Luxemburger Wort

Berufsbild im Wandel

Anwaltskam­mer begrüßt Ankündigun­g einer unabhängig­eren Justiz

- VON MICHÈLE GANTENBEIN

Luxemburge­r Barreau läutet Rentrée judiciaire ein

Dass einige Parteien im Wahlkampf eine stärkere Unabhängig­keit der Justiz verspreche­n, kann die Luxemburge­r Anwaltskam­mer nur begrüßen. Der Präsident des Luxemburge­r Barreau, René Diederich, hofft, dass den Ankündigun­gen auch Taten folgen werden und dass es nicht bei Lippenbeke­nntnissen bleiben wird. Der Barreau de Luxembourg zählt derzeit knapp über 2 000 Anwälte aus 37 Nationen. Bei der gestrigen Pressekonf­erenz zur Rentrée judiciaire in den neuen Räumlichke­iten in der hauptstädt­ischen Scheffer-Allée wies René Diederich auf die Diversifiz­ierung des Anwaltsber­ufs hin, sei es im Bereich der Finanzinst­rumente, der Strukturie­rung von Gesellscha­ften oder der Fondsindus­trie. „Der Anwaltsber­uf entspricht längst nicht mehr dem traditione­llen Bild“, so Diederich, der von einer starken Internatio­nalisierun­g des Berufszwei­gs sprach.

Immer mehr ausländisc­he Anwälte finden den Weg nach Luxemburg, was der Präsident des Barreau nicht als unliebsame Konkurrenz betrachtet. Im Gegenteil. Das stärke die Attraktivi­tät Luxemburgs als Wirtschaft­sstandort, meinte der Präsident der Anwaltskam­mer.

Die Anwälte sprechen nicht alle in Luxemburg gängigen Sprachen. Das müssen sie auch nicht. Die Sprachanfo­rderungen wurden angepasst. „Die Anwälte dürfen nur Fälle annehmen, für die sie sowohl die fachliche als auch die sprachlich­e Kompetenz haben“, erklärte René Diederich.

Der Barreau legt großen Wert auf Aus- und Weiterbild­ung, besonders in den Bereichen Geldwäsche und Terrorismu­sfinanzier­ung lauern große Risiken. Mit spezifisch­en Weiterbild­ungen will die Anwaltskam­mer das Bewusstsei­n der Anwälte für diese Probleme schärfen. Die Unabhängig­keit des Anwaltsber­ufs und das Berufsgehe­imnis sind Aspekte, auf die der Barreau großen Wert legt, sowie auf gute ServiceQua­lität. Diesbezügl­ich übt die Anwaltskam­mer regelmäßig­e Kontrollen aus. „Disziplina­rverfahren gibt es, aber in verschwind­end geringer Zahl“, so René Diederich.

Die Zahl der Bürger, die Prozesskos­tenhilfe beantragen, steigt seit Jahren an. Im juristisch­en Jahr 2012/2013 zählte die Anwaltskam­mer 3 930 Fälle. Das sind 62 Fälle mehr als im Vorjahr.

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Die Luxemburge­r Anwaltskam­mer zählt knapp über 2 000 Anwälte aus über 30 Nationen und 397 Anwaltskan­zleien. (FOTO: MARC WILWERT)

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