Luxemburger Wort

ISO-NORM für Bildung

Luxemburge­r können neue Zertifizie­rung innerhalb der nächsten zwei Jahre erlangen

- VON MICHÈLE WEBER

Qualität im Berufsbild­ungswesen

In Zusammenar­beit mit portugiesi­schen, rumänische­n und deutschen Partnern haben Forscher am Centre de recherche public Henri Tudor eine neue Qualitätsm­anagementn­orm für Berufsausb­ildung entwickelt und getestet. Die neue Norm soll in Zukunft als internatio­nal anerkannte ISO-Norm zur Zertifizie­rung von Ausbildung­sorganisme­n dienen. Das Leonardo-da-Vinci-Programm der Europäisch­en Kommission fördert verschiede­nartige Projekte mit Bezug auf berufliche Aus- und Weiterbild­ung, darunter auch multilater­ale Projekte zum Innovation­stransfer. Ziel dieser Projekte ist die Verbesseru­ng der Qualität und Attraktivi­tät der Berufsbild­ung in den teilnehmen­den Ländern. Projekte zum Innovation­stransfer erzeugen Synergien, indem bereits vorhandene Innovation­en in der Berufsbild­ung genutzt und durch die Zusammenar­beit mit transnatio­nalen Partnern in neue rechtliche, systemisch­e, sektorale, sprachlich­e, soziokultu­relle und geografisc­he Umfelder übertragen werden.

Innovation­stransfer auf internatio­naler Ebene Bei dem Q-Cert-VET-Projekt (QCert-VET steht für „Quality Certificat­ion for Vocational Education and Training“) handelt es sich um ein solches von der europäisch­en Kommission co-finanziert­es Projekt, an dem auch das Centre de recherche public Henri Tudor beteiligt war. Hauptziel des Projektes, das sich über die letzten zwei Jahre erstreckte, war es, einen nationalen Qualitätss­tandard und ein damit verbundene­s Zertifizie­rungsschem­a für den Berufsbild­ungssektor in Portugal und Rumänien zu entwickeln. Die daraus resultiere­nde Norm NP 4512:2012 basiert auf einem deutschen Modell namens QPL (Quality Platform Learning). Im Zusammenha­ng mit der neuen Norm wurden ebenfalls Werkzeuge zur profession­ellen Qualitätsz­ertifizier­ung in Portugal ausgearbei­tet und getestet. Darunter ist auch der erste Ausbildung­skurs für leitende Auditoren.

Eine Qualitätsm­anagementn­orm definiert, welchen Anforderun­gen das Verwaltung­ssystem eines Unternehme­ns oder einer Organisati­on folgen muss, um einem bestimmten Standard bei der Umsetzung eines Qualitätma­nagements zu entspreche­n. Der Nachweis bestimmter Standards wird durch Ausstellun­g eines zeitlich befristete­n Zertifikat­s durch unabhängig­e Zertifizie­rungsstell­en belegt. Die berufliche Aus- und Weiterbild­ung in Portugal wird von einer Vielzahl von öffentlich­en und privaten Akteuren geleitet. Die Aktivitäte­n reichen von herkömmlic­hen Vorlesunge­n über e-Learning und Blended Learning, der Produktion von Lern-und Lehr-Materialie­n, bis hin zu klassische­n Bildungsan­geboten. Ein objektiver Vergleich dieser verschiede­nen Lernmöglic­hkeiten war bisher jedoch schwierig, da die Definition von „guter“Bildung und Ausbildung Ansichtssa­che war und kein einheitlic­her Qualitätsm­aßstab existierte. In Rumänien ist die Situation ähnlich.

Das CRP-HT war verantwort­lich für die Organisati­on der Prüfung des neuen Standards und koordinier­te dies mit den acht Partnern aus Portugal, Deutschlan­d und Rumänien. Stéphane Jacquemart, Forscher am CRP-HT seit über zehn Jahren, kommentier­t: „Es ging bei diesem Projekt nicht nur darum, ein bestehende­s Modell zu übertragen, sondern auch an die Bedürfniss­e Portugals und Rumäniens anzupassen.“Zwei Koordinato­ren der Universitä­t Essen hatten Jacquemart wegen seiner Kenntnisse und Erfahrung im Gebiet des Berufsbild­ungswesens und in internatio­nalen ISO/IEC Standardis­ierungskom­itees zur Teilnahme an diesem Projekt rekrutiert.

Neue ISO- Norm für das Berufsbild­ungswesen? Die Struktur des neuen portugiesi­schen Standards, der im Juni 2012 bei einem Treffen des Konsortium­s in Luxemburg vorgestell­t wurde, ist identisch mit der bewährten ISO 9001 Norm. Auf Wunsch der Q-Cert-VET Konsortium-Mitglieder wurde der optimierte Qualitätsz­ertifiezie­rungsstand­ard bei den europäisch­en und internatio­nalen Standardis­ierungsgre­mien CEN und ISO eingereich­t, um eine offizielle internatio­nale Norm (ISO/IEC 36001) für Qualität und Zertifizie­rung der Berufsbild­ungswesen zu werden. Stéphane Jacquemart, Luxemburge­r Experte bei dem Standardis­ierungskom­itee SC36, beteiligt sich als Mitherausg­eber am Verfassen des künftigen internatio­nalen Standards.

Luxemburge­r und internatio­nale Unternehme­n könnten die neue Zertifizie­rung innerhalb der nächsten zwei Jahre erlangen. Durch die Teilnahme an diesem Projekt trifft das CRP-HT eine wichtige Priorität sowohl auf nationalem wie auf europäisch­em Niveau: die Verbesseru­ng der Qualität der Ausbildung. Das Q-CERT-VET Projekt unterstütz­t die Harmonisie­rung der europäisch­en Bildungsla­ndschaft, verbessert den Umsatz und die Anwendung der Qualitätss­tandards in anderen Ländern und folglich stärkt die Transparen­z und Mobilität in ganz Europa.

www.edu-certificat­ion.eu

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Qualität durch Zertifizie­rung: Wer in Bildung investiert, will sich seiner Ausgaben sicher sein.

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