Rechtsallianz wittert Chance auf „neue Ära“
Großkundgebung in Mailand – Nationalisten und Rechtspopulisten wollen Europa von der „Besatzung durch Brüssel“befreien
Pathos, Patriotismus, Kampfansagen: Wenige Tage vor der Europawahl haben Nationalisten und Rechtspopulisten bei einer Großkundgebung in Mailand eine Zeitenwende beschworen. Es sei der „historische Moment“, den Kontinent von der „Besatzung“durch Brüssel zu befreien, rief der italienische Lega-politiker Matteo Salvini Tausenden begeisterten Anhängern auf dem Domplatz zu. „Wir haben eine neue politische Ära eingeläutet“, sagte auch Afdchef Jörg Meuthen.
Salvini will mit der Alternative für Deutschland, der französischen Partei Rassemblement National und weiteren rechten Parteien im neuen Europaparlament eine rechtsnationale „Superfraktion“unter dem Namen „Bündnis Europäische Allianz der Völker und Nationen“bilden. Erklärtes Ziel ist es, eine engere Zusammenarbeit in der Europäischen Union zu stoppen, wieder Nationalstaaten
Mailand.
zu stärken und eine „Festung Europa“zu schaffen.
Im strömenden Regen feierten Tausende den Schulterschluss – vor allem aber Salvini, der seit gut einem Jahr als italienischer Innenminister die Abschottung gegen Migranten durchgesetzt hatte und sich als Schutzpatron der kleinen Leute präsentiert. In seiner Rede in Mailand kam er immer wieder auf dieselben Motive zurück: Man sei nicht radikal oder rassistisch. Man wehre sich nur gegen Eliten, Banker und Technokraten, die das Volk verarmen ließen. „Wir sind David gegen Goliath, aber die Geschichte zeigt manchmal, dass die Kleinen, wenn sie entschlossen sind, die starken Mächte besiegen – auch wenn die voller Geld und Arroganz sind“, rief er der Menge zu.
Im Vergleich zu Salvini bekam Meuthen eher höflichen Applaus. Der Afd-spitzenkandidat für die Europawahl wetterte ebenfalls gegen „arrogante Technokraten“, die Europa zerstört hätten. „Lasst uns diese Eliten auf politischem Weg zu Fall bringen“, sagte Meuthen, der selbst Professor der Volkswirtschaftslehre ist. Er beschwor „die Wiederbelebung des Europa des gesunden Menschenverstands“und beteuerte: „Es gibt Menschen auf diesem Kontinent, die an Werte und Tugenden glauben und den Mut haben, beides zu verteidigen. Wir sind die Stimme dieser Menschen.“
FPÖ bleibt „enger Partner“
Dass ausgerechnet am selben Tag Heinz-christian Strache, der Chef des österreichischen Partners FPÖ wegen eines unschönen Skandals um mögliche Käuflichkeit im Wahlkampf zurücktreten musste, trübte die Stimmung in Mailand kaum. Auch Meuthen wollte deshalb den Stab nicht über die FPÖ brechen und betonte, die Partei bleibe enger Partner. dpa