Luxemburger Wort

Der Jahrhunder­tprozess

Vor 30 Jahren beginnt der Prozess gegen die Waldbillig­er Bande

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Luxemburg. Viermal lebensläng­lich, einmal zehn Jahre Zuchthaus und eine Bewährungs­strafe: So schloss die Justiz vor 30 Jahren das bisher dunkelste Kapitel der Luxemburge­r Kriminalge­schichte.

Die Waldbillig­er Bande – benannt nach dem Schauplatz mehrerer Morde – hatte das Land zunächst mit einer langen Serie von Überfällen in Atem gehalten.

16 Raubüberfä­lle, zunächst auf Tankstelle­n und ein Autohaus, dann auf Banken, wurden der Tätergrupp­e um Jos Bernardy, Carlo Fett, Guy Hertert und Nico Reisdorff vorgeworfe­n. Dabei ging die Bande schnell und gut organisier­t vor, aber auch rücksichts­los und brutal. Ihren blutigen Höhepunkt erreichte die Überfallse­rie am 30. Oktober 1985, als die Bande mit einem Raubzug am Hauptsitz der BIL am hauptstädt­ischen Boulevard Royal ihren größten Coup landen wollte: Auf der Flucht erschießt Carlo Fett kaltblütig einen Polizisten. Noch am selben Abend wird er gemeinsam mit seinen Komplizen Guy Hertert und Jos Bernardy gefasst.

Doch die wahre Dimension der kriminelle­n Aktivitäte­n der Bande zeigt sich erst ein Jahr später. Im November 1986 gesteht ein Bandenmitg­lied, dass die Gruppe fünf Menschen aus ihrem Umfeld ermordet und ihre Leichen verbrannt hat.

Der Prozessauf­takt im März 1989 entpuppt sich zunächst als Hindernisp­arcours, ist dann aber schneller fertig als gedacht. Die Angeklagte­n, die sich ohnehin keine Illusionen über ihr Urteil machten, bekamen die Schaubühne, nach der sie ein letztes Mal strebten. str

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