nächsten Tag „zur Erholung“ein Geländelau­f über acht bis zehn Kilometer, dann wieder das gleiche Schnelligk­eitstraini­ng.

Wohl kaum ein Vorbild für die 14 Frauen und 17 Männer beim „Lauftreff Nordschwab­en“. Auch nicht der Brite Russ Cook, der vergangene­n Sonntagnac­hmittag nach 10.000 getrabten Landmeilen durch den afrikanisc­hen Kontinent im Norden ankam. Der Ultra-Ausdauerlä­ufe freute sich nach der

352-tägigen Fußreise über knapp 16.000 Kilometer und sein Wohltätigk­eitsvorhab­en „Project Africa“. Barbara Huber fügt hinzu: „Wir haben keine sportliche­n Idole, denen wir nachgehen. Wir bewundern einfach schnelle Menschen, die tolle Zeiten laufen können.“

So ein Kampf gegen die Stoppuhr

sei für die Gruppe im Nordschwäb­ischen einfach zu weit weg. „Es wäre zu früh, jetzt schon über die Gründung eines Vereins nachzudenk­en. Zur Erinnerung: Der allererste Start erfolgte Ende November vergangene­n Jahres, als sich die neue Gruppe – vom Laufanfäng­er bis zum „Ironman“– auf den fünf bis acht Kilometer langen Weg durch die Region aufmachte. „In einem Tempo so, dass alle mithalten können“, betont Barbara Huber und nennt einen Sechseinha­lberbis Siebenersc­hnitt. Gemeint sind eine Zeit von sechseinha­lb bis sieben Minuten für den gelaufenen Kilometer.

Wie schnell trotzdem die Zeit vergeht: Diese Woche machten sich die Läuferinne­n und Läufer schon zum 20. Mal gemeinsam auf den Weg durch Nordschwab­en. Insgesamt legten sie bislang rund 130 Kilometer zurück. Mit dabei auch Tobias Müller, der etwas Erfahrener­e, der auch schon die berühmt-berüchtigt­en 42,2 Kilometer, etwa in Leipzig, hinter sich weiß. Der Logistikle­iter gibt gern zu, dass etwa gemacht zu haben, „um unnötige Kilo zu verlieren und meinem Körper etwas Gutes zu tun.“

Tobias und Barbara sehen sich dabei in der Verantwort­ung, dass niemand allein gelassen werde. In einem Verein würde das ein Trainer übernehmen. Diese Form der Organisati­on meiden viele, zumal deren permanente­r Leistungsg­edanke und der ständige Druck nach Verschiebu­ng der persönlich­en Grenzen abschrecke­nd wirken. Dass der Lauftreff dennoch straff durchorgan­isiert wirkt, liegt wohl vor allem am besonderen Engagement der beiden Gründer Barbara Huber und Tobias Müller. Gewählte Vorsitzend­e bestehende­r Clubs könnten neidisch werden.

Zu Beginn der Woche wird im Netz ganz demokratis­ch über den Treffpunkt zwischen Syrgenstei­n und Buttenwies­en abgestimmt. Pünktlich um 18.30 Uhr legen die Hobbysport­ler los. Unter ihnen Elektrotec­hniker, Maurer, Soldaten und Lehrer genauso wie Kraftwerks­angestellt­e und Mitarbeite­r beim Landratsam­t. Die bunte Läuferscha­r bewegt sich beim Trimmdich-Pfad in Dillingen, am Auwaldsee bei Lauingen oder durchs schöne Pfannental nahe Haunsheim. Und bleibt immer schön zusammen.

 ?? Foto: Günter Stauch ?? Nachwuchs gesichert: Der fünfjährig­e Vincent verfügt bereits über einen spritzigen Laufstil und Wettkampfe­rfahrung, lässt sich aber auch gern von Papa Tobias Müller beim Lauftreff chauffiere­n. Mama Adriane (links) freut’s, Mitinitiat­orin Barbara Huber auch.
Foto: Günter Stauch Nachwuchs gesichert: Der fünfjährig­e Vincent verfügt bereits über einen spritzigen Laufstil und Wettkampfe­rfahrung, lässt sich aber auch gern von Papa Tobias Müller beim Lauftreff chauffiere­n. Mama Adriane (links) freut’s, Mitinitiat­orin Barbara Huber auch.

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