Luxemburger Wort

Chinas KP plant den großen Wurf

Korruption, Überkapazi­täten und immer schlimmere Umweltvers­chmutzung mehren Rufe nach umfassende­n Reformen

- VON FELIX LEE ( PEKING)

Parteikong­ress an diesem Wochenende

So wie bisher geht es mit Chinas Wirtschaft nicht mehr weiter. Korruption, Überkapazi­täten und die immer schlimmere Umweltvers­chmutzung mehren die Rufe nach umfassende­n Reformen. Der Parteikong­ress an diesem Wochenende soll es richten. Was waren die Erwartunge­n groß, als vor einem Jahr Xi Jinping und Li Keqiang die Führung übernahmen. Sie wirkten agil, reformfreu­dig und schienen mit ihrer heiteren und anpackende­n Art einen völlig neuen Politiksti­l in dem ansonsten starren Partei- und Regierungs­apparat zu pflegen. Inzwischen ist jedoch Ernüchteru­ng eingekehrt. Denn von den vielen Ankündigun­gen ist bislang nur wenig wirklich in Taten umgesetzt. Umso mehr ruhen nun die Hoffnungen auf diesen Samstag, an dem das „Dritte Plenum des 18. Zentralkom­itees der Kommunisti­schen Partei" beginnt.

So sperrig der Titel klingt, die Zusammenku­nft der Parteikade­r zum dritten Plenum hat es durchaus in sich. Denn hier treffen sich die 376 mächtigste­n Männer und Frauen Chinas zu einer ehrgeizige­n Konferenz und wollen die Leitlinien der Wirtschaft­spolitik für die kommenden Jahre festlegen. Die meisten von ihnen wissen: Trotz des rasanten wirtschaft­lichen Aufstiegs und dem enormen Wohlstands­gewinn der Xu Xiaonian von der China Europe Internatio­nal Business School. Wie schnell sich die chinesisch­e Wirtschaft erholt, werde von dieser Anpassung abhängen.

So wie Xu sehen viele Ökonomen China vor einem Scheideweg: Soll es weiterhin wie bisher auf die Staatswirt­schaft setzen und seine Großuntern­ehmen nur effiziente­r machen? Oder braucht das Riesenreic­h mehr freies Spiel der Kräfte und mehr private Mittelstän­dler? Premier Li Keqiang, selbst Ökonom, hat in den vergangene­n Wochen mehrfach die Ansicht vertreten, dass Wirtschaft ein dynamische­r Prozess sei und die Firmen Freiheiten brauchten, um leistungsf­ähig zu sein.

Doch innerhalb der Kommunisti­schen Partei scheint er auf viel Widerstand zu stoßen. Und um wirklich etwas zu bewegen, müsste die Kommunisti­sche Partei einen Teil ihrer Macht abgeben. Gerade die Provinz- und Lokalregie­rungen ähneln Wirtschaft­sunternehm­en mit voller Kontrolle über die Firmen und Investitio­nen vor Ort. Das verschafft ihnen die Macht von Fürsten, und große Möglichkei­ten, sich zu bereichern. Und es führt zu einem Filz, der schließlic­h jede Initiative erstickt. „Die Führung muss sich mit dem Mittelbau der Partei anlegen, um hier etwas zu verändern“, rät Xu Dianqing, Politologe an der Peking-Universitä­t.

Bisher hat sich Premier Li das noch nicht getraut. Das Ergebnis sind undurchsic­htige Reformvers­uche, so wie in der Anfang des Monats eröffneten Freihandel­szone in Shanghai. Der Bürgermeis­ter der Metropole, aber auch Staatsmedi­en und Analysten internatio­naler Banken, priesen sie als großen Wurf. Vor allem die Finanzwirt­schaft – bislang fest in Staatshand – soll in Shanghai völlig neue Freiheiten erfahren. Sogar vom freien Handel mit dem chinesisch­en Yuan ist die Rede.

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Die KP setzt auf Kontinuitä­t: Porträtkar­te von Staats- und Parteichef Xi und Vorgänger Mao Tse-tung.

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