Tsunami-Müll treibt auf USA zu
Geisterschiffe und Abfallinseln auf offener See
Seit im März 2011 entlang der nordöstlichen Küste Japans ein Monstertsunami aufgeschlagen hatte, der fast 20 000 Menschen in den Tod riss und ganze Küstenstädte zerstörte, hat das ungewöhnlichste Treibgut den Weg von Japan bis an die amerikanische Küste gefunden. Zwei Jahre nach dem Tsunami trieb ein verrostetes, 60 Meter langes japanisches Geisterschiff geradewegs auf Kalifornien zu. Der ausgediente Fischkutter, der nach einer 8 000 Kilometer langen Reise auf offener See versenkt wurde, bot nur einen Vorgeschmack von dem, was der nördlichen Ostküste des pazifischen Ozeans noch bevorsteht. Auf die USA treibt eine gigantische Müllinsel mit teils gefährlichen Giftstoffen zu, die Flora und Fauna gefährden können.
Berichten zufolge erstreckt sich die riesige Abfallinsel über eine Fläche von fast 700 000 Quadratkilometern, was der Größe des US-Bundesstaates Texas entspricht. Von Bootwracks über Küchengeräte, Holztrümmer und Kanister mit Bojen, die für Austernzucht genutzt wurden, wird so ziemlich alles aus dem Meer gefischt. Der Tsunami hatte rund fünf Millionen Tonnen Schutt ins Meer gespült. Mehr als die Hälfte davon versank im japanischen Küstenbereich. Noch immer treiben rund 1,5 Millionen Tonnen auf die US-Küste zu, wobei es sich nicht um eine einzige riesige Müllfläche handelt, sondern weit verstreutes, ineinander verkeiltes Trümmergut, das mit bloßem Auge aus einem Flugzeug kaum erkennbar sei, so die US-Ozeanbehörde. Eine beträchtliche Menge Abfall habe die amerikanische und kanadische Küste bereits erreicht.
Noch mehr Tsunami-Treibgut werde über die nächsten Jahre anschwemmen. Ein nicht geringeres Problem ist der übliche Abfall, der weltweit tagtäglich in die Ozeane entsorgt wird. Ähnlich wie der riesige Mahlstrom aus Müll, der sich nördlich der Sandwich-Inseln auf einer Fläche von der Größe Europas dreht, haben sich im Laufe der letzten Jahre auch gigantische Müllteppiche im westlichen Pazifik gebildet, die schon seit vielen Jahren von einem eher laxen Umgang mit Zivilisationsabfällen im stark bevölkerten Asien genährt werden.