Neue Zinshoffnungen
Die Woche an den Rentenmärkten: Anlageexperten bezeichnen die Entwicklung als gesund
Experten sind zuversichtlich, dass sich China erfolgreich gegen den Handelskrieg stemmen kann. Die Administration in Peking hat die Bestände an amerikanischen Staatspapieren auf den tiefsten Stand seit zwei Jahren gesenkt.
Es mehren sich die Zeichen einer weltweiten Konjunkturabkühlung. Die Anleihemärkte nehmen bereits jetzt eine mögliche Zinssenkung durch die amerikanische Federal Reserve vorweg. Anlageexperten bezeichnen die Entwicklung als gesund, da die Märkte auf klassische Indikatoren reagieren würden. Hinzu kommt: Der Zollstreit zwischen den USA und China verhindere ebenso einen schnellen Zinsschub nach oben. Die Tiraden von Präsident Trump zwingen viele Anleger zur defensiven Anlage in Bonds. Tatsächlich treibe er die Eskalation immer weiter voran, weshalb ein „Deal“immer unwahrscheinlicher wird, so Händler. Die chinesische Administration verfügt nach neuesten Berechnungen über genügend Mittel für ein eigenes Konjunkturprogramm.
China verkauft weiter Usstaatsanleihen, berichtete das Usfinanzministerium im Wochenverlauf. So hat die Administration in Peking die Bestände an amerikanischen Staatspapieren auf den tiefsten Stand seit zwei Jahren gesenkt. Im März habe sich das Gesamtvolumen der chinesischen Forderungen um 10,4 Milliarden Us-dollar verringert. Mit den Verkäufen bleibt China dennoch größter Gläubiger der USA, gefolgt von Japan. Der letzte wesentliche Rückgang dieser Kennzahl war im November vergangenen Jahres zu verzeichnen.
Uneins sind sich die Fachleute über die weitere Entwicklung in den kommenden Monaten, bislang hatte die chinesische Seite darauf verzichtet, diese Reserven als Waffe im Zollstreit mit den USA einzusetzen. Die Länder befinden sich in einem ernsten Handelskonflikt, der mit aktuellen Verhandlungen geschlichtet werden soll. Nach der Einführung der erhöhten Zölle durch Präsident Trump am Freitag der Vorwoche, glauben nicht alle Teilnehmer am Bondmarkt an eine schnelle Lösung. Bei langfristigen Anleihen meldete das Us-finanzministerium für März einen Rückgang der chinesischen Bestände von rund 20,4 Milliarden Us-dollar.
Es ist nicht absehbar, dass Peking Anleiheverkäufe als aktives Mittel wegen des Zollstreits benutzen wird, vielmehr sind ausreichende fiskalische Mittel vorhanden, um die eigene Wirtschaft zu stützen.
Programm zur Stärkung der Wirtschaft
Laut einer Berechnung der Nachrichtenagentur Bloomberg hätten die Zentralregierung in Peking und die örtlichen Behörden in den diesjährigen Budgets noch freie Mittel von umgerechnet insgesamt 3,65 Billionen Us-dollar zur Verfügung. Diese können zur Stärkung bestimmter Industriezweige, Transport, Stadtentwicklung sowie Gesundheit und Bildung herangezogen werden. Experten sind daher zuversichtlich, dass sich China erfolgreich gegen den Handelskrieg stemmen könne, zumal die Wirtschaft mit ihren zahlreichen Staatsunternehmen zentral gelenkt sei, womit die Regierung eine stärkere Kontrolle über die Wirtschaft habe als beispielsweise Trump über die Us-wirtschaft.
Die Notenbank wirkte in den letzten Monaten stark unterstützend und hat die Mindestreservesätze von zehn bis 11,5 Prozent auf acht Prozent gesenkt, womit die Banken mehr Geld für die Kreditvergabe zur Verfügung haben. Das kurbelt die Wirtschaft an. Die Analysten der UBS gehen davon aus, dass die Notenbank die Mindestreservesätze um weitere 50 bis 150 Basispunkte reduzieren könnte.
Die Zentralbank hat zudem noch die Möglichkeit, die Leitzinsen zu senken, sie liegen seit Oktober 2015 auf einem Rekordtief von 4,35 Prozent. Da ist noch sehr viel Spielraum nach unten, denn China muss sich für die Folgen aus dem Handelskrieg und gegen die Abschwächung wappnen. Die Zentralbank wird den Kreditfluss hochhalten, und mit Zinssenkung auch den Nachteilen aus dem Zollkrieg entgegenwirken wollen.
Die hohe Nachfrage nach Usstaatsanleihen ließ die Renditen in der Woche weiter korrigieren, so dass die zehnjährige Benchmark ihre Marktverzinsung um vier Basispunkte auf 2,39 Prozent zurückschraubte. Dafür wurden als Grund auch die neuen Zinshoffnungen angeführt. Bob Michele, Chefstratege bei Jpmorgan, äußerte sich positiv über das vorherrschende Klima am Rentenmarkt.
Die Investoren bleiben unter Anlagedruck, sie müssen liquide Mittel aus den kurzen Laufzeiten verstärkt in zehnjährige Benchmarkanleihen platzieren. „Das treibe den langfristigen Zins nach unten und erhöhe deutlich die Chance einer Us-zinssenkung“sagte Michele zur Agentur Bloomberg. Mit den aktuellen Konditionen eines leichten Wachstumsknicks und niedriger Inflation können Halter von langfristigen Anleihen „weiter sehr gut fahren“so Michele.