ISO-NORM für Bildung
Luxemburger können neue Zertifizierung innerhalb der nächsten zwei Jahre erlangen
Qualität im Berufsbildungswesen
In Zusammenarbeit mit portugiesischen, rumänischen und deutschen Partnern haben Forscher am Centre de recherche public Henri Tudor eine neue Qualitätsmanagementnorm für Berufsausbildung entwickelt und getestet. Die neue Norm soll in Zukunft als international anerkannte ISO-Norm zur Zertifizierung von Ausbildungsorganismen dienen. Das Leonardo-da-Vinci-Programm der Europäischen Kommission fördert verschiedenartige Projekte mit Bezug auf berufliche Aus- und Weiterbildung, darunter auch multilaterale Projekte zum Innovationstransfer. Ziel dieser Projekte ist die Verbesserung der Qualität und Attraktivität der Berufsbildung in den teilnehmenden Ländern. Projekte zum Innovationstransfer erzeugen Synergien, indem bereits vorhandene Innovationen in der Berufsbildung genutzt und durch die Zusammenarbeit mit transnationalen Partnern in neue rechtliche, systemische, sektorale, sprachliche, soziokulturelle und geografische Umfelder übertragen werden.
Innovationstransfer auf internationaler Ebene Bei dem Q-Cert-VET-Projekt (QCert-VET steht für „Quality Certification for Vocational Education and Training“) handelt es sich um ein solches von der europäischen Kommission co-finanziertes Projekt, an dem auch das Centre de recherche public Henri Tudor beteiligt war. Hauptziel des Projektes, das sich über die letzten zwei Jahre erstreckte, war es, einen nationalen Qualitätsstandard und ein damit verbundenes Zertifizierungsschema für den Berufsbildungssektor in Portugal und Rumänien zu entwickeln. Die daraus resultierende Norm NP 4512:2012 basiert auf einem deutschen Modell namens QPL (Quality Platform Learning). Im Zusammenhang mit der neuen Norm wurden ebenfalls Werkzeuge zur professionellen Qualitätszertifizierung in Portugal ausgearbeitet und getestet. Darunter ist auch der erste Ausbildungskurs für leitende Auditoren.
Eine Qualitätsmanagementnorm definiert, welchen Anforderungen das Verwaltungssystem eines Unternehmens oder einer Organisation folgen muss, um einem bestimmten Standard bei der Umsetzung eines Qualitätmanagements zu entsprechen. Der Nachweis bestimmter Standards wird durch Ausstellung eines zeitlich befristeten Zertifikats durch unabhängige Zertifizierungsstellen belegt. Die berufliche Aus- und Weiterbildung in Portugal wird von einer Vielzahl von öffentlichen und privaten Akteuren geleitet. Die Aktivitäten reichen von herkömmlichen Vorlesungen über e-Learning und Blended Learning, der Produktion von Lern-und Lehr-Materialien, bis hin zu klassischen Bildungsangeboten. Ein objektiver Vergleich dieser verschiedenen Lernmöglichkeiten war bisher jedoch schwierig, da die Definition von „guter“Bildung und Ausbildung Ansichtssache war und kein einheitlicher Qualitätsmaßstab existierte. In Rumänien ist die Situation ähnlich.
Das CRP-HT war verantwortlich für die Organisation der Prüfung des neuen Standards und koordinierte dies mit den acht Partnern aus Portugal, Deutschland und Rumänien. Stéphane Jacquemart, Forscher am CRP-HT seit über zehn Jahren, kommentiert: „Es ging bei diesem Projekt nicht nur darum, ein bestehendes Modell zu übertragen, sondern auch an die Bedürfnisse Portugals und Rumäniens anzupassen.“Zwei Koordinatoren der Universität Essen hatten Jacquemart wegen seiner Kenntnisse und Erfahrung im Gebiet des Berufsbildungswesens und in internationalen ISO/IEC Standardisierungskomitees zur Teilnahme an diesem Projekt rekrutiert.
Neue ISO- Norm für das Berufsbildungswesen? Die Struktur des neuen portugiesischen Standards, der im Juni 2012 bei einem Treffen des Konsortiums in Luxemburg vorgestellt wurde, ist identisch mit der bewährten ISO 9001 Norm. Auf Wunsch der Q-Cert-VET Konsortium-Mitglieder wurde der optimierte Qualitätszertifiezierungsstandard bei den europäischen und internationalen Standardisierungsgremien CEN und ISO eingereicht, um eine offizielle internationale Norm (ISO/IEC 36001) für Qualität und Zertifizierung der Berufsbildungswesen zu werden. Stéphane Jacquemart, Luxemburger Experte bei dem Standardisierungskomitee SC36, beteiligt sich als Mitherausgeber am Verfassen des künftigen internationalen Standards.
Luxemburger und internationale Unternehmen könnten die neue Zertifizierung innerhalb der nächsten zwei Jahre erlangen. Durch die Teilnahme an diesem Projekt trifft das CRP-HT eine wichtige Priorität sowohl auf nationalem wie auf europäischem Niveau: die Verbesserung der Qualität der Ausbildung. Das Q-CERT-VET Projekt unterstützt die Harmonisierung der europäischen Bildungslandschaft, verbessert den Umsatz und die Anwendung der Qualitätsstandards in anderen Ländern und folglich stärkt die Transparenz und Mobilität in ganz Europa.
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