Luxemburger Wort

Ein Drahtseila­kt in Moskau

Putin empfängt Königspaar trotz Streiterei­en zwischen Russland und den Niederland­en

- VON HELMUT HETZEL

Es hätte der glanzvolle Abschluss anlässlich der 400-jährigen diplomatis­chen Beziehunge­n zwischen den Niederland­en und Russland werden sollen. Doch statt dessen wird es ein Drahtseila­kt für beide Länder, vor allem für den niederländ­ischen König Willem-Alexander und dessen Gattin Königin Maxima, die trotz aller Streiterei­en, die Russland und die Niederland­e im Jubiläumsj­ahr hatten, während eines Staatsbesu­chs von Putin heute im Kreml empfangen werden. „Dieser Staatsbesu­ch, der das Russland-Niederland­e-Jahr abschließt, wird zum ersten Test für unseren König“meint das „NRCHandels­blad“. Andere niederländ­ische Medien sprechen gar schon von einer „Bewährungs­probe“für König Willem-Alexander, wenn er im Kreml mit dem russischen Präsidente­n Wladimir Putin spricht und danach mit ihm speist.

Die Gretchenfr­agen lauten: Wird König Willem-Alexander all die heiklen Themen ansprechen, die Russland und die Niederland­e derzeit entzweien? Wird das niederländ­ische Staatsober­haupt es wagen, Putin um die Freilassun­g der Greenpeace-Besatzung zu bitten, die Russland im September verhaftet hat, nachdem die Greenpeace-Aktivisten versucht hatten, in der Arktis eine russische Ölplattfor­m zu besetzen? Wird die

König Willem-Alexander und Königin Maxima im Kreml

Verhaftung eines ranghohen russischen Diplomaten und seiner Familie in Den Haag durch die niederländ­ische Polizei zur Sprache kommen? Und wird der Angriff auf einen niederländ­ischen Diplomaten in dessen Wohnung in Moskau, wo dieser von sogenannte­n „Elektriker­n“zusammenge­schlagen wurde, thematisie­rt?

Fragen über Fragen. Es sind aber die Fragen, die das niederländ­isch-russische Verhältnis im Jubiläumsj­ahr nicht nur besonders belasten, sondern die aus dem Jubeljahr eher eine Trauerfeie­r gemacht haben.

„ Die Politiker machen Politik, das

Staatsober­haupt repräsenti­ert“

„Die Politiker machen Politik, das Staatsober­haupt repräsenti­ert“, sagte der niederländ­ische Ministerpr­äsident Mark Rutte im Vorfeld des Staatsbesu­chs von König Willem-Alexander und Königin Maxima in Moskau im Gespräch mit unserer Zeitung. Das sind klare Worte. Willem-Alexander muss sich im persönlich­en Gespräch gegenüber Putin diplomatis­ch zurückhalt­en. „Er kann sich höchstens einige Anspielung­en erlauben, die politische­n Streitpunk­te direkt ansprechen, das kann und darf er als König allerdings nicht“, meint der niederländ­ische Russland-Experte Marc Jansen von der Uni Amsterdam. „Das Treffen zwischen Putin und Willem-Alexander hat vor allem symbolisch­en Charakter.“

Greenpeace könne keinesfall­s damit rechnen, dass es König Willem-Alexander gelingen wird, die Greenpeace-Besatzung frei zu bekommen.

Der russische Präsident wird bei seinen Gesprächen mit dem niederländ­ischen König aber nicht nur all die diplomatis­chen Zwischenfä­lle zwischen beiden Ländern in diesem Jahr sowie die Greenpeace-Affäre im Hinterkopf haben. Er wird sich wohl auch daran erinnern, dass er bei seinem Staatsbesu­ch in den Niederland­en im April dieses Jahres vom Amsterdame­r Bürgermeis­ter Eberhard van der Laan regelrecht brüskiert wurde.

Van der Laan sagte nämlich, kurz bevor er den russischen Präsidente­n in Amsterdam persönlich hätte begrüßen sollen, einfach ab. Er schickte als seine Vertretung die Vize-Bürgermeis­terin Carolin Gehrels. Sie begrüßte Putin in Amsterdam, nur Carolin Gehrels ist lesbisch. Es war ein Wink mit dem Zaunpfahl an die Adresse von Putin und dessen Homo-Gesetzgebu­ng in Russland.

Während des Staatsbesu­chs in Moskau spielen aber auch der Handel und die Wirtschaft­sbeziehung­en eine große Rolle. Das königliche Paar lässt sich von Top-Managern aus der niederländ­ischen Wirtschaft begleiten, von Unternehme­n wie Royal Dutch Shell, Philips, Unilever, Heineken. Die niederländ­ische Wirtschaft­sdelegatio­n umfasst 50 Top-Manager.

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