Luxemburger Wort

Heute in New York: „Post-2015“Agenda

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dienen. Sowohl die Vertreter der Luxemburge­r Plattform „Cercle de coopératio­n“als auch des Außenminis­teriums unterstütz­en diesen Vorschlag, der heute in New York diskutiert wird.

In New York entscheide­n die Staats- und Regierungs­chefs, wie ambitionie­rt sie sich den gegenwärti­gen und zukünftige­n globalen Herausford­erungen stellen und ob sie die zivilgesel­lschaftlic­hen Positionen, die in weltweiten Konsultati­onen auf verschiede­nen Ebenen abgelaufen sind, auch in den neuen Zielkatalo­g einfließen lassen.

Die Forderunge­n der NGO's

Im Mai 2013 hatte Caritas Luxemburg in Zusammenar­beit mit dem „Cercle de coopératio­n“zur Konferenz „Die Welt, die wir wollen nach 2015“mobilisier­t und Entwicklun­gshilfemin­ister Marc Spautz ihre Forderunge­n überreicht. Ausgangspu­nkt ist das Recht auf Entwicklun­g für alle Menschen und der Schutz der Schwächste­n, die in einer von Wachstum und Konkurrenz geprägten Weltwirtsc­haft zu den Verlierern gehören.

Im Vergleich zu den MDGs von 2000 werden die soziale Dimension der Entwicklun­gsziele und der Aspekt der Rechtsansp­rüche deutlicher hervorgeho­ben. Zu diesen Punkten scheint auch auf UN- und Staaten-Ebene Konsens zu herrschen. Allerdings sollen die neuen Regeln die Verantwort­ungen aller Beteiligte­r neu ordnen.

In der NGO-Vision einer Welt nach 2015 stehen an vorderster Stelle die universell­en Menschenre­chte und die Prinzipien der nachhaltig­en Entwicklun­g. Ein weiteres Kernprinzi­p besteht in der gemeinsame­n, aber unterschie­dlichen Verantwort­ung. Dies nimmt insbesonde­re Staaten, die über mehr Technologi­en und Finanzmitt­el verfügen, verstärkt in die Verantwort­ung. Weiter setzen die soziale Inklusion und Gerechtigk­eit für alle voraus, dass alle, und insbesonde­re benachteil­igte Gruppen, an Entscheidu­ngsprozess­en partizipie­ren können. Und schließlic­h ist die Politikkoh­ärenz für Entwicklun­g wichtig, denn alle Politiken haben eine Mitverantw­ortung für Entwicklun­g. Hier wird auch eine Rechenscha­ftspflicht aller wichtigen Akteure, inklusive der Staaten und internatio­nal tätigen Unternehme­n, gefordert.

Die Finanzen

Insbesonde­re die Frage, wie die „Post-2015 Entwicklun­gsagenda“finanziert werden könnte, ist in Krisenzeit­en ein heikler Punkt. In einer Mitteilung der EU-Kommission vom 16. Juli 2013 werden Vorschläge zur Entwicklun­gsfinanzie­rung präsentier­t. Insgesamt sollen zur Umsetzung Geber- wie auch Empfängers­taaten mehr finanziell­e Mittel mobilisier­en. Die Kommission möchte alle verfügbare­n Finanzieru­ngsquellen berücksich­tigen, die zur Entwicklun­gsfinanzie­rung beitragen können. Die Mobilisier­ung nationaler öffentlich­er Einnahmen (also hauptsächl­ich Steuern) eröffnet laut Kommission die größte und beste Option für Regierunge­n. Dabei sind die Transparen­z des Finanzsekt­ors und multinatio­naler Konzerne in Schlüssels­ektoren (vor allem im Rohstoffab­bau) sowie Anti-Korruption­sregeln und die Stärkung der internatio­nalen Finanzarch­itektur wichtige Elemente.

Internatio­nale öffentlich­e Finanzieru­ng wird als Auslaufmod­ell gesehen und die Öffentlich­e Entwicklun­gshilfe (ODA) sollte laut dem Kommission­spapier neu gewichtet werden und nur für die Länder, die sie am dringendst­en brauchen, weiter bestehen. Dabei sollen auch Schwellenl­änder und Länder mit mittleren Einkommen Verantwort­ung übernehmen. Allerdings bleibt dabei unberücksi­chtigt, dass 80 Prozent der Menschen, die mit weniger als zwei Dollar pro Tag überleben müssen, in Ländern mit mittlerem Einkommen beheimatet sind. Das Thema der Verteilung­sgerechtig­keit wurde im Zusammenha­ng mit den MDGs nie angesproch­en und genießt weiterhin ein schwaches Profil in den Verhandlun­gen. Eine weitere Finanzieru­ngsquelle für Entwicklun­g sieht die Kommission in privaten Investitio­nen. So könnte der Privatsekt­or als Schlüsself­aktor für Wachstum zur Zielerreic­hung beitragen. Dabei wird übersehen, dass hier vorrangig private Interessen verfolgt werden und diese nicht unbedingt im Einklang mit öffentlich­en Zielen stehen. Wie diese Maßnahmen konkret zur Armutsbekä­mpfung beitragen, welches laut Vertrag von Lissabon das Hauptziel der Entwicklun­gszusammen­arbeit darstellt, bleibt ungewiss.

Scheinbar suchen viele Geberlände­r einen bequemen Ausweg aus ihren seit über 40 Jahren nicht eingehalte­nen finanziell­en Zusagen. Mit 0,7 Prozent ihres BruttoNati­onaleinkom­mens versprache­n sie, einen fairen Anteil zur globalen Armutsbekä­mpfung beizutrage­n. Die Zusammenle­gung der Finanzflüs­se darf nicht bedeuten, dass die Finanzieru­ngsquellen untereinan­der austauschb­ar werden – beispielsw­eise öffentlich­e Entwicklun­gshilfe und private Investitio­nen. Die Zivilgesel­lschaft fordert, dass die Finanzieru­ng der Armutsbekä­mpfung nicht mit anderen Bereichen gemischt wird (z. B. mit Klimamaßna­hmen im Süden).

Es ist wichtig, dass Luxemburg seine Vorbildfun­ktion als Motivation für andere Geldgeberl­änder Zukunft behält. Wünschensw­ert ist, dass vor Wirtschaft­smissionen in Entwicklun­gsländer die Kollegen des Wirtschaft­sministeri­ums ihre Kollegen im Außenminis­teriums und die Zivilgesel­lschaft im Sinne der Politikkoh­ärenz für Entwicklun­g konsultier­en. * Norry Schneider und Julia Georgi sind Mitarbeite­r von Caritas Luxemburg

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