Grosser Stress für Xhaka vor der EM
Zwei Finals innert vier Tagen mit Bayer Leverkusen – Nati-Captain Granit Xhaka leistet vor dem EM-Camp noch Überstunden.
Wenn Nationaltrainer Murat Yakin heute um 11.00 Uhr sein EM-Aufgebot verkündet, ist ein Name selbstverständlich: Granit Xhaka. Schliesslich führt er die Schweiz als Captain ans Turnier in Deutschland. Xhaka plus 25 andere Spieler darf Yakin nominieren. Am 7. Juni muss er sich definitiv entscheiden. Vorerst wird er einige Spieler zusätzlich nominieren, damit sich diese im Trainingscamp ab dem 27. Mai präsentieren und um ein EM-Ticket bewerben können.
Für Captain Xhaka steht in den nächsten Tagen allerdings noch sein Verein Bayer Leverkusen im Zentrum. Es wartet noch einmal ein Monsterprogramm. Am Samstag erhält der deutsche Meister nach dem letzten Saisonspiel gegen Augsburg die Meisterschale überreicht. Die Party wird sich aber in Grenzen halten. Schliesslich geht es für die Leverkusener gleich noch mit zwei Finalspielen weiter – in der Europa League und im DFBPokal.
Konkret wird der Tross von Bayer Leverkusen zunächst nach Dublin reisen, dort treffen Xhaka und Co. am Mittwoch im EL-Final auf Atalanta Bergamo. Von Irland geht es dann direkt weiter nach Berlin, wo am Samstag der DFB-Pokalfinal gegen Kaiserslautern stattfindet. Am Sonntag fliegt das Team wieder zurück in die Heimat, wo das letzte Highlight wartet.
Grosse Party am Sonntag – und dann direkt zur Nati?
Unabhängig von den Resultaten in den Finalspielen findet rund um das Stadion am Sonntag die grosse Meisterparty statt. Eine aussergewöhnliche Saison ist es ja ohnehin schon. Zur Erinnerung: Erstmals nach 11 Jahren wurde Bayern München in der Bundesliga entthront. Xhaka und seine Teamkollegen wollen aber mehr. Das Triple ist das eine Ziel. Die Saison tatsächlich ungeschlagen zu überstehen, das andere. Während Leverkusen im DFB-Pokal gegen Zweitligist Kaiserslautern (mit Jan Elvedi) als haushoher Favorit gilt, wird das Endspiel gegen Atalanta Bergamo mutmasslich eine ausgeglichene Angelegenheit. Die Italiener sind gut in Form, dank guter Rückrunde auf dem Weg zur Champions League, in der Coppa Italia verloren sie erst im Final (0:1 gegen Juventus Turin). Auf dem Weg in den EL-Final bezwangen sie unter anderem Liverpool ziemlich souverän.
Am Tag nach der grossen Meistersause in Leverkusen beginnt bereits das Nati-Trainingscamp in St.Gallen. Klar ist jetzt schon: Captain Xhaka wird zu Beginn noch fehlen. Er braucht einige Tage Erholung, bevor er einrückt. Bei den Vorbereitungsspielen gegen Estland (4. Juni in Luzern) und Österreich (8. Juni in St.Gallen) soll er aber dabei sein.
Die Frage bei Xhaka wird auch sein: Wie viel Belastung darf man ihm im Training zumuten? So, dass nach einer langen Saison das Verletzungsrisiko nicht unnötig steigt. Xhaka wird zum EM-Start mehr als 5000 Einsatzminuten in den Beinen haben. So viel wie sonst kein Schweizer. Einzig Manuel Akanji von Manchester City kann mithalten, er kratzt knapp an der 5000er-Marke. Überhaupt wird Xhaka einer von nur ganz wenigen EM-Stars sein, die 2024/25 auf über 5000 Spielminuten gekommen sind. Declan Rice (England), Virgil van Dijk (Holland), Bruno Fernandes (Portugal) und Rodri (Spanien) sind die anderen. Von den Schweizer Gruppengegnern gehört mit Schottlands Regisseur John McGinn nur ein einziger Spieler zum 5000er-Klub.
Dass Xhaka auch mit bald 32 Jahren diese Belastung noch erträgt, ist erstaunlich. Es spricht für ihn und seinen Umgang mit dem eigenen Körper. Bei einem Besuch in Leverkusen hat Xhaka mit CH Media auch über seine Verwandlung gesprochen. «Viele Sachen, die ich hinter den Kulissen mache, sieht man nicht. Ich bin mittlerweile viel professioneller. Das kommt mit dem Alter. Mit 19 oder 20 war das noch anders – verständlicherweise. Ab einem gewissen Alter sieht man Dinge anders. Ich ernähre mich anders. Ich schlafe anders – obwohl ich zwei Kinder habe, schlafe ich nicht schlechter, sondern sogar besser.»
«Nur noch eine ungesunde Mahlzeit pro Monat»
Konkret erwähnt er zudem die Ernährung: «Früher, da hatte ich immer mal wieder JunkFood. Jetzt gibt’s vielleicht nur noch einmal pro Monat eine ungesunde Mahlzeit statt einmal pro Woche. Mir wurde schon immer gesagt: Je älter ich werde, desto mehr muss ich an mir arbeiten. Das habe ich rasch realisiert, verstanden und auch umgesetzt.»
Als einer von nur wenigen Leverkusenern hat er die gesamte Saison nie verletzt gefehlt. Einzig aufgrund einer Gelbsperre verpasste er ein Bundesligaspiel (als der Titel schon längst gesichert war). In der EuropaLeague-Gruppenphase wurde er überdies zweimal geschont.
Auch im Kreis der Nationalmannschaft ist und war das Alter bei Granit Xhaka noch nie ein Thema. Anders als beispielsweise bei Xherdan Shaqiri (bald 33) oder Ricardo Rodriguez (bald 32). Das sind gute Aussichten für die EM, aber auch darüber hinaus. Es zeichnet sich bereits ab: Xhaka wird auch auf dem Weg zur WM 2026 (und hoffentlich am Turnier selbst) ein Anführer auf höchstem Niveau bleiben.