Luxemburger Wort

Rücktritts­orgie bei den Grünen

Nach Roth und Künast verzichtet auch Trittin auf seinen bisherigen Posten

- VON HELMUT UWER ( BERLIN)

Die Bundestags­wahl und die Folgen

Bis auf 23 Prozent waren die Grünen noch vor einem Jahr taxiert worden. Doch am Wahlabend war das Ergebnis nicht einmal mehr zweistelli­g. 8,4 Prozent hat die Ökopartei erzielt. Das sind zwar nur 2,4 Prozent weniger als vor vier Jahren. Aber nach den grünen Höhenflüge­n und dem Traum von der Volksparte­i war dieser Absturz bitter. Selbst in Baden-Württember­g, wo seit einem Jahr der erste grüne Ministerpr­äsident regiert, hat die Ökopartei Punkte eingebüßt. Als Erstes hatten am Montag die beiden Parteichef­s Claudia Roth und Cem Özdemir ihre Ämter zur Dispositio­n gestellt. Während Özdemir auf dem Parteitag im November aber wieder antreten will, gab Roth am Dienstag ihren Verzicht bekannt. 13 Jahre stand die frühere Managerin der Band „Ton Stein Scherben“an der Spitze der Partei. Im letzten Jahr hatte sie ihre bitterste Niederlage erlitten, als sie bei der Urwahl für die Spitzenkan­didatur mit 26 Prozent das schlechtes­te Ergebnis einfuhr.

Als dann gestern Morgen auch Künast erklärte, sie werde nicht erneut für den Fraktionsv­orsitz kandidiere­n, wuchs der Druck auf Trittin. Denn er wird als Hauptspitz­enkandidat am meisten für den Misserfolg verantwort­lich gemacht. Als sich dann auch noch der frühere Oberguru Joschka Fischer zu Wort meldete, war Trittins Zeit abgelaufen.

Fischer, dessen Verhältnis zur gegenwärti­gen Parteispit­ze gespannt ist, hatte sich im Wahlkampf nicht engagiert. Nun warf er den Spitzenkan­didaten vor, sie hätten „eine Strategie verfolgt, die nicht nur keinen neuen Wähler gewann, sondern auch viele alte vergraulte.“Statt über Umwelt und Europa sei über Steuern und Abgaben geredet worden. Trittins

Mit dem Abtreten von Roth, Künast und Trittin setzt bei den Grünen der Generation­swechsel ein. Das bedeutet zugleich den Abschied von bekannten Namen. Nachrücken wird eine Generation politische­r Nobodys, die sich erst einen Namen machen müssen wie Hofreiter und die frühere saarländis­che Umweltmini­sterin Simone Peter, die Parteichef­in werden will.

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Jürgen Trittin wird als Hauptspitz­enkandidat am meisten für den Misserfolg verantwort­lich gemacht.

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