Zurück zu den gemeinsamen Wurzeln
Grenzortschaft in Lothringen führt neben französischen auch fränkisch-luxemburgische Straßennamen ein
Sierck-les-bains. Die luxemburgische Sprache wird nicht nur im Großherzogtum gesprochen, sondern beispielsweise auch in der Region Lothringen, wo sich noch etwa 400 000 Menschen im Alltag in dem sogenannten fränkischen Luxemburgisch verständigen.
Um das Überleben dieser Sprache im Sierker Land zu gewährleisten, werden in den Grundschulen der Region und in einem Lyzeum in Thionville Luxemburgischkurse angeboten. „Indem das ,Platt‘ an die Jugend weitervermittelt wird, erhalten wir nicht nur die Sprache, in der wir uns im Dorf unterhalten, sondern in der wir uns auch mit unseren direkten Nachbarn jenseits der Grenzen in Luxemburg und Deutschland verständigen“, sagt der Siercker Bürgermeister Laurent Steichen.
Eine Sprache verbindet
In Steichens Dorf geht man allerdings noch einen Schritt weiter. Auf Initiative des Gemeinderatsmitglieds Arnaud Feltz wurde in Zusammenarbeit mit dem Künstler und ehemaligen Lehrer Jo Nousse in den vergangenen Monaten ein Projekt im Dorf umgesetzt, bei dem einigen Straßennamen zu der französischen auch die luxemburgische Bezeichnung hinzugefügt wurde.
Am Samstag wurden die ersten zweisprachigen Straßenschilder eingeweiht. Bei einem Rundgang durch das mittelalterliche Dorf kommen die Einwohner und Besucher nun an der Moartplaz, dem Fëschmoart, dem Véimoart, der Millegaass und der Ierbsegässel vorbei. Die Menschen können dabei nicht nur ihren fränkisch-luxemburgischen Wortschatz ausbauen, sondern sie erfahren auch einiges über die Geschichte des an der Mosel gelegenen Dorfes. „Früher wurden per Schiff Fische nach Sierck transportiert, die dann am Quai des Ducs ausgeladen wurden. Dies erklärt, weshalb es hier auch einen Fëschmoart gibt“, erzählt Jo Nousse bei einem Rundgang. Die Fische, die per Schiff ankamen, wurden nicht nur als Lebensmittel verarbeitet, sondern das Fischöl wurde auch an die lokalen Gerbereien weiterverkauft. Denn in den Fabriken spielte das Öl eine wichtige Rolle bei der Gerbung der Tierhäute. Durch den Ortskern von Sierck fließt der Bach Ruisseau de Montenach.
Die verheerende Überflutung
„Im 18. Jahrhundert brachte er den Tod, als er nach starken Regenfällen stark anschwoll, ganze Ortsteile überflutete und viele Einwohner tötete. Am Ruisseau de Montenach gab es auch eine Mühle. Deshalb heißt die daran vorbeiführende Straße Rue du Moulin oder Millewee“, sagt der Siercker Bürgermeister Laurent Steichen. Der Millewee führt zu einem der drei lokalen Marktplätze. An der Moartplaz ist heute auch eine Lëtzebuerger Schoul angesiedelt.
Im Zentrum von Sierck-lesbains ist heutzutage noch auf einer Anhöhe das auf den Überresten eines kleinen gallo-römischen Schlosses errichtete Schloss der ehemaligen Grafen von Lothringen angesiedelt. Zum Schloss führt eine Straße ins Dorf, die Rue du Château oder Buergstrooss genannt wird.
Während die Adligen oben im Schloss wohnten, lebten einst die wohlhabenderen Familien in der Grand-rue, der Groussgaass. In diesem Ortsteil eröffneten auch die Geschäftsleute ihre Läden. asc