Der Strom wird intelligent
Die Energie soll nicht nur „grüner“, sondern auch eingespart werden
Die Zukunft der Energieversorgung in Luxemburg
und seinen Anteil an regenerativen Ressourcen beim Energieverbrauch bis zum Ende des Jahrzehnts auf elf Prozent anzuheben.
Die Energie soll nicht nur „grüner“, sie soll auch eingespart werden. Wirtschaftsminister Etienne Schneider setzt resolut auf Energieeffizienz. „Energie, die erst gar nicht gebraucht wird, stellt die beste Einsparung dar“, unterstreicht der Minister.
Die Einsparmöglichkeiten beeinflussen den Häuserbau. Ab Juli 2012 werden keine Baugenehmigungen für Wohnungshäuser erteilt, die nicht wenigstens der Klasse B (Gesamtenergieeffizienz), respektiv C (Wärmeschutz) angehören.
Ob Luxemburg die EU-Vorgaben bei der Versorgung mit erneuerbaren Energien erreichen wird, bezweifeln viele Experten. Sicher ist jedoch: Die Zukunft der Energieversorgung wird „smart“(Englisch: schlau, intelligent).
In der Studie „Enovos Trendwatch 2020“identifiziert der Luxemburger Energieversorger vier „intelligente“Anwendungsbereiche der Energiewirtschaft. Alle vier werden die Energiewende voranbringen, heißt es in der Analyse. Stromzähler werden zu „ Smart Meters“Dabei geht es in erster Hinsicht um die „Smart Energy“– der Tatsache, dass erneuerbare Energien zur tragenden Säule der Energieversorgung aufsteigen.
Die Energiewende hat aber für Netzbetreiber ihre Tücken: Mal gibt es zu viel, mal gibt es zu wenig Wind- und Solarstrom. Um diese Schwankungen auszugleichen, sind intelligente Netze unabdingbar.
Über das Energienetz der Zukunft – das „Smart Grid“– steuern Versorgungsunternehmen die Energieproduktion genau. Das funktioniert, weil sie über das intelligente Stromnetz die Produktionsdaten der dezentralen Stromerzeuger wie Wind- und Solarparks, von Fotovoltaikanlagen oder aus Hausblockkraftwerken sowie die aktuellen Verbrauchsdaten der intelligenten Zähler – „Smart Meter“– in den Haushalten und Unternehmen in Echtzeit empfangen und unmittelbar in die Produktionsplanung einbeziehen.
So kann ein besseres Gleichgewicht von Angebot und Nachfrage im Stromnetz erreicht werden. Der Netzbetreiber Creos plant, die herkömmlichen Stromzähler in den kommenden Jahren gegen sogenannte „smart meters“auszutauschen. „Bis 2020 soll das ganze Land eine einzige Kommunikationsplattform bilden“, erwartet Creos-Chef Romain Becker.
Kleiner, leichter, effizienter: Beim Stromtransport sagen die Hersteller neuartiger Supraleitungskabel den Quantensprung vorher. Nach fast 20 Jahren Forschung sind die auf minus 200 Grad gekühlten Kabel nun reif für die industrielle Anwendung.
Die Energiewende in den eigenen vier Wänden Für den Endverbraucher am sichtbarsten wird die Energiewende aber beim „Smart Home“. Hier geht es vor allem um Energieeffizienz. Das Einsparpotenzial ist enorm, denn mehr als 40 Prozent der weltweit verbrauchten Energie wird von Gebäuden „konsumiert“. Gebäude verursachen zudem ein Fünftel aller CO2-Emissionen. Nach der EU-Gebäuderichtlinie soll bis 2050 ein klimaneutraler Gebäudebestand erreicht werden. Bereits Ende 2020 sollen alle Neubauten „Niedrigstenergiegebäude“sein. Der bei diesem Gebäudetyp fast bei null liegende Energiebedarf wird dann zu einem überwiegenden Teil aus erneuerbarer Energie gedeckt.
Das „intelligente Haus“kann aber noch viel mehr als nur Energie sparen. Elektrische Geräte, Fenster oder die Heizung fangen an, „mitzudenken“. Alle sind miteinander vernetzt, ihr Zusammenspiel wird durch intelligente „Homebox-Systeme“gesteuert.
Die demografische Entwicklung ist ein weiterer Treiber neuer wohn- und Lebensformen. 2030 wird jeder fünfte Europäer 65 Jahre oder älter sein. Kleine mobile Roboter, sogenannte Gesundheitsassistenten, werden dann wichtige Beiträge leisten, um älteren Menschen ein selbstbestimmtes Leben in ihren vier Wänden zu ermöglichen.
Öffentlicher Transport und Individualverkehr sollen klimafreundlich und nachhaltig werden. Das ist einfacher gesagt als getan, denn auch Elektrofahrzeuge schonen die Umwelt nur dann stärker als Wagen mit Benzin- oder Dieselmotoren, wenn sie mit Strom aus erneuerbaren Energien versorgt werden. Momentan verursacht der weltweite Straßenverkehr etwa zehn Prozent der für den Klimawandel verantwortlichen Emissionen. Ein Auto, das völlig ohne Emissionen auskommt – darauf arbeiten die Ingenieure mit Hochdruck hin. Emissionsfreie Mobilität mag ein Zukunftstraum sein, gilt aber als realisierbar. Das Ziel kommt immer näher: Schon für 2020 glaubt eine Mehrzahl an Experten, dass Elektrofahrzeuge umweltfreundlicher als Autos mit Verbrennungsmotoren sein werden.