Us-aktienmarkt hält durch
Keine Panik wegen Scheiterns der Handelsgespräche zwischen USA und China – die Börsen reagieren gelassen
Die Uneinigkeit im Weißen Haus nervt die Investoren mehr noch als der Handelskrieg zwischen den USA und China oder Präsident Trumps inzwischen wieder abgeschwächten Drohungen gegen das Reich der Mitte. Wenn das so weitergeht, sagen Beobachter, dürften die Schwankungen an der Börse zunehmen.
Hoffnungen auf eine schnelle Beilegung des Handelsstreits schwanden dahin, nachdem China Zollerhöhungen auf Us-waren ankündigte. Hinzu kommt Trumps Notstandsdekret gegen ausländische Telekommunikationsfirmen. So kann Washington zum Schutz der nationalen Sicherheit untersagen, Technologie von chinesischen Anbietern einzusetzen. Umgekehrt kann sie die Lieferung wichtiger Bauteile für die 5Gtechnologie durch Us-unternehmennach Chinaunterbinden. Damit scheinen weitere Gespräche vorerst vom Tisch zu sein.
Die Börse reagierte dennoch gelassen. Zwar gab der breit ausgerichtete Standard & Poor’s-500index am Montag vergangener Woche deutlich nach. Die Investoren erkannten wohl, der Handelskrieg werde auf absehbare Zeit nicht enden. Im weiteren Wochenverlauf wurden die Verluste jedoch weitgehend ausgeglichen.
Goldman Sachs verliert
Auf Wochensicht rutschte der S & P um 0,8 Prozent auf rund 2 860 Punkte ab, während der Dow-jones-index für 30 Standardwerte um 0,8 Prozent auf 25 764 Punkte zurückgestuft wurde. Größter Verlierer war mit einem Abschlag von 1,3 Prozent auf 7 816 Punkte der technologieschwere Nasdaq.
Bei den Einzelwerten gerieten besonders stark im Ausland engagierte Unternehmen unter die Räder, darunter der Finanzkonzern Goldman Sachs – „ein sicherer Hinweis darauf, dass die Investoren begonnen haben, ihre Engagements bei den betroffenen Unternehmen zurückzuschrauben“, schreibt das Anlegerblatt Barron’s in seiner jüngsten Ausgabe. Einige erklärten die Gelassenheit des Marktes damit, dass die Anleger einfach ignorieren, was im Ausland passiert. Vielleicht hätten sie es auch gar nicht kapiert, meint etwa Richard Farr, Chefbörsenstratege bei der Firma Capital Group. Das mag eine Erklärung dafür sein, dass der von der Uni Michigan erstellte Verbraucherstimmungsindex im Mai auf ein 15Jahreshoch sprang. Andere meinten, ein ausgedehnter Handelskonflikt zwischen China und den USA sei auf kurze Sicht nicht unbedingt schlecht für Aktien. Höhere Zölle könnten zwar einen leichten Anstieg der Inflationsrate zur Folge haben, die Zinsen würden jedoch mit größter Wahrscheinlichkeit auf niedrigem Niveau bleiben.
Zinsausblick
Aufschlüsse über den Zinsausblick könnte das Protokoll der letzten geldpolitischen Sitzung der Us-notenbank Federal Reserve bringen, das am Mittwoch veröffentlicht wird. Daneben stehen etliche Wirtschaftsdaten auf der Agenda: Die Verkäufe neuer Einfamilienhäuser im April, der Konjunkturindex der Einkaufschefs im Mai am Donnerstag und Auftragseingänge langlebiger Wirtschaftsgüter im April am Freitag.
Bei den Unternehmen neigt sich die Ergebnissaison dem Ende zu. Es berichten unter anderem Home Depot, Toll Brothers, Nordstrom (Dienstag), Analog Devices, Lowe’s, Target (Mittwoch), Hewlett Packard, Intuit, Medtronic, Best Buy (Donnerstag).
Größter Verlierer ist mit einem Abschlag von 1,3 Prozent auf 7 816 Punkte der technologieschwere Nasdaq.