Romantik-glanznummern
Das Orchestre Symphonique de la Grande Région und der Chooeur de Chambre de Luxembourg in Hochform
Die Epoche der Romantik hat eine Reihe wichtiger Werke hervorgebracht. Mit denen, die am vergangenen Samstag in der Philharmonie zum Besten gegeben wurden, hat der musikalische Direktor Antonio Grosu mit dem Orchestre Symphonique de la Grande Région und dem Choeur de Chambre de Luxembourg gleich drei Gattungen gewürdigt.
Der Auftakt mit Antonin Dvoráks neunter Sinfonie „Aus der neuen Welt“stimmte vom ersten Takt an auf den besonderen Konzertabend ein. Der gebürtige Tscheche komponierte sie während seines Amerika-aufenthaltes und ließ sich teils von uramerikanischen Melodien inspirieren, blieb an vielen Stellen jedoch auch seinen böhmischen Wurzeln treu.
Uraufgeführt im Jahr 1893 in New York, ist sie bis heute eine der meistgespielten Sinfonien der Welt. Mit ihrer unvergleichlichen Dynamik, die sich aus dem Wechselspiel von sanften, wehmütigen und majestätischen, dramatischen Sätzen ergibt, entwickelt sie die Fülle, die man von einer Sinfonie erwartet.
Wahrlich göttliche Chormusik
Die zunächst zurückhaltende Stimmung des Adagios bereitet über ein Unisono der Streicher und kräftige Paukenschläge, die das beschwingte Allegro einläuten, bereits im ersten Satz auf die orchestrale Wucht vor, die im vierten Satz vollständig eingelöst wird. Grosus gefühlvolle Taktangaben fügten die Orchestermusikerinnen und –musiker aus der Großregion zusammen, die zu Sonderkonzerten in dieser Konstellation zusammentreffen.
Mit dem „Te Deum“von Anton Bruckner, einem großen Chorwerk der Romantik und zweifelsohne einem der bedeutendsten Werke des österreichischen Komponisten, konnte der Choeur de Chambre de Luxembourg nach 50 Minuten des Wartens verdient glänzen.
Der im Jahr 2014 gegründete Chor ist mittlerweile auf fast 100 Sängerinnen und Sänger gewachsen, die passionierten Talente vertreten rund 30 Nationalitäten, die mehrmals im Jahr große, anspruchsvolle Werke der Musikgeschichte in der Luxemburger Philharmonie präsentieren.
Orffs Carmina Burana und Mozarts Große Messe in c-moll wurden beispielsweise in den Jahren 2017 und 2018 gegeben, Beethovens 9. Sinfonie folgt im Herbst dieses Jahres – das Repertoire kann sich sehen lassen.
Kontinuierliche Steigerung
Der sakrale und pathetische Charakter, den die Ensembles gemeinsam mit den internationalen Profisolisten in beeindruckender Fülle transportierten, wurde von der Orgel mit warm ausbalancierten Klangbildern untermalt. Wer die Arbeit des Choeur de Chambre de Luxembourg in den vergangenen Jahren verfolgt hat, wird feststellen, dass, obschon die Qualität von Beginn an auf professionellem Niveau lag, die Laienmusiker ihr Können kontinuierlich steigern und sich auf einem Level bewegen, das großen Respekt und Unterstützung verdient.
Die Solisten wie Sopranistin Elizabeth Wiles, Altistin Manou Walesch und Bass Hiroshi Matsui glänzten, Tenor Angelos Samazis brillierte, der Chor blieb jedoch für viele der Star.
Bruckner selbst bezeichnete das „Te Deum“als den „Stolz“seines Lebens und sicher hätte ihn auch die Interpretation unter der Leitung von Grosu mit großer Freude erfüllt.
Fulminantes Finale
Ohne Tschaikowski wäre ein Abend mit Höhepunkten aus der Romantik wohl kaum würdig repräsentiert. Die Wahl fiel auf seine „Ouvertüre 1812“, eine so genannte „Battaglia“, die als „musikalisches Schlachtengemälde“in diesem Fall den Sieg Russlands über Frankreich in den Napoleonischen Kriegen im Jahr 1812 die Historie aufleben lässt.
Erneut eine starke Darbietung des Chors, der dieses letzte Stück sehr bedächtig einleitete, und auch für das Orchester wurde es zum gelungenen Epilog des Abends. Der Auftritt des Kinderchors war die heimliche Attraktion, haben die Nachwuchssängerinnen und -sänger an einigen Stellen die Melodien der Streicher und Querflöten mit ihren Stimmen unterstützt.
Die Auftragskomposition des russischen Komponisten, der vor allem für seine Ballettmusiken weltweit bekannt wurde, hätte den Konzertabend mit ihren feierlichen Klängen, heroischem „Kampflärm“, unverkennbaren Motiven der Marseillaise sowie der damaligen russischen Nationalhymne und einem fulminanten Finale inklusive pompösem Glockengeläut nicht passender beschließen können.
Schönste Geste des Abends: Begleitet vom kräftigen Applaus des Publikums gesellt sich Antonio Grosu zu seinem Chor und verneigt sich gemeinsam mit ihm dankend vor dem fast voll besetzten Saal.