Sensation aus der Champagne
Mit einem Unentschieden gegen Amiens setzt Aufsteiger Reims seine Erfolgsgeschichte fort
Als Schiedsrichter Frank Schneider die Partie anpfiff, saß Mathieu Cafaro auf der Bank, wieder einmal. Dabei hatte sich der 21-Jährige in letzter Zeit bei Trainer David Guion einen Platz in der Startelf erkämpft. Doch am Samstag, im Heimspiel gegen Amiens, vertraute der Coach dem erfahreneren Tristan Dingomé die Rolle des offensiven Spielgestalters an.
Vielleicht wollte er auch einfach nur ein Ass im Ärmel behalten, das am Ende für den entscheidenden Stich sorgen könnte. Und tatsächlich: Als Cafaro in der 81.' für Dingomé eingewechselt wurde, benötigte er ganze drei Minuten, um sich als Torschütze feiern zu lassen.
Es war der fünfte Treffer des jungen Franzosen in der laufenden Spielzeit, womit er in der Torjägerliste einen eher bescheidenen 25. Rang belegt. In einer anderen Statistik macht ihm hingegen kaum jemand etwas vor: Drei seiner Tore bescherten Rennes jeweils den Sieg und sein Treffer am Samstag zum 2:2-Endstand immerhin einen Punkt. Rechnet man seine zwei Torvorlagen beim 2:1-Erfolg gegen Marseille hinzu, kann er zehn der 42 Punkte, die sein Team bislang errang, zumindest teilweise für sich beanspruchen. Intelligente Kaderplanung Im allgemeinen Medienrummel um die Rekordjagd von Meister und Tabellenführer Paris SG und dem spektakulären Absturz von Vizemeister Monaco geht ein wenig unter, dass die eigentliche Sensation des französischen Fußballs in diesem Jahr Reims heißt. Denn der Aufsteiger aus der Champagne hat nicht nur den Klassenerhalt schon so gut wie in der Tasche, sondern kann sich sogar zur Spitzengruppe der Ligue 1 zählen. Ja, selbst eine Qualifikation für die Champions League ist noch möglich.
Dieser Erfolg ist nicht zuletzt auf eine intelligente Kaderplanung zurückzuführen: Das Team, das in der vergangenen Saison mit 15 Punkten Vorsprung souverän die Zweitligameisterschaft holte, konnte im Wesentlichen gehalten werden und wurde nur punktuell verstärkt. Etwa um den schwedisch-kosovarischen Stürmer Arbër Zeneli, der als Vorbereiter glänzt, oder um die beiden belgischen Abwehrspieler Thomas Foket und Björn Engels. Nicht zuletzt ihre Klasse ist dafür verantwortlich, dass Reims die drittbeste Abwehr der Liga stellt.
Das ist zwar nicht immer spektakulär, jedoch unglaublich erfolgreich: Mit jedem erzielten Treffer heimst Reims im Schnitt 1,5 Punkte ein. Manchmal findet der Club auch ein echtes Schnäppchen, wie etwa Cafaro, der 2017 ablösefrei aus Toulouse kam. Dort war er im Frühjahr 2017 fristlos entlassen worden, nachdem er mit einer Luftpistole aus einem Auto heraus auf einen Passanten geschossen hatte.
In Reims scheinen sie ihm die Flausen ausgetrieben zu haben: Hier nimmt er ausschließlich das gegnerische Tor ins Visier – selbst, wenn er nur von der Bank kommt.