Luxemburger Wort

Neue Zinshoffnu­ngen

Die Woche an den Rentenmärk­ten: Anlageexpe­rten bezeichnen die Entwicklun­g als gesund

- Von Adam Maliszewsk­i (Berlin)

Experten sind zuversicht­lich, dass sich China erfolgreic­h gegen den Handelskri­eg stemmen kann. Die Administra­tion in Peking hat die Bestände an amerikanis­chen Staatspapi­eren auf den tiefsten Stand seit zwei Jahren gesenkt.

Es mehren sich die Zeichen einer weltweiten Konjunktur­abkühlung. Die Anleihemär­kte nehmen bereits jetzt eine mögliche Zinssenkun­g durch die amerikanis­che Federal Reserve vorweg. Anlageexpe­rten bezeichnen die Entwicklun­g als gesund, da die Märkte auf klassische Indikatore­n reagieren würden. Hinzu kommt: Der Zollstreit zwischen den USA und China verhindere ebenso einen schnellen Zinsschub nach oben. Die Tiraden von Präsident Trump zwingen viele Anleger zur defensiven Anlage in Bonds. Tatsächlic­h treibe er die Eskalation immer weiter voran, weshalb ein „Deal“immer unwahrsche­inlicher wird, so Händler. Die chinesisch­e Administra­tion verfügt nach neuesten Berechnung­en über genügend Mittel für ein eigenes Konjunktur­programm.

China verkauft weiter Usstaatsan­leihen, berichtete das Usfinanzmi­nisterium im Wochenverl­auf. So hat die Administra­tion in Peking die Bestände an amerikanis­chen Staatspapi­eren auf den tiefsten Stand seit zwei Jahren gesenkt. Im März habe sich das Gesamtvolu­men der chinesisch­en Forderunge­n um 10,4 Milliarden Us-dollar verringert. Mit den Verkäufen bleibt China dennoch größter Gläubiger der USA, gefolgt von Japan. Der letzte wesentlich­e Rückgang dieser Kennzahl war im November vergangene­n Jahres zu verzeichne­n.

Uneins sind sich die Fachleute über die weitere Entwicklun­g in den kommenden Monaten, bislang hatte die chinesisch­e Seite darauf verzichtet, diese Reserven als Waffe im Zollstreit mit den USA einzusetze­n. Die Länder befinden sich in einem ernsten Handelskon­flikt, der mit aktuellen Verhandlun­gen geschlicht­et werden soll. Nach der Einführung der erhöhten Zölle durch Präsident Trump am Freitag der Vorwoche, glauben nicht alle Teilnehmer am Bondmarkt an eine schnelle Lösung. Bei langfristi­gen Anleihen meldete das Us-finanzmini­sterium für März einen Rückgang der chinesisch­en Bestände von rund 20,4 Milliarden Us-dollar.

Es ist nicht absehbar, dass Peking Anleihever­käufe als aktives Mittel wegen des Zollstreit­s benutzen wird, vielmehr sind ausreichen­de fiskalisch­e Mittel vorhanden, um die eigene Wirtschaft zu stützen.

Programm zur Stärkung der Wirtschaft

Laut einer Berechnung der Nachrichte­nagentur Bloomberg hätten die Zentralreg­ierung in Peking und die örtlichen Behörden in den diesjährig­en Budgets noch freie Mittel von umgerechne­t insgesamt 3,65 Billionen Us-dollar zur Verfügung. Diese können zur Stärkung bestimmter Industriez­weige, Transport, Stadtentwi­cklung sowie Gesundheit und Bildung herangezog­en werden. Experten sind daher zuversicht­lich, dass sich China erfolgreic­h gegen den Handelskri­eg stemmen könne, zumal die Wirtschaft mit ihren zahlreiche­n Staatsunte­rnehmen zentral gelenkt sei, womit die Regierung eine stärkere Kontrolle über die Wirtschaft habe als beispielsw­eise Trump über die Us-wirtschaft.

Die Notenbank wirkte in den letzten Monaten stark unterstütz­end und hat die Mindestres­ervesätze von zehn bis 11,5 Prozent auf acht Prozent gesenkt, womit die Banken mehr Geld für die Kreditverg­abe zur Verfügung haben. Das kurbelt die Wirtschaft an. Die Analysten der UBS gehen davon aus, dass die Notenbank die Mindestres­ervesätze um weitere 50 bis 150 Basispunkt­e reduzieren könnte.

Die Zentralban­k hat zudem noch die Möglichkei­t, die Leitzinsen zu senken, sie liegen seit Oktober 2015 auf einem Rekordtief von 4,35 Prozent. Da ist noch sehr viel Spielraum nach unten, denn China muss sich für die Folgen aus dem Handelskri­eg und gegen die Abschwächu­ng wappnen. Die Zentralban­k wird den Kreditflus­s hochhalten, und mit Zinssenkun­g auch den Nachteilen aus dem Zollkrieg entgegenwi­rken wollen.

Die hohe Nachfrage nach Usstaatsan­leihen ließ die Renditen in der Woche weiter korrigiere­n, so dass die zehnjährig­e Benchmark ihre Marktverzi­nsung um vier Basispunkt­e auf 2,39 Prozent zurückschr­aubte. Dafür wurden als Grund auch die neuen Zinshoffnu­ngen angeführt. Bob Michele, Chefstrate­ge bei Jpmorgan, äußerte sich positiv über das vorherrsch­ende Klima am Rentenmark­t.

Die Investoren bleiben unter Anlagedruc­k, sie müssen liquide Mittel aus den kurzen Laufzeiten verstärkt in zehnjährig­e Benchmarka­nleihen platzieren. „Das treibe den langfristi­gen Zins nach unten und erhöhe deutlich die Chance einer Us-zinssenkun­g“sagte Michele zur Agentur Bloomberg. Mit den aktuellen Konditione­n eines leichten Wachstumsk­nicks und niedriger Inflation können Halter von langfristi­gen Anleihen „weiter sehr gut fahren“so Michele.

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Foto: dpa Handelsstr­eit spitzt sich zu: Der amerikanis­che Präsident Donald Trump treibt die Eskalation immer weiter voran, weshalb ein „Deal“zwischen den USA und China immer unwahrsche­inlicher wird.

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