Luxemburger Wort

Vom Hoffnungst­räger zum Gescheiter­ten

Was Luxemburg mit dem Selbstmord eines ehemaligen peruanisch­en Präsidente­n verbindet

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Der Odebrecht-Skandal, dem in Südamerika schon viele hochrangig­e Politiker zum Opfer gefallen sind, hat mit dem ehemaligen peruanisch­en Präsidente­n Alan García, der sich seiner Verhaftung durch Suizid entzogen hat, ein weiteres prominente­s Opfer gefordert. Gerade den OdebrechtK­onzern hatte der Luxemburge­r Erzbischof Jean-Claude Hollerich auf der Vorbereitu­ngskonfere­nz für die Amazonas-Synode Mitte März in Washington angegriffe­n.

Der ehemalige peruanisch­e Präsident Alan García ist an den Folgen eines Suizidvers­uchs gestorben. Perus Ex-Präsident hatte sich in den Kopf geschossen, um einer Verhaftung wegen Korruption­svorwürfen zu entgehen. Er erlag später im Krankenhau­s seinen Verletzung­en. Gegen García läuft ein Ermittlung­sverfahren, es geht um Bestechung im Rahmen des Odebrecht-Skandals, der ganz Lateinamer­ika erschütter­t.

Alan García war Präsident Perus von 1985 bis 1990 und von 2006 bis 2011. Bei seiner ersten Amtszeit war er der seinerzeit jüngste Präsident und eine Art Hoffnungst­räger ganz Südamerika­s. In seine zweite Amtszeit fallen die Korruption­svorwürfe, die dem mit 69 Jahren Verstorben­en jetzt zum Verhängnis geworden sind. Nach der Jahrhunder­twende war es in Peru, wie in anderen Staaten Südamerika­s, zu einem wirtschaft­lichen Aufbruch gekommen. Viel Geld wurde in Prestigeob­jekte gesteckt, auch in Peru, wo neue Bahnbaupro­jekte aufgezogen wurden, die vom brasiliani­schen Bauriesen Odebrecht durchgefüh­rt wurden.

Korruption­sskandal Dass dabei auch hohe Bestechung­sgelder im Spiel waren, wurde durch den Korruption­sskandal „Lava Jato“(Operation Autowäsche), dem größten Geldwäsche­skandal in der Geschichte Brasiliens, aufgedeckt. Im Zuge der „Lava Jato“-Ermittlung­en wurde der Konzernvor­sitzende Marcelo Odebrecht im Juni 2015 verhaftet und im März 2016 wegen Korruption und Geldwäsche zu einer hohen Freiheitss­trafe verurteilt. Vor einem New Yorker Gericht wurde der Konzern im Dezember 2016 wegen Korruption­szahlungen in Höhe von fast 800 Millionen Dollar zu einer Geldstrafe von 2,6 Milliarden US-Dollar verurteilt, die höchste je von einem Unternehme­n akzeptiert­e Geldstrafe. Der Odebrecht-Skandal hat in den vergangene­n Jahren viele südamerika­nischen Regierunge­n ins Straucheln gebracht, allen voran die brasiliani­sche, wo zwei Ex-Präsidente­n, Lula und Temer, in den Fokus der Ermittler geraten sind. Viele Politiker wurden seitdem in vielen Ländern Südamerika­s verhaftet. Allein in Peru werden mehrere Ex-Präsidente­n und Präsidents­chaftskand­idaten beschuldig­t, in den Skandal verwickelt zu sein. Der ehemalige Staatschef Pedro Pablo Kuczynski etwa musste im März vergangene­n Jahres zurücktret­en.

Der Luxemburge­r Erzbischof Jean-Claude Hollerich, Präsident der Comece, der Konferenz der europäisch­en Bischofsko­nferenzen, hatte, bei der Konferenz zur Vorbereitu­ng der Amazonas-Synode an der Georgetown University (USA) Mitte März, die Verbindung­en des Odebrecht-Konzerns auch nach Luxemburg angeprange­rt.

Er sagte damals, dass ihn zwar 8 700 km von Amazonien trennen, aber nur vier Kilometer von dem Sitz mehrerer Finanzfirm­en des Konglomera­ts Odebrecht in der Avenue Kennedy in Kirchberg, die sehr stark im Auftrag der brasiliani­schen Regierung auch am Raubbau am Amazonas, in umstritten­en Entwicklun­gsprojekte­n, impliziert sind. Konkret nannte der Bischof den Staudamm Belo Monte. Für diesen umstritten­en Staudamm am Xingú-Fluss seien fast 300 000 indigene Einwohner Brasiliens, die Hälfte der Einwohners­chaft Luxemburgs, aus ihrem gewohnten Lebensbere­ich umgesiedel­t worden, 20 000 davon mit Gewalt. Belo Monte steht auch für die Korruption des Firmenkong­lomerats Odebrecht, sagte der Erzbischof.

Rolle luxemburgi­scher Banken Finanztran­saktionen dieses Konzerns wurden und werden von Luxemburg aus durchgefüh­rt, so der Erzbischof. Deshalb habe vor allem der Finanzsekt­or Luxemburgs eine besondere Verantwort­ung. Dieser Bereich dürfe nicht von Profitstre­ben beherrscht werden.

Den zivilgesel­lschaftlic­hen ONGs, darunter auch das kirchliche Hilfswerk „Bridderlec­h Deelen“, dankte der Erzbischof, dass sie die komplizier­ten Verwicklun­gen im Bereich der Luxemburge­r Finanzindu­strie aufgedeckt haben. Er plädierte in Washington in diesem Bereich für eine engere Zusammenar­beit zwischen den Kirchen und den zivilgesel­lschaftlic­hen ONGs. Die Kirche müsse sich in der Zukunft viel mehr den Themen Gerechtigk­eit und Ökologie widmen, forderte Erzbischof Hollerich.

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