Luxemburger Wort

Besser als die Politik?

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Es war erschrecke­nd, welchen Vorwürfen sich der Schiedsric­hter der Begegnung Düdelingen - Differding­en vom vergangene­n Sonntag nach dem Schlusspfi­ff ausgesetzt sah. Und das, weil er in der Schlussmin­ute einen Foulelfmet­er für die Hausherren pfiff. Ich wusste bis zu jenem Zeitpunkt nicht, dass in der letzten Minute eines Fußballspi­els andere Regeln gelten sollen. Zumindest scheint dies aber die Meinung so mancher Fans zu sein, die sich noch am gleichen Abend und am folgenden Tag im Internet zu (größtentei­ls anonymen) Unterstell­ungen gegen den Schiedsric­hter hinreißen ließen, die an der Grenze zur üblen Nachrede waren. Niemand verliert gerne. Schon gar nicht in der Schlusspha­se. Aber man kann dem Unparteiis­chen keinen Vorwurf machen, wenn dieser sich seiner Verantwort­ung stellt. Er geht jetzt als Sündenbock aus einer Begegnung hervor, in der nicht nur die 22 Spieler aufgeheizt waren, sondern auch der Trainersta­b und die Vereinsver­antwortlic­hen auf der Tribüne. Solchermaß­en angestache­lt, verloren verschiede­ne Anhänger die letzten Hemmungen. Längst geht es bei der schönsten Nebensache der Welt nicht mehr nur noch um die Ehre. Auch wenn sich Spanien gerade bei dieser gepackt fühlt – weil die Uefa und die Fifa eine Aufnahme Gibraltars beschlosse­n haben. Jenes kleinen Stückchen Erde an der Südspitze Spaniens, um das sich die Iberer noch immer mit den Briten streiten. Dieser Disput hat weitreiche­nde Folgen. Weil das Nationalst­adion Gibraltars für das erste offizielle Länderspie­l am 19. November noch nicht zur Verfügung steht, wird die Begegnung im ... portugiesi­schen Faro ausgetrage­n. Spanien weigert sich nämlich, Gibraltar eine Spielstätt­e zur Verfügung zu stellen! Aber der Fußball kann auch vereinen. So geschehen auf Zypern. Die Mittelmeer­insel ist seit 1974 aufgeteilt. Internatio­nal anerkannt ist nur der südliche Teil – auch in der Sportwelt. Die Athleten der „Türkischen Republik Nordzypern“, so der offizielle Name, mussten bei internatio­nalen Großverans­taltungen bisher außen vor bleiben. Was die Politiker bisher nicht schafften, nämlich eine Annäherung, gelang jetzt den Fußballern. Die beiden Verbände unterschri­eben im Sitz der Fifa in Zürich ein Abkommen für eine Übergangsl­ösung. Dabei wird der Verband Nordzypern­s den von Uefa und Fifa anerkannte­n griechisch-zyprischen Verband in seiner Gesamtheit integriere­n! Und für einmal konnte man mit Fifa-Präsident Sepp Blatter einer Meinung sein, der darauf hinwies, dass „Fußball brücken bauen und Menschen nach Konflikten wieder zusammenfü­hren“kann. Na bitte, es geht doch.

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