Red Rock Trail im Anmarsch
Ein Wanderweg samt ausgefallenen Übernachtungsmöglichkeiten soll 2022 die Minetteregion verbinden
Esch/alzette. „Die Idee kam mir auf dem Camino de Santiago in den Sinn“, erzählt Robert Garcia. „Dort übernachteten wir unter anderem in alten Bauernhäusern. Unten waren große, gemeinsame Schlafräume und oben kleinere Zimmer. Das war einzigartig. Warum sollten wir das nicht hier für 2022 machen?“.
Gesagt, getan. Der Düdelinger Robert Garcia ist ehrenamtlich in einer Arbeitsgruppe aktiv, die die Kandidatur der Südregion für das Unesco-label „Man and Biosphere“vorantreibt. Im Blick hat der ehemalige Generalkoordinator des Kulturjahrs 2007 aber auch die Europäische Kulturhauptstadt Esch 2022. An beiden Großprojekten nehmen die elf Prosud-gemeinden teil (siehe Kasten).
„Die Minetteregion hat ein Defizit an Übernachtungsmöglichkeiten“, erklärt er weiter. Entsprechend sei die Idee eines Wanderwegs mit Übernachtungsmöglichkeiten gut angekommen. Letztere könnten ehemalige, verlassene Gebäude sein, die mit der industriellen Vergangenheit des Gebiets zu tun haben.
Übernachten im Eisenbahnwagen
Die Gemeinde Rümelingen hat bereits angekündigt, die Maison Gonner, die derzeit als Lagerraum des Grubenmuseums dient, dafür bereitzustellen. Laut Lw-informationen planen ihrerseits die Gemeinden Petingen und Differdingen, eine Übernachtungsmöglichkeit in einem Eisenbahnwagen im Fond-de-gras einzurichten.
Seit anderthalb Jahren wird am Projekt „Red Rock Trail“gearbeitet, erklärt Robert Garcia. In einer ersten Phase wurden rund 100 mögliche Übernachtungsorte ausgemacht. Sehr viele wurden aber gleich wieder verworfen, weil sie sich in Naturschutzzonen befinden und Anschlüsse an Wasser und Elektrizität nicht möglich sind.
Nach Gesprächen mit den elf Gemeindevertretern wurde schließlich jede Gemeinde aufgefordert, einen Übernachtungsort zu definieren. Langfristig müssen sie sich aber nicht auf nur einen limitieren. Ziel ist, dass im April 2022, zu Beginn der Tourismussaison, in jeder Gemeinde wenigstens eine Nachtunterkunft eröffnet, so Robert Garcia. Dafür werden die Gemeinden aufgefordert, noch vor den Sommerferien eine entsprechende Entscheidung zu stimmen. Dies damit die Architekturwettbewerbe, in Zusammenarbeit mit dem Ordre des architectes et des ingénieurs (OAI), im September beginnen können. Vorgesehen ist ein Wettbewerb pro Unterkunft, an dem drei Bewerber teilnehmen sollen. Idealerweise sollen luxemburgische Büros mit europäischen zusammenarbeiten.
Eine Jury, in der jeweils auch ein Gemeindevertreter sein wird, soll die Projekte nach ihrer Originalität beurteilen und den Gewinner festlegen. Danach soll eine Ausstellung mit allen eingereichten Projekten organisiert werden. „Das wird eine Art Teaser für Esch 2022 sein“, so Garcia.
Die Umbaukosten für die Unterkünfte und der Wettbewerb werden zulasten der Gemeinden sein. Alle elf Kommunen seien von der Idee begeistert gewesen, versichert Garcia. Zur Überzeugung beigetragen hat wohl auch, dass Subsidien vom Tourismusministerium zu erwarten sind. Und falls das Gebäude denkmalgeschützt ist, eventuell auch vom Kulturministerium.
Garcia hofft, dass die ersten Schlafstellen bereits 2021 fertiggestellt sein werden. Noch offen ist die Frage, wer 2022 die Unterkünfte, von der Reservierung bis zum Bettlaken wechseln, betreiben soll. Geht es nach Robert Garcia, soll dies ein einziger Akteur für die elf Gemeinden sein. Es soll eine Internetplattform aufgebaut werden, wo Reservierungen aufgenommen werden. Dort sollen aber auch alle anderen Übernachtungsmöglichkeiten in der Region, vom Escher Campingplatz bis zur Jugendherberge, angeboten werden.
Letztere wird sich übrigens mehr oder weniger in der Mitte des Red Rock Trails befinden, der von Küntzig bis Bettemburg verlaufen wird. Das Office régional du Tourisme Süd (ORT) hat schon eine entsprechende Streckenführung ausgemacht, die als „Sentier national“klassiert wird. Dieser führt, alle Verzweigungen inbegriffen, über rund 100 Kilometer. Manche Wegteile werden auf thematische Schwerpunkte setzen, wie etwa ein „Sentier de la résistance“oder ein „Sentier de la Mine“.
Das Rückenmark von Esch 2022
Das Projekt war eigentlich im Rahmen der Arbeiten zur Kandidatur der Minetteregion zum Unescolabel erdacht worden, erklärt Robert Garcia. Nun soll es aber auch eines der großen Projekte (Projet Phare) von Esch 2022 werden. So sollen auch künstlerische Veranstaltungen am Rande des Weges stattfinden.
Da die Unterkünfte zwischen zwei und zehn Schlafplätze anbieten werden, werde es das Problem der mangelnden Übernachtungsmöglichkeiten nicht lösen. „Die Gemeinden werden auch nichts daran verdienen“, sagt er.
Aber der Weg wird gewissermaßen das Rückenmark von Esch 2022 darstellen, verspricht sich Garcia. Er wird die elf Gemeinden miteinander verbinden. Angesichts der Kirchturmpolitik, die zu oft noch den Süden prägt, bereits eine respektable Leistung.