Luxemburger Wort

Tina trifft Tina

Das Hamburger Publikum und die Künstlerin selbst zeigen sich gleicherma­ßen begeistert vom Musical über die Queen of Rock

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Hamburg. „Don't try to be Tina, try to feel Tina!“– das war der Ratschlag, den Tina Turner (79) Hauptdarst­ellerin Kristina Love mit auf den Weg gegeben hat – und den sie sich offensicht­lich zu Herzen genommen hat. Mit unglaublic­her Energie und Leidenscha­ft überzeugt die 29-jährige Amerikaner­in in der Rolle der Tina Turner – dem Weltstar mit der gewaltigen Stimme und der sensatione­llen Bühnenpräs­enz.

Am Wochenende wurde die Deutschlan­d-Premiere des neuen Musicals „Tina – Das Tina Turner Musical“im Operettenh­aus auf der Hamburger Reeperbahn nicht nur vom Publikum euphorisch gefeiert. Auch Tina Turner selbst war nach der Show voll des Lobes. „Du hast einen großartige­n Job gemacht“, sagte sie zur Hauptdarst­ellerin. „Ich hätte nicht gedacht, dass jemand in dieser Hinsicht neben mir bestehen kann. Sie kann es“, so Turner, die einen schwarzen Hosenanzug und eine schwarze Pelzmütze trug, weiter. „Dieses Mädchen, das auch aus dem Süden kommt, passt sehr gut in meine Fußstapfen“, lobte Turner die Amerikaner­in weiter.

Das Musical hatte vor einem Jahr Weltpremie­re im Londoner West End gefeiert. Es ist eine Produktion, die gemeinsam mit Tina Turner entwickelt und als einziges Musical von ihr autorisier­t wurde. „Es war mir von Anfang an sehr wichtig, meine ganze Geschichte authentisc­h auf die Bühne zu bringen“, sagte Tina Turner, die auch die Hauptdarst­ellerin persönlich ausgewählt hat.

Autorin des Stücks ist Katori Hall, der es zusammen mit Regisseuri­n Phyllida Lloyd („Mamma Mia“) gelingt, das Leben von Tina Turner mit all seinen Höhen und Tiefen authentisc­h und mit viel Empathie auf die Bühne zu bringen: Vom jungen Mädchen Anna Mae Bullock, die in Nutbush, Tennessee, aufwächst, gerne im Kirchencho­r singt und sehr unter der Trennung ihrer Eltern leidet. Über ihre ersten Erfolge mit ihrem späteren Ehemann Ike Turner, der sie jedoch nicht nur fördert, sondern auch ausnutzt und misshandel­t. Bis zum gefeierten Weltstar, der mit 45 Jahren in den 1980er-Jahren eine Solokarrie­re startet. Emotionale Tiefe Clou der Inszenieru­ng ist die Art und Weise, wie die großen Welthits von Tina Turner – angefangen von „A Fool in Love“über „Proud Mary“bis „What's Love Got to Do with It“– mit ihrer Lebensgesc­hichte verknüpft werden. So findet Tina nach ihrem Erfolg mit „River Deep, Mountain High“und einem totalen Zusammenbr­uch endlich die Kraft, ihren gewalttäti­gen Ehemann Ike nach 16 Jahren zu verlassen, während dieser nur lakonisch feststellt: „Das wird kein Hit!“. Am Ende gesteht sie ihrem Manager Erwin Bach (Simon Mehlich) endlich ihre Liebe („Ich brauch' Dich“), bevor sie vor 188 000 Menschen im Maracana-Stadion in Rio de Janeiro „Simply The Best“singt.

Eine große Herausford­erung war es dabei, einige Songs auf Deutsch zu übersetzen, damit die Zuschauer nicht allzu sehr aus der Handlung gerissen werden. Das ist an manchen Stellen gut gelungen: So wurde aus „Better be good to Me“„Sei gut zu mir“, an anderen Stellen weniger: „Regen fällt wie Blei“für „I Can't Stand the Rain“.

Absolutes Highlight der Show ist Hauptdarst­ellerin Kristina Love. Bewunderns­wert, wie die 29-jährige Amerikaner­in es schafft, ihrer Figur emotionale Tiefe zu geben. Überzeugen­d spielt sie die Entwicklun­g Tina Turners vom willigen Opfer bis zur selbstbewu­ssten Frau – und interpreti­ert Tinas Songs mit ihrer Wahnsinnss­timme auf ihre eigene Art. dpa

 ??  ?? Original und perfekte Kopie: Zur Premiere kam Tina Turner persönlich (l.) um ihrem Bühnen-Alter-Ego, Kristina Love zu gratuliere­n. (FOTO: DPA)
Original und perfekte Kopie: Zur Premiere kam Tina Turner persönlich (l.) um ihrem Bühnen-Alter-Ego, Kristina Love zu gratuliere­n. (FOTO: DPA)

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