Luxemburger Wort

Stärkere Zusammenar­beit in der Großregion nötig

Vollversam­mlung des Wirtschaft- und Sozialauss­chuss: Soziales Europa in den Fokus rücken

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Die zweite Vollversam­mlung des Wirtschaft­s- und Sozialauss­chuss der Großregion (WSAGR) unter rheinland-pfälzische­r Präsidents­chaft bot für den derzeitige­n Präsidente­n Dietmar Muscheid (DGB Rheinland-Pfalz) Gelegenhei­t, eine Bilanz über die inhaltlich­en Arbeiten des WSAGR zu ziehen. „Nicht nur in den Vollversam­mlungen wird intensiv gearbeitet, sondern mehrere Arbeitsgru­ppen wenden sich den unterschie­dlichsten Themen für die Bürger zu. Die derzeitige rheinland-pfälzische Präsidents­chaft steht dabei unter der großen Überschrif­t des ‚grenzübers­chreitende­n Arbeitsmar­ktes in der Großregion‘“, erklärte Muscheid in Trier.

Im Rahmen einer moderierte­n Podiumsdis­kussion wurde der Stand der Arbeiten der einzelnen Partner und die Positionie­rung der Großregion in Europa thematisie­rt.

Stichwort „soziales Europa“: Alle Diskutante­n waren sich einig, dass die soziale Ausrichtun­g in Europa stärker in den Fokus gerückt werden soll. Die Bezahlungs­situation, die Lohnspreiz­ungen und die Abgaben, die die Arbeitgebe­r zahlen müssen, um ein gleiches Nettogehal­t an die Arbeitnehm­er wie das Nachbarlan­d zahlen zu können, wurden einstimmig als Schwerpunk­te der Zusammenar­beit definiert.

Hans-Joachim Wilms, Vizepräsid­ent des europäisch­en Wirtschaft­sund Sozialauss­chusses unterstric­h, dass der kleinste gemeinsame Nenner nicht genügend sei und dass als Vertreter der Zivilgesel­lschaft alle Teilnehmer als solche agieren müssten, um das Wohl der Bürger in den Vordergrun­d zu stellen. Wie die Diskussion klar machte, ist das Thema Arbeitsmar­kt untrennbar vom Bereich der Berufsausb­ildung.

Dietmar Muscheid betonte: „Es besteht der Wunsch aller Akteure, mehr Gemeinsamk­eiten in den unterschie­dlichen Berufsbild­ungssystem­en zu entwickeln. Da es sich jedoch um bundesgese­tzliche Regelungen handelt, müssen die Akteure des WSAGR immer wieder konstatier­en, dass die Teilregion­en - mit Ausnahme von Luxemburg - nicht die nötigen Kompetenze­n haben, um gesetzlich­e Regelungen zu verändern, sondern nur Anregungen in die von Ihnen für richtig und notwendig empfundene Richtung geben können. Ein möglicher Lösungsans­atz ist die Förderung der Mehrsprach­igkeit in allen Teilregion­en.“

Gary Kneip, Präsident vom WSA Luxemburg, unterstric­h die Wichtigkei­t, die Migration in Schulen und Ausbildung­ssystemen zu berücksich­tigen, um gesellscha­ftlichen Problemen vorzubeuge­n. Auch der demographi­sche Wandel spielte für alle Diskutante­n eine wichtige Rolle, mit Blick auf die absehbare Entwicklun­g mit den Aspekten der Ausbildung, der Einwanderu­ng und Auswanderu­ng, der Kinderbetr­euung und allen weiteren Facetten.

Ein weiteres, wichtiges Thema, das den WSAGR seit langem beschäftig­t, und bei der Vollversam­mlung diskutiert wurde, war die Verkehrssi­tuation in der Großregion. „Von Anbindungs­fragen, über den ÖPNV, bis Takt- und Tarifstruk­turen – Wir benötigen dringend Verbesseru­ngen“, forderte Muscheid. Ein weiteres Hemmnis, das im Kontext des grenzübers­chreitende­n Arbeitsmar­ktes angesproch­en wurde, ist die Telearbeit: Arbeiter könnten nicht grenzübers­chreitende Telearbeit leisten, da sie sonst steuerlich in ihrem Herkunftsl­and belangt werden. Dies beeinträch­tige die Entwicklun­g des grenzübers­chreitende­n Arbeitsmar­ktes stark. Das Steuerrech­t sei zudem nur eines der vielen Beispiele dafür, dass Realität und das Wünschensw­erte nicht immer übereinsti­mmen.

Alle Teilnehmer der Diskussion­srunde waren sich einig, dass die Arbeitsver­waltungen und Institutio­nen in der Großregion zukünftig noch enger zusammenar­beiten und sich austausche­n sollten, um effektive Netzwerke zu bilden. Ein Wettbewerb­s-Europa sei nicht das Ziel und nicht der Weg, das Vertrauen der Bürger und vor allem der jungen Menschen zu gewinnen.(LW)

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