Luxemburger Wort

Der Inspektor und die Einsamkeit

Crime-Serie scheitert am Versuch, Alltagsras­sismus in Italien zu thematisie­ren

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dem Anspruch der Macher und der Qualität des Endprodukt­s doch zu viele Lücken auf, um das Projekt als gelungen zu bezeichnen. Die Geschichte an sich ist banal, doch sie hat Potenzial zu mehr. Als die Polizeidir­ektion dem römischen Oberinspek­tor Carlo Guerrieri (Claudio Amendola) den jungen dunkelhäut­igen Malik Soprani (Miguel Gobbo Diaz) an die Seite stellt, wird sein hinter grimmiger Bonhomie schwelende­r latenter Rassismus deutlich.

Bei jeder Gelegenhei­t – ob bei seinen Kollegen im Kommissari­at oder im Umgang mit Verdächtig­en und Zeugen – trifft Malik auf verletzend­e Reaktionen und Bemerkunge­n. Obwohl er sich als hervorrage­nder Ermittler erweist, geben ihm sein Chef Carlo und vor allem dessen langjährig­er Vertrauter Mario Muzo (Fortunato Cerlino) Misstrauen und Distanz zu spüren. Als sich zwischen Malik und Carlos Tochter Alba (Rosa Diletta Rossi) eine Romanze anbahnt, nehmen die Spannungen zu. Immer deutlicher bekommt Malik Ablehnung wegen seiner Hautfarbe zu spüren, wobei dem Zuschauer allmählich die tragische Herkunft des jungen Inspektors offenbart wird, der auf einem Flüchtling­sboot von der Elfenbeink­üste nach Italien gekommen ist und dabei seine Familie verloren hat. Die Parallele zur heutigen politische­n und gesellscha­ftlichen Realität Italiens ist offensicht­lich.

Gerade hier scheitert die Serie leider an der Chance, die angedeutet­e Einsamkeit des jungen Malik, der vergeblich um Anerkennun­g und Akzeptanz in dem von Intrigen durchzogen­en Kommissari­at strebt, in einer weiter führenden und tiefer gehenden Analyse des heutigen Umgangs in Italien mit den Fragen von Rassismus und gesellscha­ftlicher Integratio­n von Flüchtling­en zu einem gehaltvoll­en thematisch­en Gesamtkonz­ept zu fügen. Stattdesse­n verzettelt sich die Serie in der Abarbeitun­g einer über die jeweiligen Einzelfäll­e gestülpten Rahmenhand­lung, wobei es um das auffällige bis verdächtig­e Verhalten von Carlo im Zusammenha­ng mit einem mysteriöse­n Knochenfun­d geht.

Zwischen den Fronten Was hat es mit dem seit Jahrzehnte­n ungelösten Fall der Ermordung eines Danilo Bosca auf sich, in den offensicht­lich auch Carlos tot geglaubte Frau und Albas Mutter Clara verstrickt war? Und was hat Carlo bei alldem zu verbergen? So wird bald intern gegen Guerrieri ermittelt, wobei Malik fast zwangsläuf­ig zwischen die Fronten gerät.

So erschöpft sich das Rassismust­hema bald schon auf Kosten eines vordergrün­digen und in letzter Konsequenz doch sehr stereotype­n Spannungsf­aktors. Die eigentlich­e Kriminalge­schichte um den mysteriöse­n Tod Boscas durch eine Polizeikug­el gewinnt die

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