Indien sieht Licht am Ende des Tunnels
Weitere Geldflüsse aus dem Ausland
New Delhi. Gut möglich, dass Noch-Außenminister Guido Westerwelle bei seiner letzten großen Auslandsreise in Indien das eine oder andere Mal im Dunkeln sitzen wird. Selbst in Fünf-SterneHotels wie dem „Oberoi“am Rande der Hauptstadt New Delhi, wo am Montag (11. November) ein Asem-Treffen („Asia Europe Meeting“) mit mehr als 50 Ministern aus Asien und Europa beginnt, fällt immer wieder der Strom aus. Dann halten alle kurz inne, bis der Generator anspringt. Manche Besucher scherzen, sie nähmen zu Konferenzen in Indien stets eine Taschenlampe mit.
Das alltägliche Ärgernis mit dem Strom ist zum Sinnbild für den Zustand der indischen Wirtschaft geworden. In den vergangenen Monaten scheiterte die Ansiedlung mehrerer milliardenschwerer Industrieprojekte. Ein Bestechungsskandal jagte den nächsten und verfestigte den Eindruck von sich ständig bereichernden Politikern. Das Wachstum halbierte sich auf 4,4 Prozent. Und die Landeswährung Rupie büßte zeitweise ein Fünftel ihres Wertes ein.
Das Wirtschaftsblatt „Business Today“beschrieb die Lage als „Sumpf aus Projektstau, Investitionslähmung, Korruption und Vetternwirtschaft“. Dabei galt das 1,2-Milliarden-Einwohner-Land gerade noch als Hoffnungsträger der Weltwirtschaft, als ein zweites China. Und auch auf der weltpolitischen Bühne nahm der Einfluss in den letzten Jahren zu. Auch Westerwelle wurde nicht müde, Indien stets in der Reihe der „neuen Kraftzentren“aufzuzählen, zusammen mit anderen Aufsteigern einzudämmen, sehr gut funktioniert hat“, sagt Wirtschafts-Staatsminister S.R. Rao. Durch die schwache Rupie stiegen auf der anderen Seite die Exporte. Und so konnte Finanzminister P. Chidambaram vergangene Woche stolz verkünden, dass das Leistungsbilanzdefizit eingedämmt werden könne. Der renommierte Wirtschaftsjournalist T.N. Ninan vom „Business Standard“sieht ebenfalls Licht am Ende des Tunnels. „Beim Wachstum ist das Schlimmste vorbei“, sagt er. Auch stiegen die Direktinvestitionen ausländischer Investoren, die im abgelaufenen Finanzjahr um 38 Prozent gefallen waren, wieder an. Weitere Geldflüsse aus dem Ausland seien durch die Liberalisierung zahlreicher Märkte zu erwarten. „Die hohe Inflation allerdings war und bleibt ein Problem. Deswegen ist es sehr gut, dass der neue Notenbankchef dieses Thema angeht.“(dpa)