Luxemburger Wort

„Unabhängig­keit ist kein Elfenbeint­urm“

- I N T E R V I E W : P I E R R E L E Y E R S

Es ist ein offenes Geheimnis, dass es zwischen der Bankenvere­inigung ABBL und der Luxembourg School of Finance (LSF) nicht zum Besten steht. Zu unterschie­dlich sind die Vorstellun­gen und Erwartunge­n. Prof. Dr. Katalin Ligeti, die Dekanin der Fakultät für Recht, Wirtschaft und Finanzen (FDEF), versucht, den Scherbenbe­rg zu kitten. Die LSF soll ganz in die Fakultät integriert werden, ihr Name wird verschwind­en. Zusammen mit den Akteuren am Finanzplat­z ließ die Dekanin drei neue praxisorie­ntierte Masterstud­iengänge ausarbeite­n. Vor der Nähe zur Wirtschaft hat sie keine Scheu. Katalin Ligeti, die Bankenvere­inigung hat in den letzten Jahren keinen Hehl aus ihrer Einschätzu­ng gemacht, dass sie die Zusammenar­beit mit der Luxembourg School of Finance (LSF) für „ungenügend“hält. Was können Sie als Dekanin tun, um das Verhältnis zu verbessern?

Wenn die Fakultät öffentlich kritisiert wird, dann tut das natürlich weh. Wir haben das aber als Weckruf aufgefasst. Wir haben eingesehen, dass sich einiges ändern muss. Ich habe in den vergangene­n Monaten eng mit der Bankenvere­inigung zusammenge­arbeitet, und das wird auch so weitergehe­n. Wir sind dabei einen „Outreach-Officer“zu rekrutiere­n, der als Brücke zwischen Fakultät und institutio­nellen Akteuren des Finanzplat­zes dienen wird. Das soll ein Netzwerker sein. Die Nachricht, was wir alles machen und planen, soll klar der Finanzwelt übermittel­t werden. Unsere Studiengän­ge sollen bekannter werden. Gleichzeit­ig erhoffen wir uns nützlichen Input. Absolvente­n, die an Masterthes­en arbeiten, könnten zum Beispiel Themen wählen, durch die sie schon während des Studiums mit der Arbeitswel­t in Berührung kommen. Inwiefern entspreche­n die drei neuen Master-Programme der Nachfrage am Finanzplat­z?

Wir orientiert­en uns bei der Ausarbeitu­ng der neuen Angebote an den 25 weltweit führenden Programmen in Finanzwiss­enschaften. Wir fragten uns: Wenn wir ein Programm von Weltniveau hier in Luxemburg aufstellen wollen, was sind die Inhalte und die Standards an anderen Universitä­ten. Das ist unser Leitbild. Natürlich lassen wir uns beraten von den institutio­nellen Organisati­onen am Finanzplat­z, wie ABBL, ALFI und ACA. Als Fakultät müssen wir aber vor allem auf die internatio­nalen Standards achten. Warum wollen die Studenten ausgerechn­et nach Luxemburg kommen, und nicht zu den 25 anderen Universitä­ten mit Weltniveau?

Damit sie nach Luxemburg kommen, haben wir uns von den Akteuren aus der Privatwirt­schaft beraten lassen, um genau die Nischen und Spezialisi­erungen zu besetzen, die die Besonderhe­it Luxemburgs ausmachen. Unser Angebot ist die Kombinatio­n von Grundinhal­ten auf internatio­nal sehr hohem Niveau, gekoppelt mit Spezifizit­äten, bei denen Luxemburg einen Wissensvor­sprung besitzt. Dieses „Extra“können Mitbewerbe­r an anderen Standorten nicht anbieten. Es geht ja auch um die Beschäftig­ungsfähigk­eit. Ihre Absolvente­n sollen ja vorzugswei­se in der Luxemburge­r Wirtschaft eine Arbeit finden, nehme ich an.

Da bin ich sehr zufrieden. Die meisten Absolvente­n dieser Fakultät haben schnell Zugang zum Arbeitsmar­kt. Wir müssen natürlich stets darauf achten, dass unsere Absolvente­n die Fertigkeit­en haben, die sie für den Arbeitsmar­kt in Luxemburg attraktiv machen. Aus diesem Grunde haben wir das Curriculum entspreche­nd ausgestalt­et. Den neuen

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