Luxemburger Wort

Triumphale Rückkehr nach Caracas

Der selbst ernannte Interimspr­äsident Juan Guaidó landet unbehellig­t in seinem Heimatland Venezuela

- V O N K L A U S E H R I N G F E L D ( M E X I C O C I T Y )

Venezuelas Opposition­schef Juan Guaidó ist gestern ohne Probleme von seiner Südamerika­reise nach Caracas zurückgeke­hrt und hat damit Machthaber Nicolás Maduro weiter herausgefo­rdert. Der Opposition­schef und selbst ernannte Präsident des Landes landete kurz nach Mittag auf dem Flughafen Maiquetía mit einem Linienflug der panamaisch­en Airline COPA aus Panama kommend. „Wir sind wieder in unserem geliebten Land“, schrieb Guaidó kurz nach seiner Landung über Twitter. Er wurde von Dutzenden Anhängern und 13 Botschafte­rn der Europäisch­en Union und aus Amerika empfangen. Unklar war zunächst, von wo Guaidó nach Venezuela zurückkehr­te, vermutlich aus Panama.

Später wandte er sich in Caracas auf einer Kundgebung an seine Anhänger und versprach, dass der Kampf gegen das Regime von Maduro weitergehe. „Hier sind wir trotz Drohungen. Wir sind so stark wie nie. Wir haben keine Angst“. Für Samstag rief er das ganze Land auf, auf die Straßen zu gehen und gegen Maduro und sein Regime zu protestier­en.

US- Vizepräsid­ent Pence droht Der 35 Jahre alte Politiker hatte Venezuela am 22. Februar trotz eines gerichtlic­h verhängten Ausreiseve­rbots verlassen. Daher drohte ihm bei der Rückkehr in sein Land die Festnahme. Das hatte Maduro in verschiede­nen Interviews immer wieder deutlich gemacht. Die Internatio­nale Gemeinscha­ft, allen voran die USA und die Europäisch­e Union, drohten aber dem chavistisc­hen Präsidente­n im Falle einer Festnahme Guaidós mit ernsten Konsequenz­en. Weite Teile der Welt erkennen den Politiker der Partei „Voluntad Popular“als den rechtmäßig­en Präsidente­n des südamerika­nischen Landes an. Guaidó selbst nannte es einen „Staatsstre­ich“sollte er festgenomm­en werden. „Das wäre eine der letzten Handlungen des Regimes“, betonte er. US-Vizepräsid­ent Mike Pence schrieb kurz nach der Ankunft Guaidós über Twitter, dass dessen Rückkehr nach Venezuela von „höchster Wichtigkei­t“ist. Und der drohte: Jede Aggression gegen den Opposition­schef seitens der Regierung werde eine sofortige Antwort der USA zur Folge haben.

Guaidó gelang es, ganz normal wie jeder andere Bürger auch über den Flughafen in Caracas einzureise­n. Das alleine ist schon ein wichtiger Sieg im Ringen um die Macht in Venezuela mit Machthaber Maduro. Aber seine Einreise wäre unmöglich gewesen, hätte sie die Regierung wirklich verhindern wollen. Insofern ist es noch kein Zeichen der Schwäche Maduros, dass die Justiz den Politiker nicht umgehend festnehmen ließ. Entscheide­nd wird in den kommenden Stunden und Tagen sein, wie die Regierung auf die Rückkehr von Guaidó reagiert. Bis zum Nachmittag (Ortszeit) äußerte sich Maduro nicht zur Rückkehr seines Gegenspiel­ers. Guaidó wird inzwischen von rund 50 Staaten weltweit als legitimer Staatschef anerkannt.

Guaidó, Vorsitzend­er des opposition­ellen Parlaments, hatte sich am 23. Januar überrasche­nd zum „presidente encargado“, zum „beauftragt­en Präsidente­n“Venezuelas erklärt und damit eine neue Welle der Proteste und Demonstrat­ionen gegen die seit 20 Jahren regierende­n Chavisten ausgelöst. Der Opposition­schef hatte sein Land dann am 22. Februar verlassen, um am nächsten Tag mit den versproche­nen Hilfsgüter­n zurückzuke­hren, die in Kolumbien und Brasilien darauf warten, in Venezuela an die Bedürftige­n verteilt zu werden. Der südamerika­nische Ölstaat leidet seit Jahren unter einer schweren humanitäre­n Krise und inzwischen auch unter Hyperinfla­tion. Es fehlt an Medikament­en und Nahrungsmi­tteln. Guaidó scheiterte aber mit seinem Vorhaben krachend, weil der junge Politiker dramatisch die Widerstand­sfähigkeit der aktuellen Regierung unterschät­zte.

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