Der erste Muttertag als Mama
Für Elisabeth Steinhart aus Reistingen ist der diesjährige Muttertag etwas Besonderes. Auch, weil sie nun einen neuen Blick auf ihren Beruf als Hebamme hat.
Silas hat gerade seinen Mittagsschlaf beendet. Mit Mama und Papa sitzt er auf den weichen Gummimatten und untersucht die bunte Spielzeuglokomotive ganz genau. Die jungen Eltern strahlen, der kleine Sohnemann auch. „Er ist ausgeschlafen, jetzt ist er gut drauf“, sagt die Mama. Vor acht Monaten ist ihr Wunschkind auf die Welt gekommen und macht das Reistinger Ehepaar Elisabeth und Niklas Steinhart zu glücklichen Eltern. Und die 25-Jährige erstmals zur Mama.
Deshalb ist der diesjährige Muttertag etwas Besonderes. „Ich freue mich auf diesen Tag, ich bin gespannt. Silas ist auch das erste Enkelkind in der Familie“, sagt sie. Schon vor seiner Geburt war der Muttertag wichtig, erzählt sie. Gemeinsam mit ihren zwei Schwestern habe man sich meistens zum Frühstück bei der Mama getroffen, es gab Blumen und hat gemeinsam schöne Stunden verbracht. „Wahrscheinlich machen wir es genau so wieder, dieses Mal bin aber auch ich Mama und es gibt nun zwei Omas“, sagt die Reistingerin und ergänzt: „Vieles hat sich jetzt einfach verändert.“Nicht nur der Familienalltag.
Denn mit der Geburt von Silas hat Elisabeth Steinhart, die viele Frauen und Männer im Landkreis Dillingen, vermutlich mit ihrem Mädchennamen Dischler verbinden, nun auch einen neuen Blick auf ihren Beruf bekommen. Die 25-Jährige ist Hebamme. Sie sagt: „Meine Schwangerschaft war im Grunde mein zweites Examen.“
Elisabeth Steinhart ist in Bergheim aufgewachsen und wollte nach dem Abitur am Dillinger Sailer-Gymnasium „irgendwas Soziales“machen. Zufällig ist sie im Rahmen des Hochschultages unter anderem mit der erfahrenen Hebamme Anne Braun-Springer ins Gespräch gekommen – und um die damalige Schülerin war es geschehen, wie sie selbst schmunzelnd erzählt. „Ich fand Babys eh schon immer cool“, sagt die Reisteringerin
lachend. Die Realität im Kreißsaal hat sie aber schnell eingeholt, wie sie ergänzt.
Insgesamt vier Jahre hat Elisabeth Steinhart studiert, hat den Bachelor of Sience in angewandten Hebammenwissenschaften geschafft. Gelernt hat sie unter anderem in der Klinik in Ulm. „Und da ist alles dabei. Schöne Geburten, Zwillinge, Frühchen und auch nicht so schöne Erlebnisse, die man nie vergisst“, sagt sie. Dabei, das betont sie immer wieder, ist ihr „Berufszuhause“das Dillinger Hebammenhaus. Dort habe sie auch während des Studiums viel gelernt, dort sei sie groß gewachsen, wie sie es selbst bezeichnet. Und: „Ich wollte nach dem Abschluss immer dort arbeiten.“
Seit 2021 ist die Reistingerin als freiberufliche Hebamme mit im Team im Dillinger Hebammenhaus. Dort bietet sie Geburtsvorbereitung, Rückbildungsgymnastik, Beikost- und Trageberatung an und arbeitet als zertifizierte K-Taping-Therapeutin mit Schwerpunkt Gynäkologie und Geburtshilfe.
„Wir teilen uns die Räume und profitieren voneinander“, sagt sie. Zusätzlich ist sie Beleghebamme im Kreißsaal in Donauwörth. 60-Stunden-Woche sind ganz normal – waren ganz normal. Denn seit acht Monaten gibt jemand anders den Ton in ihrem Leben an. Der kleine Silas bestimmt den Alltag der Hebamme, die noch bis Juni in Elternzeit ist. „Das hat mich verändert“, sagt die junge Mama. Und manchen Fokus in ihrem Beruf.
So sagt die Reistingerin ganz deutlich: „Das Wochenbett ist wichtig und darf nicht unterschätzt werden. Es ist eine sehr besondere Zeit. Das will ich meinen werdenden Mamas mit auf dem Weg geben.“Denn aus ihrer eigenen Erfahrung weiß sie nun, dass die Tage nach der Geburt sehr intensiv sind. „Auch ich war erst mal erschlagen und emotional durchaus überfordert. Plötzlich ist man zu Dritt und hat eine große Verantwortung.“Ihre Ratschläge: Nicht an Tag drei müssen schon alle Babybesuche da sein, Vorkochen erleichtert den Alltag und man müsse nicht funktionieren. „Ich bin dankbar, dass ich eine wunderschöne Geburt bei meinen Kolleginnen in Donauwörth hatte. Für jede Frau ist das anders und in jeder Situation möchte ich zur Seite stehen.“
Mehr als 200 Geburten hat Elisabeth Steinhart schon begleitet, sie kann sich keinen anderen Beruf mehr vorstellen. „Als Hebamme ist man sehr nah an den Familien dran, man hat ein sehr vertrautes Verhältnis. Das ist schön“, sagt sie und ergänzt, dass auch für sie als Hebamme bei jeder Geburt eine gewisse Anspannung dabei ist – das sei aber wichtig und normal. Und: „Wir kriegen da auch einen Glückshormon-Schub. Das ist pure Leben.“Und das wird am Muttertag in diesem Jahr besonders gefeiert.
Sie weiß, dass die Tage nach der Geburt sehr intensiv sind.