Ideenlos in den Weltuntergang
Zähe Banalitäten in der Katastrophen-Serie um das Thema eines Asteorideneinschlags in Europa
Sky Deutschland liefert mit „8 Tage“seine vierte Eigenproduktion. Nach Blockbustern wie „Das Boot“oder „Babylon Berlin“enttäuscht die Miniserie über einen drohenden Asteroiden-Einschlag in Europa. Ein Asteroid rast auf die Erde zu und droht alles Leben zu vernichten. Das Setting, das zuletzt in den 1990er-Jahren exzessiv in USamerikanischen Heldenschinken wie „Armageddon“oder „Deep Impact“durchexerziert wurde, erzählt „8 Tage“nun mit Blick auf die deutsche Hauptstadt. Drehbuchautor Rafael Pente gibt sich unbescheiden: „Die Prämisse von ,8 Tage‘ wurde in ihrer Form noch nie als TV-Serie realisiert. Sie ist sowohl grenzüberschreitend und universell als auch auf eine bestimmte Weise zutiefst deutsch“. Was er damit meint, bleibt auch nach acht Folgen sein Geheimnis.
Eine „radikale Erzählweise“attestiert Sky seiner neuen Eigenproduktion in der Kurzvorstellung. Stars wie Christiane Paul, Henry Hübchen, Fabian Hinrichs oder Devid Striesow wurden für das Projekt engagiert, dessen Ergebnis jedoch allenfalls radikal banal ist. Die Geschichte einer von außen bedrohten Menschheit, in der sämtliche Regeln außer Kraft gesetzt sind, kommt bis zum Ende einfach nicht in Fahrt.
Die Serie setzt acht Tage vor dem prognostizierten Einschlag des Asteroiden „Horus“im französischen La Rochelle ein, Folge für Folge vergeht ein Tag. Auch Deutschland liegt in der sogenannten Todeszone: Bei einem Einschlag ist mit der Vernichtung allen Lebens zu rechnen. Flüchtlingsströme bewegen sich landauswärts, die öffentliche Sicherheit bricht zusammen, das Militär übernimmt die Befehlsgewalt im Innern. All das behauptet die Serie, ohne jedoch die großen Bilder zu finden, die für ein solches Narrativ nötig wären. Herrenlose Einkaufswagen auf einem Parkplatz und Partys mit Stroboskop-Licht in einer besetzten Villa – viel mehr ist den Serienmachern zum Ausnahmezustand nicht eingefallen. Vier Handlungsstränge in Starbesetzung Anhand von vier Handlungssträngen wird versucht, der Geschichte Plastizität zu verleihen: Die Ärztin Susanne (Christiane Paul), die mit ihrem Mann und den beiden Kindern versucht, illegal nach Russland zu gelangen; ihr Bruder Hermann (Fabian Hinrichs), hoher Regierungsbeamter samt hochschwangerer Frau; ihr Vater, der ehemalige NVA-Soldat mit einem süßen Geheimnis (der wunderbare Henry Hübchen); und zuletzt die wilde Teenagerin Nora, die von ihrem psychopathischen Vater Klaus (Devid Striesow) in einem unterirdischen Bunker festgehalten wird. Nebenschauplätze sind die religiösen Erweckungsbewegungen, deren Protagonist ein erleuchteter Ex-Knacki ist, und die Affäre der Ehefrau und Mutter Susanne mit einem Polizeibeamten.
So konstruiert diese Figuren klingen, so hölzern wirken sie auch. Für die Erzählung, die sich ganz auf die individuelle erzählerische Ebene verlässt, ist das verheerend: Wo die Serie eingängige Bilder und greifbare Protagonisten bräuchte, liefert sie nur Klischees und aalglatte Dialoge. Diese fehlende Sinnebene kann auch der exzessiv unterlegte sphärische Frauengesang nicht kompensieren. „8 Tage“ist ein Serienversagen auf der ganzen Linie, das man sich getrost sparen kann.
Wer eine solide Serie über die gruppenpsychologischen und gesellschaftlichen Folgen einer unerklärlichen Bedrohung sehen möchte, ist mit „The Leftovers“gut beraten. Die zwar schon in die Jahre gekommene Produktion schafft atmosphärisch und dramaturgisch all das, was hier fehlt. Wer einfach nur gute Asteroiden-Unterhaltung wünscht, ist selbst mit „Armageddon“und „Deep Impact“besser beraten als mit „8 Tage“: Hier triefen die Szenen zwar vor amerikanischem Pathos – aber sie sind zumindest gut gemacht.