Luxemburger Wort

Keine Vertuschun­g im Missbrauch­sskandal

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Rom. Benedikt XVI. hat sich gegen den Vorwurf der Vertuschun­g des Missbrauch­sskandals in der katholisch­en Kirche verwahrt. Es müsse alles getan werden, damit sich solche Vorfälle niemals wiederholt­en, schrieb der emeritiert­e Papst in einem Antwortbri­ef an den Mathematik­er und Atheisten Piergiorgi­o Odifreddi, aus dem die Tageszeitu­ng „La Repubblica“Auszüge veröffentl­ichte. „Niemals habe ich versucht, diese Dinge zu vertuschen“, betont Benedikt XVI. Zudem sei erwiesen, dass es im kirchliche­n Raum nicht häufiger zu Kindesmiss­brauch komme als in anderen Teilen der Gesellscha­ft. Wer über das Schlechte in der Kirche rede, dürfe über das Gute nicht schweigen. Bis heute motiviere die christlich­e Botschaft die Gläubigen zu Werken der Nächstenli­ebe und der Gerechtigk­eit. Dafür stünden Menschen wie Franz von Assisi und Mutter Teresa. In dem elf Seiten umfassende­n Schreiben weist das frühere Kirchenobe­rhaupt auch Vorwürfe gegen sein theologisc­hes Werk zurück, die Odifreddi in seinem Buch „Caro Papa, ti scrivo“erhebt. Die Theologie ist nach seinen Worten kein bloßes Fantasiere­n, wie Odifreddi behaupte. Sie verbinde vielmehr die Religion mit der Vernunft: „Beide bedürfen einander.“Andernfall­s würden sowohl die Religion wie die Vernunft von „Krankheite­n“befallen. Dem Mathematik­er legt Benedikt XVI. nahe, sich intensiver mit der historisch­en Auslegung der Bibel zu befassen. Odifreddis Behauptung, über den historisch­en Jesus sei kaum Gesicherte­s bekannt, steht aus Sicht des Theologen Joseph Ratzinger, der 2012 sein mehrbändig­es Werk über Jesus von Nazareth abschloss, nicht auf der Höhe der Forschung. (KNA)

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