Tourismus
NRW ist reich an einmaligen Zeugnissen der Industriekultur. Alte Zechen und Fabriken entwickeln sich zu Besuchermagneten.
Der Tourismus in NRW ist einer der Gewinner des Strukturwandels. In alten Zechen und Fabriken sind Freizeit- und Kulturstätten entstanden, die über die Landesgrenzen hinaus bekannt sind. Ein Streifzug.
Früher Noch vor 30 Jahren wurde hier Schwerstarbeit geleistet: Bis zu ihrer Stilllegung 1986 war die Essener Zeche und Kokerei Zollverein die größte Steinkohlezeche Europas. Tag für Tag förderten die bis zu 8000 Kumpel im Schichtwechsel mehr als 23 000 Tonnen Rohkohle. Die Zeche Zollverein war das Herzstück der Kohleindustrie im Ruhrgebiet. Auch architektonisch stach die Zeche mit ihren Backsteingebäuden im Bauhausstil aus der Masse der Industriebauten des Ruhrgebiets heraus. Heute Das Wort Industriekultur kann man in der Zeche Zollverein wörtlich nehmen: Besucher können sich auf dem 100 Hektar großen Gelände etwa auf dem Denkmalpfad Zollverein über die Geschichte der Zeche informieren und die im Originalzustand erhaltenen Übertrageanlagen besichtigen. Das Ruhr-Museum in der früheren Kohlenwäsche informiert über die Geschichte des Ruhrgebiets, und das Red Dot Design Museum beherbergt mit 2000 Exponaten eine der größten Designausstellungen weltweit.
Daten
Gelsenkirchener Straße 181, 45309 Essen
Öffnungszeiten Zeche Zollverein: Das Gelände ist rund um die Uhr zugänglich. Öffnungszeiten Besucherzentrum: täglich 10 bis 18 Uhr (weil das Gelände so groß ist, hat das Zentrum eine andere Adresse: Fritz-Schupp-Allee 14, 45309 Essen)
Telefon: 0201 246810. Mehr Infos unter www.zollverein.de Früher Zwischen Fördertürmen, Kokereien und Eisenhütten war der Gasometer in Oberhausen eine der wichtigsten Verbindungen von Eisenhütten und Walzwerksöfen: Denn der 1929 in Betrieb gegangene Turm speicherte das in den Eisenhütten erzeugte Gichtgas zwischen. So konnte er aushelfen, wenn der Austausch zwischen Hütten und Werksöfen, die das Gas zur Befeuerung nutzten, stagnierte. 1988 wurde der Gasometer stillgelegt. Heute Auf einer Fläche von 7000 Quadratmetern finden Ausstellungen, Konzerte und Theateraufführungen statt. Derzeit gewährt der Gasometer in seiner Ausstellung „Wunder der Natur“einen Einblick in die Welt der Tiere und Pflanzen. Höhepunkt dieser Schau ist ein riesenhafter Globus, der in der Mitte des Turms über den Besuchern schwebt. Zu sehen ist all das noch bis Ende Dezember. Wer möchte, kann aber auch den Ausblick vom Turm genießen.
Daten
Arenastraße 11, 46047 Oberhausen
Öffnungszeiten: Di. bis So., an Feiertagen und montags in den NRW-Ferien 10 bis 18 Uhr Tickets für die aktuelle Ausstellung „Wunder der Natur“kosten 10, ermäßigt 7 Euro Telefon: 0208 8503730. Mehr Infos unter www.gasometer.de Früher Das schmucke Backsteingebäude an der Kölner Schanzenstraße wurde 1903 gebaut, als das umliegende Mülheim noch eine selbstständige Stadt war. In den 30er-Jahren kam das E-Werk in den Besitz einer Firma, die hier Kabel und Elektrotechnik fertigte. Nach seiner industriellen Nutzung wurde das Gebäude in den 80er-Jahren unter Denkmalschutz gestellt und die Kölner Band BAP entwickelte eine Idee zur Umwidmung in einen Veranstaltungssaal. Heute Nachdem das E-Werk in den Anfangsjahren auch als Diskothek genutzt wurde, dient es heute nur noch für Konzerte und Bühnenaufführungen. Ein Highlight ist die im Karneval stattfindende Stunksitzung, außerdem treten regelmäßig hochkarätige Künstler auf, darunter die Red Hot Chili Peppers. Seit 1998 hat das E-Werk eine Schwester: In der gegenüberliegenden alten Maschinenbauhalle entstand das Palladium, ebenfalls ein Veranstaltungsort.
