Luxemburger Wort

„Mit diesem Budget startet die Koalition voll durch“

Die ersten Reaktionen der Parteienve­rtreter auf die Budgetrede: Lob und Tadel – je nach politische­r Rolle

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Für die Vertreter der Regierungs­parteien setzt das Budget selbstvers­tändlich die richtigen Akzente: Mit den rot, grün, blauen Schlagwort­en soziale Kohäsion, Nachhaltig­keit und Wettbewerb­sfähigkeit ist ja auch für jeden etwas dabei. DPFraktion­schef Eugène Berger sah gestern aber vor allem die soziale Gerechtigk­eit gestärkt: Rund die Hälfte der Ausgaben fließen in den Bereich Soziales: „Ich denke an den familienpo­litischen Bereich, die Investitio­nen im Schulberei­ch, die Erhöhung des Mindestloh­ns – der Minister geht den richtigen Weg, jetzt, in Zeiten guter Konjunktur, zu investiere­n. Das bringt hinterher einen Mehrwert für das Land und jeden einzelnen Bürger.“

Auch Alex Bodry (LSAP) betonte, dass der für die Sozialiste­n wichtige Punkt der sozialen Gerechtigk­eit mit der Erhöhung des Mindestloh­ns erfüllt sei. Man müsse wählen, ob man Sparpoliti­k machen will oder ob man verschiede­ne Schieflage­n, die in Luxemburg bestehen, behebt. „Wenn man die soziale Kohäsion stärken will, muss man Geld in die Hand nehmen. Wir machen das, ohne das Gleichgewi­cht der Staatsfina­nzen zu gefährden und haben mit den vorausgesa­gten drei Prozent Wachstum auch das dafür nötige wirtschaft­liche Umfeld.“Mit diesem ersten Budget käme jedenfalls klar der Wille zum Tragen, voll durchzusta­rten. Finanzmini­ster mit ganz grüner Ader Josée Lorsché von den Grünen begrüßte, dass das Budget ganz im Zeichen der hohen Investitio­nen steht. „Es ist wichtig, die Investitio­nen in den Klimaschut­z und die Mobilität weiterzufü­hren und zu beschleuni­gen, um die Rückstände aufzuholen, die sich über Jahrzehnte angesammel­t haben.“Es sei aber auch wichtig, soziale Maßnahmen gegen die Arbeitslos­igkeit zu treffen und den Betrieben eine gute Ausgangsla­ge zu verschaffe­n, wenn sie sich niederlass­en – immer auch im Hinblick auf die Kreislaufw­irtschaft und ein positives, nachhaltig­es Wachstum. „Wir sind froh, dass der Finanzmini­ster eine ganz grüne Ader mitgebrach­t hat und Nachhaltig­keit zu seinem Leitmotiv machte“, sagte Lorsché.

Die Opposition­sparteien sahen die politische Akzentsetz­ung und auch die neuen Schulden natürlich ganz anders. „Es war zu erwarten, dass ein großes Defizit kommt, wenn drei Parteien ihre Verspreche­n einlösen wollen“, sagte Marc Goergen für die Piraten. „Es war auf den ersten Blick eine super Präsentati­on, die wie Ostern, Nikolaus und Weihnachte­n in einem klang.“Nun müsse man im Detail schauen, was dahinterst­eckt, denn es stelle sich die Frage, welchen Preis Luxemburg für diese Investitio­nen zahlen muss. „Weiteres Wachstum? Wie ist es dann mit der Lebensqual­ität?“, fragte Goergen.

Dass die Ausgaben höher liegen als die Einnahmen, führte David Wagner (Déi Lénk) auf eine falsche Steuerpoli­tik zurück, weil Kapital und Profite nicht genug besteuert werden. Es seien zwar viele Schlagwort­e gefallen, aber in Wahrheit hinke man doch beim Wohnungsba­u und den erneuerbar­en Energien weit hinterher. „Es ist definitiv ein blauer Haushalt“, sagte Wagner, „Die Blauen bringen es fertig, eine Mindestloh­nerhöhung zu verkaufen, die keine ist, und die Sozialiste­n sind zufrieden. Die DP bringt es auch fertig eine Umweltpoli­tik zu verkaufen, die keine ist und die Grünen sind zufrieden.“ „ Mir fehlt die Zielorient­ierung“Enttäuscht zeigte sich Gast Gibéryen (ADR) davon, dass nach einem Budget im Gleichgewi­cht nun wieder eines im Defizit präsentier­t wird. Die Erhöhung der Akzisen auf Sprit dienten nicht dem Klimaschut­z, sondern sollen lediglich die Staatskass­e füllen, monierte er. Und die Steuererle­ichterunge­n für die Betriebe setzte er in den Zusammenha­ng mit dem höheren Mindestloh­n und den zusätzlich­en Urlaubstag­en: „Die Betriebe bekommen es kompensier­t – die Arbeitnehm­er finanziere­n über den Weg von höheren Steuern diese Maßnahmen selber.“

Für die größte Opposition­spartei, die CSV bedauerte auch Martine Hansen, dass bei guter Konjunktur ein Defizit geschriebe­n wird. „Da hätte man sich etwas anderes erwarten können“, sagte sie. Allgemein fehle ihr die Zielorient­ierung: „Der Minister sagt, die Weichen seien gestellt. Ich bin kein Eisenbahne­r, aber wenn man Weichen stellt, muss man auch wissen, wo man hinwill.“Das sehe sie nicht und führte am Beispiel der Nachhaltig­keit an: „Der Finanzmini­ster spricht beim gratis öffentlich­en Transport von einer Umweltmaßn­ahme, der Transportm­inister von einer sozialen Maßnahme. Gekoppelt werde es jetzt an höhere Spritpreis­e. „In welche Richtung stehen die Weichen?“Als „Überraschu­ngstüte“bezeichnet­e sie die künftige Betriebsbe­steuerung. „Um wieviel Prozent sollen sie denn nun sinken?“wel

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