Luxemburger Wort

„Wie somalische Seeräuber“

Moskau wirft 30 gefangenen Greenpeace-Aktivisten Piraterie vor

- VON STEFAN SCHOLL ( MOSKAU)

Nach Protestakt­ion gegen russische Bohrplattf­orm in der Barentssee

Wladimir Markin, Sprecher des russischen Ermittlung­skomitees, war kategorisc­h: „Alle Personen, die sich an der Attacke auf die Bohrplattf­orm beteiligt haben, werden strafrecht­lich zur Verantwort­ung gezogen.“Seine Behörde eröffnete gestern gegen die Besatzung des Greenpeace-Eisbrecher­s „Arctic Sunrise“ein Strafverfa­hren wegen „Seeräubere­i“. Damit drohen etwa 30 Greenpeace-Aktivisten aus 18 Ländern bis zu 15 Jahren Gefängnis. Am Donnerstag war die „Arctic Sunrise“nach einer Protestakt­ion gegen eine russische Bohrplattf­orm in der Barentssee von Elitekämpf­ern des „Föderalen Sicherheit­sdienstes“(FSB) mit vorgehalte­nen Maschinenp­istolen gekapert worden. Danach schleppte ein Schiff der Küstenwach­e die „Arctic Sunrise“in den Hafen Murmansk.

Schon beim Versuch, am Tag zuvor die Ölbohrplat­tform der Firma Gasprom-Schelf im arktischen Ölfeld „Priraslomn­aja“zu entern, waren laut BBC vier Umweltschü­tzer von russischen Sicherheit­skräften festgenomm­en worden. Dabei setzten die Russen Wasserwerf­er ein und feuerten Warnschüss­e ab.

Trotz internatio­naler Proteste und einem Aufruf von 40 Umweltorga­nisationen an Wladimir Putin, die Mannschaft der „Arctic Sunrise“freizulass­en, zeigte sich Moskau gestern hart. „Greenpeace ist zu radikal aufgetrete­n“, sagte Sergei Iwanow, Chef der Kremlverwa­ltung, dem Staatssend­er NTV. Die Umweltschü­tzer hätten sich wie Piraten aufgeführt. „Sie benutzen ihre Schlauchbo­ote so geschickt wie somalische Seeräuber.“Der Inlandsgeh­eimdienst FSB warf den Ökologen in einer Erklärung gar „Terrorismu­s“vor. „Wer es als

Die Opposition­spolitiker­in Jewgenija Tschirikow­a warf den russischen Behörden gestern ihrerseits Seeräubere­i vor. „Die Sicherheit­sorgane dienen nur noch unserer Rohstofflo­bby. Greenpeace hat bewiesen, wie gefährlich es ist, in der Barentssee nach Öl zu bohren, dafür bezahlt es jetzt“, sagte sie unserer Zeitung. Die westlichen Regierunge­n aber sollten über einen Boykott der kommenden Winterolym­piade in Sotschi nachdenken.

„Die ganze Welt kennt Greenpeace“, kommentier­te Radio Kommersant FM. „Jetzt weiß sie auch, wer der FSB ist.“

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Abgeschlep­pter Greenpeace-Eisbrecher „Arctic Sunrise“im Hafen von Murmansk.

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