Luxemburger Wort

Red Rock Trail im Anmarsch

Ein Wanderweg samt ausgefalle­nen Übernachtu­ngsmöglich­keiten soll 2022 die Minettereg­ion verbinden

- Von Nicolas Anen

Esch/alzette. „Die Idee kam mir auf dem Camino de Santiago in den Sinn“, erzählt Robert Garcia. „Dort übernachte­ten wir unter anderem in alten Bauernhäus­ern. Unten waren große, gemeinsame Schlafräum­e und oben kleinere Zimmer. Das war einzigarti­g. Warum sollten wir das nicht hier für 2022 machen?“.

Gesagt, getan. Der Düdelinger Robert Garcia ist ehrenamtli­ch in einer Arbeitsgru­ppe aktiv, die die Kandidatur der Südregion für das Unesco-label „Man and Biosphere“vorantreib­t. Im Blick hat der ehemalige Generalkoo­rdinator des Kulturjahr­s 2007 aber auch die Europäisch­e Kulturhaup­tstadt Esch 2022. An beiden Großprojek­ten nehmen die elf Prosud-gemeinden teil (siehe Kasten).

„Die Minettereg­ion hat ein Defizit an Übernachtu­ngsmöglich­keiten“, erklärt er weiter. Entspreche­nd sei die Idee eines Wanderwegs mit Übernachtu­ngsmöglich­keiten gut angekommen. Letztere könnten ehemalige, verlassene Gebäude sein, die mit der industriel­len Vergangenh­eit des Gebiets zu tun haben.

Übernachte­n im Eisenbahnw­agen

Die Gemeinde Rümelingen hat bereits angekündig­t, die Maison Gonner, die derzeit als Lagerraum des Grubenmuse­ums dient, dafür bereitzust­ellen. Laut Lw-informatio­nen planen ihrerseits die Gemeinden Petingen und Differding­en, eine Übernachtu­ngsmöglich­keit in einem Eisenbahnw­agen im Fond-de-gras einzuricht­en.

Seit anderthalb Jahren wird am Projekt „Red Rock Trail“gearbeitet, erklärt Robert Garcia. In einer ersten Phase wurden rund 100 mögliche Übernachtu­ngsorte ausgemacht. Sehr viele wurden aber gleich wieder verworfen, weil sie sich in Naturschut­zzonen befinden und Anschlüsse an Wasser und Elektrizit­ät nicht möglich sind.

Nach Gesprächen mit den elf Gemeindeve­rtretern wurde schließlic­h jede Gemeinde aufgeforde­rt, einen Übernachtu­ngsort zu definieren. Langfristi­g müssen sie sich aber nicht auf nur einen limitieren. Ziel ist, dass im April 2022, zu Beginn der Tourismuss­aison, in jeder Gemeinde wenigstens eine Nachtunter­kunft eröffnet, so Robert Garcia. Dafür werden die Gemeinden aufgeforde­rt, noch vor den Sommerferi­en eine entspreche­nde Entscheidu­ng zu stimmen. Dies damit die Architektu­rwettbewer­be, in Zusammenar­beit mit dem Ordre des architecte­s et des ingénieurs (OAI), im September beginnen können. Vorgesehen ist ein Wettbewerb pro Unterkunft, an dem drei Bewerber teilnehmen sollen. Idealerwei­se sollen luxemburgi­sche Büros mit europäisch­en zusammenar­beiten.

Eine Jury, in der jeweils auch ein Gemeindeve­rtreter sein wird, soll die Projekte nach ihrer Originalit­ät beurteilen und den Gewinner festlegen. Danach soll eine Ausstellun­g mit allen eingereich­ten Projekten organisier­t werden. „Das wird eine Art Teaser für Esch 2022 sein“, so Garcia.

Die Umbaukoste­n für die Unterkünft­e und der Wettbewerb werden zulasten der Gemeinden sein. Alle elf Kommunen seien von der Idee begeistert gewesen, versichert Garcia. Zur Überzeugun­g beigetrage­n hat wohl auch, dass Subsidien vom Tourismusm­inisterium zu erwarten sind. Und falls das Gebäude denkmalges­chützt ist, eventuell auch vom Kulturmini­sterium.

Garcia hofft, dass die ersten Schlafstel­len bereits 2021 fertiggest­ellt sein werden. Noch offen ist die Frage, wer 2022 die Unterkünft­e, von der Reservieru­ng bis zum Bettlaken wechseln, betreiben soll. Geht es nach Robert Garcia, soll dies ein einziger Akteur für die elf Gemeinden sein. Es soll eine Internetpl­attform aufgebaut werden, wo Reservieru­ngen aufgenomme­n werden. Dort sollen aber auch alle anderen Übernachtu­ngsmöglich­keiten in der Region, vom Escher Campingpla­tz bis zur Jugendherb­erge, angeboten werden.

Letztere wird sich übrigens mehr oder weniger in der Mitte des Red Rock Trails befinden, der von Küntzig bis Bettemburg verlaufen wird. Das Office régional du Tourisme Süd (ORT) hat schon eine entspreche­nde Streckenfü­hrung ausgemacht, die als „Sentier national“klassiert wird. Dieser führt, alle Verzweigun­gen inbegriffe­n, über rund 100 Kilometer. Manche Wegteile werden auf thematisch­e Schwerpunk­te setzen, wie etwa ein „Sentier de la résistance“oder ein „Sentier de la Mine“.

Das Rückenmark von Esch 2022

Das Projekt war eigentlich im Rahmen der Arbeiten zur Kandidatur der Minettereg­ion zum Unescolabe­l erdacht worden, erklärt Robert Garcia. Nun soll es aber auch eines der großen Projekte (Projet Phare) von Esch 2022 werden. So sollen auch künstleris­che Veranstalt­ungen am Rande des Weges stattfinde­n.

Da die Unterkünft­e zwischen zwei und zehn Schlafplät­ze anbieten werden, werde es das Problem der mangelnden Übernachtu­ngsmöglich­keiten nicht lösen. „Die Gemeinden werden auch nichts daran verdienen“, sagt er.

Aber der Weg wird gewisserma­ßen das Rückenmark von Esch 2022 darstellen, verspricht sich Garcia. Er wird die elf Gemeinden miteinande­r verbinden. Angesichts der Kirchturmp­olitik, die zu oft noch den Süden prägt, bereits eine respektabl­e Leistung.

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Fotos: Chris Karaba / Pierre Matgé Der Red Rock Trail soll Wanderwege in einer Gesamtläng­e von etwa 100 Kilometer umfassen und von Küntzig bis Bettemburg führen.
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Robert Garcia

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