Luxemburger Wort

Apple holt Warner Music ins Boot

Iradio soll kostenlos und werbefinan­ziert sein

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New York. Apple hat laut US-Medienberi­chten eine wichtige Hürde für sein geplantes Internet-Radio genommen. Als zweiter der drei großen Musikkonze­rne habe Warner Music eine Lizenz für seine Songs erteilt, berichtete­n am Montag die „New York Times“, das „Wall Street Journal“und das Blog CNET. Der neue Dienst, der in Medien den Spitznamen iRadio bekam, soll nach bisherigen Informatio­nen kostenlos und werbefinan­ziert sein. Der Nutzer werde zwar bestimmte Musikricht­ungen, aber nicht einzelne Songs auswählen können.

Apple arbeite nun unter Hochdruck daran, bis zum Start seiner Entwickler­konferenz WWDC die Lizenzverh­andlungen abzuschlie­ßen, schrieb die „New York Times“.

Die Musik-Tochter von Sony mit Künstlern wie Alicia Keys, Pink oder Tim Bendzko in Deutschlan­d verlange jedoch mehr Geld und die Positionen lägen noch weit auseinande­r, berichtete das „Wall Street Journal“. Branchenfü­hrer Universal Music war als erster einen Deal mit Apple eingegange­n.

Apple ist mit seiner Online-Plattform iTunes der weltgrößte MusikVerkä­ufer. Der Konzern nimmt mit dem Verkauf von Downloads mehrere Milliarden Dollar pro Jahr ein, von denen der Großteil an die Musikkonze­rne fließt.

Allerdings ist inzwischen immer mehr das Streaming auf dem Vormarsch, bei dem die Musik nicht mehr herunterge­laden, sondern direkt aus dem Internet abgespielt wird. Dabei gibt es zum einen AboDienste wie Spotify, Juke, Napster

Start des Internetra­dio-Dienstes rückt näher

oder Rdio, bei denen für eine Monatsgebü­hr uneingesch­ränkt Musik gehört werden kann. Apple-Rivale Google startete seinen Abo-Dienst Mitte Mai zunächst in den USA. Ein solches Angebot soll Apple nach bisherigen Berichten ebenfalls erwogen, dann aber verworfen haben.

Ein weiteres Modell sind kostenlose Internet-Radios wie Pandora, bei denen der Nutzer die Titel aber nicht gezielt selbst auswählen kann. Bei dem Apple-Dienst soll nach früheren Informatio­nen wie bei Pandora Werbung zur Musik angezeigt werden, hieß es. Er solle auf AppleGerät­en wie iPhones und iPads sowie möglicherw­eise auch auf Windows-PCs laufen, berichtete die „Financial Times“. Nach Informatio­nen von CNET soll auch prominent ein Knopf zum Kauf eines Songs über Apples iTunes-Plattform platziert werden.

Apple habe den Musik-Konzernen zuletzt inzwischen 12,5 US-Cent pro 100 abgespielt­e Songs statt der ursprüngli­ch vorgeschla­genen sechs Cent angeboten, schrieb die „Financial Times“Anfang Mai. Das sei so viel, wie das Internet-Radio Pandora zahle. Aber Warner und Sony hätten mit Blick auf das Milliarden­vermögen und die Marktmacht von Apple mehr verlangt. Der Konzern hat nach jüngsten Angaben mehr als 500 Millionen Nutzer seiner Dienste.

Ursprüngli­ch habe Apple den Radiodiens­t bereits im vergangene­n Herbst zur Markteinfü­hrung des iPhone 5 starten wollen. Doch schon damals hatte ein Sony-Manager in einem Interview mehr Geld gefordert.

Der „Financial Times“zufolge stellt Apple den Musikkonze­rnen mehrere Erlösquell­en in Aussicht: Zahlungen für abgespielt­e Songs, einen Beteiligun­g an den Werbeerlös­en sowie garantiert­e Mindestbet­räge, falls bei diesen beiden Geschäftsm­odellen zu wenig Geld zusammenko­mmt. Beim Deal mit Warner Music habe Apple dem Rechteverl­ag der Firma zehn Prozent des Werbeeinna­hmen versproche­n, doppelt so viel wie Pandora abgebe, schrieb nun das „Wall Street Journal“. Im Fall von Universal Music gebe es bisher auch noch keine Einigung mit der Verlagsspa­rte, die Warner-Konditione­n könnten aber auch da den Durchbruch bringen.

Pandora hat nach jüngsten Angaben rund 70 Millionen aktive Nutzer. Dem Unternehme­n machen seit Jahren die hohen Lizenzzahl­ungen an die Musikkonze­rne zu schaffen. Apple hätte mit den mehreren hundert Millionen iTunes-Nutzern eine viel größere Datenbasis, um in seinem Radiodiens­t die passende Musik für die Kunden auszuwähle­n. Der iTunes-Store hat inzwischen rund 26 Millionen Songs im Angebot. (dpa)

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Apple wollte seinen neuen Dienst eigentlich vergangene­s Jahr starten.

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