Bayerns Meisterrührstück
Franck Ribéry und Arjen Robben werden ausgezeichnet verabschiedet
Immer wieder flossen Tränen, immer wieder lagen sich gestandene Männer schluchzend in den Armen: Und mittendrin in dem hollywoodreifen Meisterrührstück des FC Bayern um die großen, alten Tripléhelden Ribéry und Robben bewegte sich ein innerlich verletzter Trainer, der aufrecht um seine Zukunft beim deutschen Fußball-rekordmeister kämpft. „Es ist eine ganz besondere Meisterschaft, weil wir zum ersten Mal an Weihnachten ganz weit weg waren“, verkündete Uli Hoeneß stolz nach dem finalen 5:1 gegen Eintracht Frankfurt und dem glücklichen Ende im Fernduell mit der um zwei Punkte knapp distanzierten Dortmunder Borussia.
Auch den Präsidenten übermannten an diesem Herzschmerz-tag die Gefühle. Der Bauchmensch Hoeneß vergoss Tränen der Rührung, erst recht beim „Wahnsinnstor“seines Lieblings Franck. „Da geht ein Teil der Familie, das ist für mich immer was ganz Schlimmes“, sagte der Vereinspatron zu seinem Abschiedsschmerz, weil neben Ribéry auch Robben und Rafinha ihr letztes Spiel als Bayern-profis in der Allianz-arena erlebt hatten. „Was wir zusammen gemacht haben, bleibt das ganze Leben“, schluchzte Ribéry. Er erschien – anders als seine schick gekleideten Kollegen – zur Meisterparty auf dem Münchner Nockherberg im roten Bayern-shirt und Trainingshose. „Uli, gib mir noch ein Jahr mehr“, scherzte der Franzose, als er von Hoeneß' Rührung nach seinem 86. Ligator erfuhr. Der Vorstandsvorsitzende Karl-heinz Rummenigge ernannte Ribéry zum „Hero der Allianz Arena“.
Vollgepumpt mit Adrenalin
„Für immer ein Bayer“, rief Robben „dankbar und glücklich“den Fans zu. Vollgepumpt mit Adrenalin war der Niederländer, als er nach Ribéry eingewechselt wurde und prompt Tor Nummer 99 erzielte. „Ich bin gelaufen, ich habe gegrätscht, ich habe alles gemacht wie ein kleines Kind“, sagte der Ausnahmeprofi. „Und nächste Woche setzen wir noch einen drauf“, versprach der Niederländer mit Blick auf das Pokalfinale in Berlin gegen den Herausforderer RB Leipzig.
Ein Jahrzehnt Robbéry endet, gekrönt mit Meistertitel Nummer 29 und zwei Jokertoren von Spielern, die Hoeneß „in die Phalanx der ganz Großen“um Beckenbauer, Müller, Matthäus oder Kahn einreihte. Ribéry geht als alleiniger Rekordmeister. „Ich bin der Erste, der neun Mal diese Bundesliga-trophäe gewonnen hat“, sagte er mit der Schale in der Hand. Für ihn war es auch ein schwerer Tag: „Das Buch ist zu.“
„Da oben muss jemand Regie geführt haben“, sagte Hoeneß zum Drehbuch des letzten Spieltags, an dem eine Hauptrolle unaufgelöst blieb. Servus Franck. Servus Arjen. Servus Niko?
Auch in der Stunde des Titelgewinns und der Glücksgefühle kam von Hoeneß, Rummenigge und Sportdirektor Hasan Salihamidzic kein Bekenntnis zu einer Zukunft mit dem Trainer über den Sommer hinaus. „Heute ist der Tag der Freude und nicht der Tag der Diskussionen“, sagte Hoeneß. Vorstandschef Rummenigge vergaß freilich nicht, sich auf der Meisterparty „ganz herzlich bei Niko“zu bedanken: „Das war deine erste Saison. Wenn man da deutscher Meister wird, ist das ausgezeichnet“, sagte Rummenigge. Eine Jobgarantie muss das nicht sein.
1:0 für Kovac heißt es aber seit Samstag. Der 47-Jährige hat geliefert – trotz zwischenzeitlich neun Punkten Rückstand auf den BVB. „Wir haben uns zusammengerauft. Diese Reaktion können nur große Champions zeigen und bringen. Deswegen möchte ich den Jungs herzlich danken“, sagte Kovac in seiner Party-ansprache. Er blickte beim Feiern schon wieder voraus: „Wir wollen das Doublé holen!“Dann stünde es 2:0 für den Kroaten. dpa