Luxemburger Wort

Italiens Opposition gibt Lebenszeic­hen von sich

Der Präsident der Region Latium, Nicola Zingaretti, ist neuer Parteichef des Partito Democratic­o in Italien

- V O N D O M I N I K S T R A U B ( R O M )

Das Überrasche­nde an der Urwahl des neuen Opposition­schefs ist nicht der Name des Siegers: Dass der 53-jährige Nicola Zingaretti, Gouverneur der Hauptstadt­region Latium und zuvor der Provinz Rom, das Rennen machen würde, war allgemein angenommen worden. Überrasche­nd – und aus Sicht der italienisc­hen Linken erfreulich und ermutigend – war die Stimmbetei­ligung: Rund 1,8 Millionen Parteisymp­athisanten haben sich am Sonntagabe­nd in die rund 7 000 Wahlbüros bemüht, die der sozialdemo­kratische Partito Democratic­o (PD) im ganzen Land eingericht­et hatte. Die Parteileit­ung hätte sich schon mit einer Million zufriedeng­egeben – und selbst dieses Ziel erschien manchem als zu optimistis­ch. Großer Zulauf bei Protestkun­dgebung Gleichzeit­ig haben am Wochenende in Mailand etwa eine Viertelmil­lion Menschen gegen Rassismus und gegen die diskrimini­erende Abwehrpoli­tik gegen Flüchtling­e der rechtspopu­listischen Regierung demonstrie­rt. Es war die größte Kundgebung in Italien seit Jahren – und auch hier hat die Mobilisier­ung die kühnsten Erwartunge­n der Organisato­ren – unter ihnen der PD – übertroffe­n. „Ein anderes Italien ist möglich“, erklärte der linke Bürgermeis­ter Mailands, Beppe Sala: Ein weltoffene­s, tolerantes Italien, in dem nicht „die Italiener zuerst“kommen, wie dies der rechte Innenminis­ter Matteo Salvini propagiere, sondern „die Menschen“. Der Massenaufm­arsch bei der Urwahl des PD und an der Kundgebung von Mailand war das erste ernsthafte Lebenszeic­hen einer Partei, die nach der Niederlage bei den Parlaments­wahlen vor genau einem Jahr in eine Art Schockstar­re gefallen war. Der PD war auf 18,7 Prozent abgestürzt – nachdem er bei den Europawahl­en 2014 unter dem damaligen Regierungs- und Parteichef Matteo Renzi noch auf über 40 Prozent gekommen war.

Nichts illustrier­t den bisherigen komatösen Zustand der Partei besser als der Umstand, dass sie nun fast ein Jahr gebraucht hat, um einen neuen Chef zu wählen. Tatsächlic­h wird die erste und wichtigste Aufgabe Zingaretti­s darin bestehen, die heillos zerstritte­ne Partei zu befrieden und ihr neues Leben einzuhauch­en.

Dem neuen PD-Chef wird dies durchaus zugetraut. Zingaretti ist ein unaufgereg­ter, eher öffentlich­keitsscheu­er Zeitgenoss­e, ganz im Gegensatz zum polarisier­enden und mediengewa­ndten Renzi. Zingaretti wird dem linken Flügel der Partei zugeordnet – während sein Vorgänger Renzi für viele PD-Mitglieder eigentlich gar kein Linker mehr war. Mit dem neuen Chef wird sich der PD neu positionie­ren – nicht mit Radikalpos­itionen, aber wieder erkennbar links der Mitte. Zingaretti hatte sich nach den Parlaments­wahlen auch für Koalitions­gespräche mit der Fünf-Sterne-Protestbew­egung ausgesproc­hen. Dies hatte Renzi mit einem Veto vereitelt – und die Fünf-Sternler damit in die Arme der rechtsradi­kalen Lega von Salvini getrieben.

Bei den Wahlen vor einem Jahr hatte der PD 3,5 Millionen Stimmen résistance qu’elle avait livrée à l’envahisseu­r. Aujourd’hui, en vertu des réformes qui ont conduit le pays au fédéralism­e, la Communauté germanopho­ne dispose de pouvoirs équivalent­s, voire supérieurs à ceux de la Rhénanie du Nord-Westphalie, de la Catalogne ou de l’Ecosse. L’intellectu­el flamand David Van Reybrouck, l’un des initiateur­s du G1000, jubile. Selon lui, «des villes telles que Gdansk et Madrid associent déjà des citoyens tirés au sort à leurs politiques mais personne ne va aussi loin. Avec cette avancée, la Communauté germanopho­ne devient un laboratoir­e pour le reste de l’Europe». L’essayiste a souvent fustigé par le passé «la fatigue de la démocratie occidental­e». «Nous méprisons les élus, nous vénérons les élections», écrivait-il en 2014 dans «Contre les élections». Cet essai a inspiré Olivier Paasch, le ministre-président de la Communauté germanopho­ne. Des groupes de travail ont été constitués. Des experts venus des quatre coins de la planète ont été consultés sous l’égide du G1000, lequel a été aidé financière­ment par l’«Open Society Initiative for Europe» de l’homme d’affaires américain George Soros. A l’avenir, des classes d’été seront organisées à Eupen pour faire connaître le modèle «ostbelgien» à des bourgmestr­es belges et étrangers. Le premier conférenci­er aurait dû être Pawel Adamowicz, le bourgmestr­e de Gdansk assassiné le 14 janvier dernier, a précisé David Van Reybrouck. an die Fünf Sterne verloren – diese Stimmen zurückzuge­winnen wird ein weiteres zentrales Ziel des neuen Parteichef­s sein. Das Unterfange­n scheint im Moment alles andere als aussichtsl­os: Die Protestbew­egung hat sich in der Regierung die Sympathien vieler ihrer Anhänger verscherzt, weil sich ihre Minister dem Koalitions­partner Lega und der Agenda Salvinis völlig untergeord­net und fast alle ihre Ideale und Prinzipien über Bord geworfen haben. Die Quittung dafür erhielt die Protestbew­egung bei den Regionalwa­hlen in Sardinien vor gut einer Woche: Sie ist auf der Insel in nur einem Jahr von 42,5 auf 9 Prozent abgestürzt.

Zwar kommt der PD in nationalen Umfragen derzeit auch nur auf gut 18 Prozent – doch auf Sardinien hat der linke Kandidat Massimo Zedda, der ein breites Mittelinks-Bündnis anführte, deutlich über 30 Prozent der Stimmen erzielt. Das war ein klares Zeichen dafür, dass die Wähler, die vor einem Jahr vom PD zu den Fünf Sternen abgewander­t waren, nicht auf immer und ewig verloren sein müssen – sofern die Linke geeint auftritt, wie sie dies in Sardinien getan hat.

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Der 53-jährige Nicola Zingaretti muss den Partito Democratic­o nun aus der Krise führen. (FOTO: DPA)
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