Verlorene Zeit
und gingen nach erfolgreichem Abschluss wieder dorthin zurück. Den Treffpunkt von Praxis und Wissenschaft, ebenso wie das Aushängeschild der Finanzplatzforschung, hat es nie gegeben. Stattdessen gab es Funkstille, und zwar zwischen den Akteuren am Finanzplatz und der Universität.
Die Frustration nahm stetig zu, und bei einer Pressekonferenz im Frühjahr letzten Jahres platzte den sonst eher diskreten Bankiers der Kragen. „Das Baby ist nicht so gewachsen, wie wir es uns vorstellten“, sagte der Generaldirektor der ABBL bei der Gelegenheit, wobei er keine Zweifel daran ließ, dass er auch am heutigen Teenager keine Freude hat.
Dass Kinder die Erwartungen ihrer Eltern enttäuschen, soll häufig vorkommen. Seltener ist der Fall, dass ein „House of Finance“den Finanzakteuren, für die es ja eigentlich geschaffen wurde, derart auf den Schlips tritt. Missverständnisse, unterschiedliche Vorstellungen, falsche Erwartungen, ja unverträgliche Chemie zwischen den Akteuren mögen hierfür eine Erklärung sein. Warum der Segen aber 16 Jahre lang schief hängen musste, ehe der Missstand offen zur Sprache kam, ist eine andere Sache. 16 Jahre wurden vergeudet. Es hat wohl wenig Sinn, ihnen hinterherzutrauern. Die Verantwortlichen auf beiden Seiten, und auch bei der Regierung, sollten alles versuchen, um die Sprachlosigkeit nie wieder so weit kommen zu lassen. Die School of Finance der GoetheUniversität in Frankfurt, das Insead in Paris, oder die London Business School zeigen, wie man es richtig macht.
Luxemburg könnte sich durch die Nähe zwischen Universität, Finanzplatz und den europäischen Institutionen zu einem Wissensstandort mit hoher finanz- und rechtswissenschaftlicher Kompetenz entwickeln. Eine Chance wurde vertan, aber noch ist es dafür nicht zu spät. pierre.leyers@wort.lu