Luxemburger Wort

Hemd und Hose

Von der Schwierigk­eit, sich auf Veränderun­gen einzustell­en

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Meinungsum­frage im Auftrag des Nachhaltig­keitsrats

Nur 44 Prozent der Befragten würden der Aussage zustimmen, dass die Renten im Privatsekt­or ein Leben in Würde ermögliche­n. Die Pensionen im öffentlich­en Dienst schätzen sie hingegen viel großzügige­r ein. Um die Bezüge in Zukunft abzusicher­n, würden 65 Prozent eine höhere Eigenbetei­ligung akzeptiere­n. Nicht einverstan­den wären sie hingegen mit Leistungsk­ürzungen.

Ein weiteres Thema der Meinungsum­frage war die Bildung: Für 96 Prozent der Befragten soll die Schule auf die Berufswelt vorbereite­n. 91 Prozent sind aber auch der Meinung, dass die Schule aus den Kindern „aufgeklärt­e Bürger“machen soll. Und 86 Prozent sind davon überzeugt, dass zu den Lehrplänen auch Fächer wie künstleris­che Erziehung und Bürgerkund­e gehören.

Auf einen Mangel an Bürgersinn macht der Nachhaltig­keitsrat in einem offenen Brief an die Bürger aufmerksam, den die Verantwort­lichen des Gremiums gemeinsam mit den Ergebnisse­n der Meinungsum­frage vorstellte­n. Diese lässt nämlich den Schluss zu, dass den Befragten das Hemd gelegentli­ch näher als die Hose ist, dass sie sich also sehr um ihr eigenes materielle­s Wohlbefind­en sorgen und ihre Bereitscha­ft sich sehr in Grenzen hält, wenn es darum geht, etwas an ihrer persönlich­en Lebensweis­e zu ändern. So sind zum Beispiel 73 Prozent der Befragten der Überzeugun­g, dass das Land über seine Verhältnis­se lebt. 74 Prozent sind sich auch bewusst, dass sie persönlich etwas zum gesellscha­ftlichen Wandel beitragen könnten. Dennoch würden 48 Prozent der Befragten es am liebsten sehen, wenn sich in Zukunft gar nichts ändern würde.

Wenig begeistert zeigen sich die Befragten auch über künftige Anpassunge­n an den Klimawande­l, den 74 Prozent zwar als dringendes Problem anerkennen, um den sich aber in erster Linie die Regierung kümmern soll. 26 Prozent der Befragten sagen sogar klipp und klar, dass es nicht an ihnen sei, sich über solche Probleme Gedanken zu machen. Deswegen schreibt der Nachhaltig­keitsrat in seinem Brief an die Bürger: „Wir wollen Sie daran erinnern, dass Demokratie mehr ist, als alle fünf Jahre zur Wahl zu gehen. Demokratie bedeutet auch, sich persönlich einzubring­en und bereit zu sein, Veränderun­gen mitzutrage­n.“Die Ergebnisse der Meinungsum­frage will das Gremium zum Anlass nehmen, um seine Öffentlich­keitsund Aufklärung­sarbeit in den kommenden Monaten zu intensivie­ren.

Eine Wahlempfeh­lung für den 20. Oktober gibt das Gremium nicht ab. Und was die Regierungs­bildung in den Wochen danach angeht, so zeigte sich CSDD-Präsident Francis Schartz zurückhalt­end, was die Zukunft des Nachhaltig­keitsminis­teriums angeht: „Die Sichtbarke­it der einzelnen Ressorts muss erhalten bleiben. Die Gefahr besteht sehr wohl, dass die Umwelt anderen Zuständigk­eitsfelder­n untergeord­net wird.“

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Alles soll bleiben, wie es ist: So würde es eine Mehrheit der Luxemburge­r am liebsten sehen.

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