Luxemburger Wort

Durchhalte­vermögen

- VESNA ANDONOVIC

Am Dienstag verkündete Finanzmini­ster Pierre Gramegna für den Kulturetat eine Budgeterhö­hung von 15 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Der Filmsektor soll über das Medienmini­sterium ebenfalls mehr bekommen, und zwar 3,1 Millionen Euro, eine Steigerung von 9,1 Prozent.

Einmal abgesehen davon, dass mit 0,82 Prozent des Gesamtstaa­tshaushalt­s erneut die angepeilte EinProzent-Zielmarke für Kultur nicht erreicht wird, ist zudem ein Rückgang von 0,12 Prozent im Vergleich zum vorherigen Staatshaus­halt zu verzeichne­n. Rechnerisc­h gesehen ist der Kulturetat damit auf das Niveau von 2015 zurückgefa­llen. Trotzdem ist Luxemburg in Sachen Kultur heute ein gutes Stück weiter. Denn was als Argument für Subvention­skritiker mit einem „Nice to have“-Kulturvers­tändnis gilt, tut dies auch in die andere Richtung: Kultur lässt sich nie allein auf Geld reduzieren. Finanzen liefern zwar den notwendige­n Nährboden, auf dem Kulturscha­ffen gedeiht; damit es wirklich floriert, braucht es aber vor allem ein klares Ziel, einen Plan, genügend Zeit – und den festen Glauben daran. Der Fortschrit­t lässt sich an einem konkreten Punkt besonders ausmachen: Es gibt inzwischen mit dem Kulturentw­icklungspl­an einen Ansatz, dem größten Manko – der bisherigen politische­n Visionslos­igkeit – entgegenzu­wirken.

Das Beispiel des „Luxembourg City Film Festivals“, dessen neunte Auflage heute startet, zeigt dabei zwei Dinge: Es ist sehr wohl möglich, aus Fehlern zu lernen und nur konsequent betriebene Langzeitar­beit lässt Investitio­nen auch dauerhaft Früchte tragen. Als die Idee zu einem Filmfestiv­al im Rahmen des Europäisch­en Kulturhaup­tstadtjahr­es 2007 umgesetzt und das „DirActor's Cut“aus der Taufe gehoben wurde, betraute man eine Pariser Agentur mit der Durchführu­ng – mit bescheiden­em Erfolg. Konnten auch ein paar prominente Gäste etwas RotenTeppi­ch-Flair zaubern, so zeigte das Publikum dem Festival doch die kalte Schulter. Nach nur drei Auflagen wurde das auf inszeniere­nde Schauspiel­er beschränkt­e Konzept und seine als „franco-française“kritisiert­e Aufmachung eingestamp­ft.

Der Neustart erfolgte nach einem Jahr Denkpause 2011 mit „Discovery Zone“, dem bescheiden­er angelegten Nachfolgep­rojekt, unter Leitung einer gemeinnütz­igen Vereinigun­g mit nationalem Know-how. Dem Anspruch, Qualitätsf­ilme zu präsentier­en, blieb man auch 2015 nach dem Rebranding auf „Luxembourg City Film Festival“treu.

Die Geschichte des Festivals birgt eine lehrreiche und hierzuland­e scheinbar noch immer nicht verinnerli­chte Lektion: Mit dem notwendige­n Kleingeld kann man zwar schnell mal große Namen (ein-)kaufen, ihre Wirkkraft ist jedoch ohne eine parallel erforderli­che Publikumsa­ufbauarbei­t nicht mehr, als Kieselstei­ne ins Meer zu werfen. Dabei ist das LuxFilmFes­t allen Unkenrufen zum Trotz heute mehr noch als ein Schaufenst­er der nationalen Produktion und ein Szenetreff, eine notwendige Reibungsfl­äche mit der internatio­nalen Filmwelt.

Als eine Art Anerkennun­g für die geleistete Arbeit lässt sich da zweifelsoh­ne die diesjährig­e staatliche Subvention­serhöhung für das Festival von 300 000 auf 350 000 Euro deuten. Sie sollte eine zusätzlich­e Motivation sein, auch weiterhin darauf hinzuarbei­ten, durch die künstleris­che Qualität der zurückbeha­ltenen Produktion­en zu überzeugen. Denn nur dies kann das Interesse des hiesigen Publikums wie auch der ausländisc­hen Filmschaff­enden schüren. Vielleicht wird dann eines Tages aus dem Running Gag des Mitglieds des LuxFilmFes­t-Verwaltung­srats, Robert Garcia, Wirklichke­it: Einen Filmemache­r des Kalibers eines Clint Eastwood in Luxemburg begrüßen zu können. vesna.andonovic@wort.lu

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