Traben nach Lust und Laune
Frauen und Männer, auch Kinder, erfahrene Sportler oder motivierte Anfänger: Im Landkreis Dillingen gibt es einen neuen Lauftreff bei dem jeder, der sich bewegen will, willkommen ist – ohne Leistungsdruck.
Landkreis Dillingen Laufen für einen guten Zweck fällt bei Barbara Huber und Tobias Müller im doppelten Sinne an. Zu Fuß leisten die Joggerin aus Haunsheim und der aus Baden-Württemberg stammende Höchstädter Sinnvolles für eigenen Körper, Geist und Seele. Für beide Initiatoren des neuen „Lauftreffs Nordschwaben“stellt die Fortbewegung per pedes zudem eine wahre Herzensangelegenheit dar. Die 29 Jahre alte Bachtalerin legte sich bei Spendenläufen für ALS-Erkrankte mächtig ins Zeug.
Und der 35-jährige „Heartrunner“von der Donau lässt im Namen der gleichnamigen Organisation seine zurückgelegten Fußkilometer in Zuwendungen etwa an die Deutsche Herzstiftung umwandeln. Bei allem guten Willen: „Unsere ursprüngliche Idee des Treffs war, niemand allein laufen zu lassen, etwa im Winter bei Dunkelheit zum Beispiel den Frauen Sicherheit zu bieten“, erklärt die CoGründerin, beruflich als Kauffrau für Versicherungen und Finanzen zuständig.
Freilich weiß auch die 29-jährige mit Marathonerfahrung um die soziale Komponente des heutigen Laufsports, einer bekannt geselligen Angelegenheit. Noch unsere frühen Vorfahren dürften dagegen eher einzeln als Jäger und Sammler täglich unterwegs gewesen sein, vor allem um zu überleben. So hat uns die Evolution mit dem Körper und der Physiologie eines Lauftiers ausgestattet, wie Wissenschaftler betonen. Kein Geringerer als Emil Zatopek hat uns mit seinem berühmten Ausspruch darauf hingewiesen: „Fisch schwimmt – Vogel fliegt – Mensch läuft“. Die Feststellung der Läuferlegende, wegen des ungewöhnlichen Laufstils auch „die Lokomotive“genannt, liegt stolze sieben Jahrzehnte zurück. Auch das Trainingstagebuch des erfolgreichen Sportlers mit etwa folgenden Eintragungen. Mit flottem Tempo zehn mal 200 Meter, 20 mal 400 Meter, zehn Mal 200 Meter, am nächsten Tag „zur Erholung“ein Geländelauf über acht bis zehn Kilometer, dann wieder das gleiche Schnelligkeitstraining.
Wohl kaum ein Vorbild für die 14 Frauen und 17 Männer beim „Lauftreff Nordschwaben“. Auch nicht der Brite Russ Cook, der vergangenen Sonntagnachmittag nach 10.000 getrabten Landmeilen durch den afrikanischen Kontinent im Norden ankam. Der Ultra-Ausdauerläufe freute sich nach der
352-tägigen Fußreise über knapp 16.000 Kilometer und sein Wohltätigkeitsvorhaben „Project Africa“. Barbara Huber fügt hinzu: „Wir haben keine sportlichen Idole, denen wir nachgehen. Wir bewundern einfach schnelle Menschen, die tolle Zeiten laufen können.“
So ein Kampf gegen die Stoppuhr
sei für die Gruppe im Nordschwäbischen einfach zu weit weg. „Es wäre zu früh, jetzt schon über die Gründung eines Vereins nachzudenken. Zur Erinnerung: Der allererste Start erfolgte Ende November vergangenen Jahres, als sich die neue Gruppe – vom Laufanfänger bis zum „Ironman“– auf den fünf bis acht Kilometer langen Weg durch die Region aufmachte. „In einem Tempo so, dass alle mithalten können“, betont Barbara Huber und nennt einen Sechseinhalberbis Siebenerschnitt. Gemeint sind eine Zeit von sechseinhalb bis sieben Minuten für den gelaufenen Kilometer.
Wie schnell trotzdem die Zeit vergeht: Diese Woche machten sich die Läuferinnen und Läufer schon zum 20. Mal gemeinsam auf den Weg durch Nordschwaben. Insgesamt legten sie bislang rund 130 Kilometer zurück. Mit dabei auch Tobias Müller, der etwas Erfahrenere, der auch schon die berühmt-berüchtigten 42,2 Kilometer, etwa in Leipzig, hinter sich weiß. Der Logistikleiter gibt gern zu, dass etwa gemacht zu haben, „um unnötige Kilo zu verlieren und meinem Körper etwas Gutes zu tun.“
Tobias und Barbara sehen sich dabei in der Verantwortung, dass niemand allein gelassen werde. In einem Verein würde das ein Trainer übernehmen. Diese Form der Organisation meiden viele, zumal deren permanenter Leistungsgedanke und der ständige Druck nach Verschiebung der persönlichen Grenzen abschreckend wirken. Dass der Lauftreff dennoch straff durchorganisiert wirkt, liegt wohl vor allem am besonderen Engagement der beiden Gründer Barbara Huber und Tobias Müller. Gewählte Vorsitzende bestehender Clubs könnten neidisch werden.
Zu Beginn der Woche wird im Netz ganz demokratisch über den Treffpunkt zwischen Syrgenstein und Buttenwiesen abgestimmt. Pünktlich um 18.30 Uhr legen die Hobbysportler los. Unter ihnen Elektrotechniker, Maurer, Soldaten und Lehrer genauso wie Kraftwerksangestellte und Mitarbeiter beim Landratsamt. Die bunte Läuferschar bewegt sich beim Trimmdich-Pfad in Dillingen, am Auwaldsee bei Lauingen oder durchs schöne Pfannental nahe Haunsheim. Und bleibt immer schön zusammen.