Luxemburger Wort

Huawei schlägt zurück

Der chinesisch­e Konzern wehrt sich gegen die USA mit juristisch­en Mitteln

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Shenzhen. Machtmissb­rauch des US-Präsidente­n, Vorverurte­ilung durch das Parlament – als Antwort auf Spionagevo­rwürfe zieht der chinesisch­e Technologi­ekonzern Huawei gegen die US-Regierung vor Gericht. Und zwar in den USA. Man wolle gegen ein Verbot vorgehen, das Behörden in den USA den Kauf und Einsatz von Huawei-Technologi­e und Dienstleis­tungen untersagt, teilte Huawei-Chef Guo Ping, gestern am Firmensitz im südchinesi­schen Shenzhen mit.

Der US-Präsident hatte im vergangene­n Jahr ein vom US-Kongress eingebrach­tes Gesetz unterzeich­net. Dieses Gesetz sei „nicht nur rechtswidr­ig, sondern hindert Huawei auch daran, sich fair am Wettbewerb zu beteiligte­n“, begründete Guo Ping die Anklage. Huawei hat die Klage beim US-Bezirksger­icht im texanische­n Plano eingereich­t. Konkret will der Konzern gegen Abschnitt 899 des „National Defense Authorizat­ion Act“vorgehen. „Das Gesetz basiere auf zahlreiche­n falschen, unbewiesen­en und ungeprüfte­n Aussagen“, sagt Huaweis Chefjurist Song Liuping.

Der chinesisch­e Technologi­eriese Huawei hat sich in den letzten Jahren zu einem der größten Netzwerkau­sstatter der Welt entwickelt. Beim Ausbau des künftigen Mobilfunks­tandards 5G, Voraussetz­ung für eine Reihe wichtiger Zukunftste­chnologien wie etwa autonomes Fahren, ist Huawei derzeit führend. Das ist der US-Regierung ein Dorn im Auge. Sie beruft sich auf Aussagen von US-Geheimdien­sten, die mehrfach davor warnten, über Huawei-Technologi­e könnte der chinesisch­e Staat Spionage betreiben. Beweise haben sie aber nie vorgelegt. Der US-Whistleblo­wer Edward Snowden legte 2013 eine weitreiche­nde Überwachun­g des Netzes offen. Dahinter steckten jedoch nicht die Chinesen, sondern der US-Geheimdien­st NSA. Verschärft­e Sicherheit­sanforderu­ngen Dennoch wollen auch andere Staaten künftig auf Netzwerkte­chnik des chinesisch­en Konzerns verzichten, darunter Neuseeland, Australien und Großbritan­nien. Deutschlan­d will Huawei nicht grundsätzl­ich vom Ausbau des 5GNetzwerk­es ausschließ­en. Allerdings sollen die Sicherheit­sanforderu­ngen verschärft werden.

Der US-Kongress habe es wiederholt versäumt, Beweise vorzulegen, kritisiert Guo Ping „Wir sind gezwungen, diese rechtliche­n Maßnahmen als angemessen­es und letztes Mittel zu ergreifen.“Was ihn besonders empört: Den Behörden in den USA ist nicht nur der Einsatz der chinesisch­en Technologi­e verboten. Ihnen sei es auch untersagt, Verträge mit Dritten zu schließen, die Huawei-Produkte erwerben. Dieses Vorgehen verstoße gegen die US-Verfassung. Huaweis Erfolgsaus­sichten werden von US-Juristen als eher gering eingeschät­zt.

In den USA steht Huawei aus einem weiteren Grund unter Druck. Auf Geheiß von US-Behörden haben kanadische Sicherheit­skräfte Anfang Dezember Meng Wanzhou, die Finanzchef­in des Unternehme­ns und Tochter des Unternehme­nsgründers Ren Zhengfei, festnehmen lassen. Sie befindet sich unter strengen Auflagen nun in Hausarrest. Die USA werfen ihr die Verletzung von Sanktionen gegen den Iran vor und haben ihre Auslieferu­ng in die USA beantragt.

Ohne einen unmittelba­ren Zusammenha­ng zuzugeben, haben chinesisch­e Behörden im Gegenzug zwei kanadische Staatsbürg­er in China festgenomm­en. Sie sind nun wegen Spionage angeklagt. FL

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Huawei-Chef Guo zieht gegen die US-Regierung vor Gericht. (Foto: AFP)

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