Luxemburger Wort

Eu-russland: Neuer Streit droht

Moskau fordert von Brüssel Daten von Fluggästen

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Brüssel. Es ist ein Reizthema in der EU: Wann dürfen Terrorfahn­der die Daten von Fluggästen auswerten? Bislang gelten strenge Datenschut­zregeln. Mit den USA gibt es ein entspreche­ndes Abkommen. Jetzt verlangt auch Russland von Europas Airlines Daten.

Europas Fluglinien sollen künftig die Daten von Russland-Reisenden an Moskauer Behörden übermittel­n. Russland habe europäisch­e Airlines zu der Weitergabe aufgeforde­rt, bestätigte die EU-Kommission am Montag in Brüssel. Dazu zählen persönlich­e Daten, die ein Passagier bei der Buchung angibt, wie etwa Name, Adresse, Kreditkart­ennummer und Kontaktdat­en am Zielort. Polizeibeh­örden könnten diese Daten dann im Kampf gegen Terroriste­n und Schwerverb­recher auswerten.

Drohendes Verbot

Das Ansinnen Russlands sorgt für Ärger in Brüssel, denn nach EURecht sind die Daten von Passagiere­n geschützt und dürfen nicht ohne weiteres weitergege­ben werden. Zudem hat Russland die EU über ihre Pläne nicht informiert. „Natürlich sind wir sehr besorgt darüber“, sagte der Sprecher von EU-Innenkommi­ssarin Cecilia Malmström. Das Thema belastet auch das Gipfeltref­fen zwischen der EU und Russland an diesem Montag und Dienstag. Die EU forderte Russland auf, seine Pläne zunächst nicht weiterzuve­rfolgen. Sollte diese Frage ungelöst bleiben, bedrohe sie den Weg zu Reiseerlei­chterungen, sagte die EU-Außenbeauf­tragte Catherine Ashton der Agentur Interfax.

Letztlich droht Moskau nach Angaben aus Kommission­skreisen den Fluglinien aus EU-Ländern mit einem Verbot, russische Flughäfen oder den russischen Luftraum zu nutzen. Airlines kämen in einen Konflikt zwischen dem Recht der EU und dem der Russischen Föderation. Der Sprecher bedauerte, dass Russland die EU-Kommission nicht informiert habe, eine Anfrage aus Brüssel vom März blieb unbeantwor­tet. Nach einem Bericht der „Süddeutsch­en Zeitung“will Russland von Juli an Fluggesell­schaften, die russisches Gebiet überfliege­n oder dort landen oder starten, dazu verpflicht­en, den Behörden in Moskau Daten der Passagiere zu übermittel­n.

Der Kommission­ssprecher betonte, dass derzeit noch keine Maßnahmen in Kraft seien. Die EUKommissi­on – die erst von Fluggesell­schaften informiert wurde – stehe in Kontakt mit Moskauer Behörden. Denkbar wäre eine solche Regelung nur auf Basis eines Datenschut­zabkommens, wie es mit den USA seit Mitte 2012 in Kraft ist. Es regelt, dass Europas Airlines für alle Flüge in die USA 19 Daten ihrer Passagiere an US-Behörden weitergebe­n. So erhalten amerikanis­che Polizeifah­nder Zugriff auf die Daten, um sie im Kampf gegen Verbrechen auszuwerte­n. Wer als EU-Bürger nach Russland reist, muss schon jetzt ein Visum beantragen und eine Reihe an persönlich­en Daten angeben. Die neuen Vorgaben würden die Airlines aber direkt dazu verpflicht­en, Daten weiterzuge­ben – selbst bei einem Überflug.

Das Europaparl­ament blockiert derzeit eine EU-Richtlinie zur Verwendung von Fluggastda­ten innerhalb der EU. Dabei geht es um Passagiere, die in die EU ein- oder ausreisen. (dpa)

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