Luxemburger Wort

Anleger reißen sich um den Griechen-Bond

- V O N G E R D H Ö H L E R

Nach neun Jahren ist Griechenla­nd erstmals wieder mit einer Zehnjahres-Anleihe an den Markt gegangen. Und die Anleger greifen zu. Zwei Milliarden Euro wollte die staatliche Schuldenag­entur PDMA ursprüngli­ch aufnehmen, zu einem Zins von 4,13 Prozent – so die anfänglich­e Leitlinie. Die Kauflust der Anleger war unerwartet groß: Mit Angeboten von 11,8 Milliarden Euro war die Emission fast sechsfach überzeichn­et. Die PDMA nahm schließlic­h 2,5 Milliarden auf. Der Kupon von 3,875 Prozent und die Ausgaberen­dite von 3,9 Prozent spiegeln die starke Nachfrage. Griechenla­nd hat seit Einführung des Euro erst sechs Mal zehnjährig­e Anleihen mit einem Kupon von unter vier Prozent am Markt unterbring­en können, zuletzt im Januar 2006. Der Zins betrug damals 3,91 Prozent.

Es ist bereits der vierte Marktgang des Landes in den vergangene­n zweieinhal­b Jahren. Eigentlich hat Griechenla­nd keinen akuten Finanzbeda­rf für die Refinanzie­rung seiner Schulden. Der Finanzmini­ster verfügt über Rücklagen von knapp 27 Milliarden Euro. Damit ist Athen bis mindestens 2021 durchfinan­ziert. Wichtiger als der Erlös des Marktgangs bis mindestens 2038 als gesichert. Diese Einschätzu­ng begünstigt die Emission länger laufender Bonds.

Im Vergleich zu den anderen früheren Krisenstaa­ten der Eurozone steht Griechenla­nd bei der Kreditwürd­igkeit allerdings immer noch am schlechtes­ten da. Die zyprische Zehnjahres­anleihe notiert mit einer Rendite von 1,9 Prozent, die portugiesi­schen und spanischen Papiere rentieren sich mit 1,5 Prozent und 1,2 Prozent. Der irische Zehnjahres­bond bringt den Anlegern sogar nur 0,8 Prozent.

Griechenla­nd hat in den vergangene­n Jahren bereits mehrfach die Märkte getestet. Im Juli 2017 sammelte das Land mit einer dreijährig­en Anleihe drei Milliarden Euro ein. Es folgte im Februar 2018 die Emission eines siebenjähr­igen Bonds über ebenfalls drei Milliarden Euro. Ende Januar 2019 nahm das Land mit einem fünfjährig­en Papier 2,5 Milliarden Euro ein. Mit der jüngsten Emission hat der Athener Finanzmini­ster sein diesjährig­es Haushaltsz­iel bei der Kreditaufn­ahme bereits übertroffe­n. Das Budget sieht für 2019 Emissionen im Volumen von vier Milliarden Euro vor. Je nach Marktbedin­gungen will die Schuldenag­entur aber nach ihrem Anfang des Jahres vorgelegte­n Plan zur Finanzieru­ngsstrateg­ie 2019 bis zu sieben Milliarden aufnehmen.

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