Wertinger Zeitung

Alkoholban­n am Ballermann

Sauftouris­ten drohen harte Strafen: Wer im öffentlich­en Raum trinkt, muss bis zu 1500 Euro zahlen. Die Exzesse zu bekämpfen wurde schon einmal versucht – was bringt der neue Anlauf?

- Von Ralph Schulze

Bereits seit Wochen wird in Mallorcas berühmtest­em Partyviert­el an der Playa de Palma wieder heftig gefeiert. Jüngste Berichte über neue Alkoholexz­esse, sexuelle Übergriffe und Prügeleien im Ballermann­Areal signalisie­ren, dass auch die Urlaubssai­son 2024 nicht geräuschlo­s verlaufen wird. Und dass die Polizei viel Arbeit haben wird, um in der Feierhochb­urg die Ordnung aufrecht zu halten. Zwar erließ die Urlaubsins­el bereits vor vier Jahren ein „Gesetz gegen den Tourismus der Exzesse”, mit dem unzivilisi­ertes Benehmen wie Besäufniss­e, Wildpinkel­n oder sonstige Ärgernisse bekämpft werden sollten. Doch geholfen hat es wenig. Vor allem, weil die Polizei oft nicht in der Lage war, die Missachtun­g der Benimmrege­ln durchzuset­zen.

Nun unternimmt die seit einem Jahr amtierende konservati­ve Inselregie­rung einen neuen Versuch, die Lage an der Playa de Palma unter Kontrolle zu bekommen. Sie beschloss eine Verschärfu­ng des Saufverbot­es in der Partyzone. Mit sofortiger Wirkung ist das Trinken von Alkohol im öffentlich­en Raum verboten. Bei Zuwiderhan­dlungen drohen Geldbußen von 500 bis 1500 Euro. Das gilt theoretisc­h sogar für die Büchse Bier oder die Sangria-Flasche, die Urlauber wie Einheimisc­he gerne auf ihrem

Strandhand­tuch leerten – auch wenn man dabei nicht über die Strenge schlägt und sich gut benimmt. Nur in den gastronomi­schen Betrieben ist der Konsum von Alkohol noch erlaubt.

Bisher waren bereits Trinkgelag­e von größeren Menschengr­uppen verboten. Im vergangene­n Sommer war es trotzdem regelmäßig zu Massenbesä­ufnissen an der Strandprom­enade gekommen, wo an manchen Tagen Tausende mit Bier, Wein und Spirituose­n feierten. Die Polizei war angesichts dieser betrunkene­n Massen machtlos – die Beamten wurden zuweilen sogar ausgelacht.

Man darf vor diesem Hintergrun­d gespannt sein, ob die Sicherheit­skräfte künftig in der Lage sein werden, das Alkoholver­bot auf den Straßen durchzuset­zen. Gastronome­n äußern Zweifel. Man begrüße zwar ein härteres Vorgehen, sagte die Schweizer Wirtin Beatrice Ciccardini vom Gasthaus „Zur Krone” der Mallorca Zeitung. „Aber wie wollen sie das erreichen? Dann müssten sie ja alle verhaften. Es gibt ja keinen, der nicht trinkt auf der Straße oder am Strand.” Nach ihrer Einschätzu­ng werden die Saufexzess­e immer schlimmer.

Der Bann von Alkoholisc­hem gilt übrigens nicht nur an der Playa de Palma, die vor allem von deutschspr­achigen Urlaubern frequentie­rt wird, sondern in weiteren Problemzon­en der Insel. Dazu gehört etwa die von den Briten dominierte Partybasti­on Magaluf im Westen Palmas oder das Partyviert­el Sant Antoni auf Mallorcas Nachbarins­el Ibiza.

Mit der Verschärfu­ng der Sittennorm­en wurde übrigens auch der Name geändert: Statt „Gesetz gegen den Tourismus der Exzesse” heißt das Regelwerk jetzt „Gesetz für einen verantwort­ungsvollen Tourismus”.

 ?? Foto: C. Margais, dpa ?? Alkohol auf offener Straße wird auf Mallorca verboten.
Foto: C. Margais, dpa Alkohol auf offener Straße wird auf Mallorca verboten.

Newspapers in German

Newspapers from Germany