Daten
Schanzenstraße 37, 51063 Köln
Öffnungszeiten: abhängig von den Veranstaltungen
Telefon: 0221 96790. Mehr Infos unter www.e-werk-cologne.com Industriekultur statt Brache: Wo die Menschen früher malochten, finden sie heute Entspannung. Am schönsten erstrahlen viele Baudenkmäler bei Nacht, wenn sie bunt illuminiert werden. Früher Johann Gottfried Brügelmann war ein Pionier: 1783 gründete er in Ratingen mit der Baumwollspinnerei Cromford die wohl erste Fabrik auf europäischem Festland. Er hatte das Potenzial der maschinellen Herstellung von Garn erkannt und schreckte offenbar auch vor Industriespionage nicht zurück: Denn das Kernstück seiner Fabrik, die Waterframe-Spinnmaschine des Engländers Richard Arkwright, konnte Brügelmann nachbauen, ohne dass je herauskam, woher er die Konstruktionspläne kannte. Bis 1977 verarbeitete die Fabrik Baumwolle. Heute Als einer von sieben Schauplätzen des LVR-Industriemuseums erzählt die Textilfabrik Cromford ihren Besuchern heute viele Geschichten: von der Entwicklung der Industrie in Deutschland, von Baumwollfertigung und Kinderarbeit und von Modetrends, die vielleicht einmal wiederkommen. Zu sehen ist all das in einer Dauerausstellung in der fünfstöckigen „Hohen Fabrik“. Wer darüber hinaus etwas über die Familie Brügelmann erfahren möchte, kann das alte Herrenhaus besuchen, das sich den verschiedenen Familienmitgliedern widmet.
Daten
Cromforder Allee 24, 40878 Ratingen
Öffnungszeiten: Di. bis Fr. 10 bis 17 Uhr, Sa. und So. 11 bis 18 Uhr
Eintritt: 4,50 Euro, ermäßigt 3,50 Euro, Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre zahlen nichts Telefon: 02234 9921555. Mehr Infos unter www.industriemuseum.lvr.de Früher Bevor das Gelände im Duisburger Stadtteil Meiderich zum Naherholungsgebiet wurde, war es eines der Herzstücke der deutschen Metallindustrie: Bis 1985 wurde hier Roheisen in mehreren Hochöfen für die weitere Verarbeitung in den Thyssen-Stahlwerken produziert. In einer Bürgerinitiative setzten sich die Duisburger anschließend für den Erhalt des Geländes als Park und gegen einen Abriss ein. Mit Erfolg: 1994 wurde der Landschaftspark offiziell eröffnet. Heute Der Landschaftspark Duisburg-Nord ist der Alleskönner der Industriekultur: Auf dem 180-Hektar-Areal befinden sich Klettergärten, ein Tauchzentrum, Gärten, Wiesen und Wasserflächen. Der alte Hochofen 5 wurde zum Aussichtsturm, nachts wird das Areal von einer Lichtinstallation des Künstlers Jonathan Park erleuchtet, und im Sommer gibt es jedes Jahr ein Freiluftkino. Bei Führungen erfahren Besucher viel über die Geschichte von Park und Hüttenwerk.
Daten
Emscherstraße 71, 47137 Duisburg
Öffnungszeiten Park: täglich rund um die Uhr, Eintritt frei
Öffnungszeiten Besucherzentrum: Mo. bis Fr. 9 bis 18 Uhr, Sa. und So. 11 bis 18 Uhr Telefon: 0203 4291919. Mehr Infos unter www.landschaftspark.de Früher Der heutige Phoenix-See in Dortmund-Hörde war über mehr als 160 Jahre ein Industriestandort: 1841 gründete der Fabrikant Hermann Piepenstock hier ein Stahlwerk, das später zu ThyssenKrupp kam. Bis 2001 produzierte der Konzern darin Stahl. Im Gegensatz zu vielen ähnlichen Anlagen wurde die Hütte nach der Stilllegung nicht zur Freizeitstätte, sondern in einen großen See mit einem Naherholungsgebiet umgewidmet. Heute Auf rund 100 Hektar Fläche erstrecken sich heute der See und die anliegenden Wiesen, Fuß- und Radwege rund um das Gewässer. Besucher können sich entweder entlang des Ufers auf einer der Bänke entspannen oder eines der zahlreichen Freizeitangebote nutzen, darunter etwa Boulebahnen, Fußballkleinfeld- und Spielplätze. Der See ist außerdem für Wassersportler freigeben und es gibt einen Ruderbootverleih.
Daten
Hörder Burgstraße 1, 44263 Dortmund
Telefon: 0231 5029096
Mehr Infos unter www.phoenixseedortmund.de