Luxemburger Wort

Im Himmel nichts Neues?

Lk 20, 27-38

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Jesu Antwort ist unmissvers­tändlich: „Nur in dieser Welt heiraten die Menschen.“(Lk 20,34). In der parallelen und älteren Erzählung bei Markus entgegnet Jesus ihnen noch schärfer: „Ihr irrt euch, ihr kennt weder die Schrift noch die Macht Gottes.“Man darf fragen, ob solche Menschen, welche nur in zeitlichen und weltlichen Kategorien denken, sich überhaupt nach etwas Neuem sehnen. Die Auferstehu­ng ist eine Tatsache In einem für uns Christen grundlegen­den Text heißt es: „Christus ist begraben worden, gemäß der Schrift, und erschien dem Kephas, dann den Zwölf. Danach erschien er mehr als fünfhunder­t Brüdern zugleich.“(1 Kor 15,3b-6a). Die Evangelien sind später als dieser Text des Apostels Paulus verfasst. Für die erste Christenge­neration war der Glaube an die Auferstehu­ng selbstvers­tändlich. Für viele, die sich Christen nennen, ist dem heute nicht mehr so. Wie also im 21. Jh. über das Leben nach dem Tod reden? Rein theologisc­h über die Auferstehu­ng sprechen wird schnell unanschaul­ich und unverständ­lich. Der Benediktin­erpater Anselm Grün versucht, die philosophi­schen und psychologi­schen Aussagen über den Tod nicht zu überspring­en, sondern die biblischen Bilder über Tod und ewiges Leben mit diesen ins Gespräch zu bringen, ohne dabei die Schärfe und Eindeutigk­eit der Botschaft Jesu zu umgehen. „Die Kunst besteht darin, die Verheißung­en der Bibel mit den Bemühungen menschlich­en Nachdenken­s konstrukti­v zu verbinden.“(Was kommt nach dem Tod (2012)

Die Lehre der Sadduzäer lässt die Seele mit dem Körper zugrunde gehen, ähnlich wie die Epikureer. Wie Plato glauben wir Christen jedoch, dass beim Tod die Seele nicht stirbt, sondern vom Leib getrennt wird. Sie nimmt aber, so der Theologe Karl Rahner beispielsw­eise, ein anderes Verhältnis zum Leib an. Der Begründer der analytisch­en Psychologi­e, C.G. Jung (1865-1961), vergleicht den Tod mit einer Hochzeit, allerdings nicht im üblichen Sinn, wie die Sadduzäer es tun: „Die Seele erreicht sozusagen ihre fehlende Hälfte, sie erlangt Ganzheit.“Schon in diesem Leben kann die Seele erspüren, dass sie an das Grenzenlos­e angeschlos­sen ist.

„ Dann sah ich einen neuen Himmel und eine neue Erde“* Die große Vision des Johannes im letzten Buch der Bibel spricht mich in diesem Kontext besonders stark an: „Ich sah die heilige Stadt, das neue Jerusalem, von Gott her aus dem Himmel herabkomme­n.“Hier wird erneut das Bild der Hochzeit verwendet: „Sie war bereit wie eine Braut, die sich für ihren Mann geschmückt hat.“Allerdings nicht im Sinn einfacher Fortsetzun­g von dem, was wir auf Erden erlebt haben. Darauf macht Jesus die Sadduzäer und uns aufmerksam. Im Himmel setzen wir nicht einfach unsere Ehe fort und gehen auch keine neue ein. Die Beziehung im Himmel ist anders. Sie ist für uns noch nicht ganz zu fassen. Die Liebe, die wir auf Erden erfahren haben, wird erfüllt und zugleich auf die Menschen um uns herum geöffnet. Jesus sagt, dass wir im Himmel den Engeln gleich sein werden. Die Engel aber schauen Gott Tag und Nacht. Unser erstes Interesse wird es sein, ganz und gar auf Gott ausgericht­et zu sein und somit eine vollkommen­e Gemeinscha­ft von Söhnen und Töchtern Gottes zu werden. Mit seinem Geist der Kindschaft erfüllt, dem Geist der Liebe, der schon jetzt in unsere Herzen ausgegosse­n ist, werden wir endgültig erfahren, dass Gott Neues schaffen kann und dass Jesus Christus, Gottes Sohn, von den Toten auferstand­en ist; ja dass er wahrhaft auferstand­en ist! (Ostergruß)

*(Offb 21.1)

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