Gegen die Uhr
Zwei Beispiele, wie Wohnungsbau und Umweltschutz aufeinanderprallen und welche Rolle der Faktor Zeit spielt
Zukunftssorgen können schnell zu Ängsten werden. Dass die sich auch zeigen, wenn Gemeinden ihre allgemeinen Bebauungspläne (PAG) überarbeiten, davon kann der Monnericher Bürgermeister, Jeannot Fürpass, ein Lied singen. Vor allem, wenn es einerseits um Naturschutz und den Kampf gegen Landversiegelung und andererseits um das regelrechte Wohnungsbau-ping-pong (siehe Seite 2 und 3) geht.
So sorgen sich etwa Grundeigentümer, ihr Land in Bergem das sie als Bauland wähnten, könnte im neuen PAG zu Agrarland werden. Hierauf vom LW angesprochen, erklärt der Monnericher Bürgermeister die Hintergründe. Zuvor liefert er aber noch ein weiteres Beispiel.
Wenn Bauland ungewollt zum Biotop wird
Das der Firma Armatures. Jeannot Fürpass erinnert sich: Die Gemeinde hatte ein Gelände, auf dem der Eisenverarbeitungsbetrieb angesiedelt war, erworben. „Wir haben damals dem Betrieb geholfen, einen neuen Standort bei Foetz zu finden, weil wir das Areal bei Monnerich unbedingt haben wollten.“Die Motivation dafür gründete im Willen, sozialen Wohnungsraum zu schaffen.
Man hatte mit der Société nationale des habitations à bon marché (SNHBM) ein soziales Wohnungsbauprojekt erarbeitet. Anfangs sollten 30 Wohneinheiten auf dem zwei Hektar großen Gelände entstehen. Später reduzierte man die Zahl auf 20 bis 25. „Wichtig ist, dass wir nur das halbe Gelände nutzen wollten.“Ein Hektar sollte unbebaut bleiben.
Die Firma zog um. Die Hallen wurden abgerissen. Die Jahre zogen ins Land. „Ich will betonen, dass am Ratstisch immer ein parteiübergreifender Konsens zum Projekt herrschte.“Doch es kam zu Verzögerungen. Flora und Fauna entwickelten sich. Dort, wo einst die Halle stand, sammelte sich über die Jahre Wasser. Biotope entstanden. Dass sich nun erzählt wird, das Projekt könne wegen geschützter Tierarten nicht realisiert werden, sei so nicht richtig. „Wir müssen kompensieren.“Einem Glücksfall sei zu verdanken, dass die Gemeinde von der Kirchenfabrik ein weiteres Gelände in unmittelbarer Nähe erwerben konnte, das sich für Kompensationsmaßnahmen eignet.
Gäbe es diese Opportunität nicht, wäre das Wohnungsbauprojekt nicht realisierbar. „Das hat nichts mit schlechtem Willen zu tun.“Im Nachhinein betrachtet hätte man sich beeilen müssen, oder das Gelände nicht sich selbst überlassen dürfen. „Nachher ist man immer schlauer“, so Fürpass.
Die Entwicklung der Ortschaft Bergem
Doch zurück zu den eingangs erwähnten Grundeigentümern in Bergem. Auch hier gibt es ein Gerücht. Das besagt, dass das Gebiet zwischen der Grand-rue und der Rue de la forêt, auf Druck der Umweltbehörde hin, im neuen PAG zu Agrarland umklassiert werden soll. Dazu muss man wissen, dass dieses Grünland sich innerorts, zwischen einer starken Randbebauung befindet (siehe Foto oben).
Bisher war das Gebiet als Zone d'habitation soumise à un plan d'aménagement particulier, also als Bauland, ausgewiesen. Es gibt viele kleine Parzellen, also auch viele Eigentümer. Sie haben ein direktes Interesse daran, dass ihr Grundstück, den vermeintlichen Wert den sie ihm zurechnen – ob begründet oder nicht – auch behält. Hierauf angesprochen erklärt der Bürgermeister, dass die Gemeinde dieses Areal im neuen Bebauungsplan teils als Zone d'aménagement différée und teils wie bisher als Zone d'habitation soumise à un plan d'aménagement particulier ausweisen will. Auf Deutsch: Es bleibt entgegen der Gerüchte im Prinzip bebaubar.
Die strategische Umweltprüfung hatte zuvor ergeben, dass die grünen Strukturen, wie etwa Obstwiesen oder Hecken die es hier gibt, eine ökologisch teils wichtige Rolle spielen. Zum Beispiel als Lebensraum für Fledermäuse. Daher hatte es in der Tat den Vorschlag gegeben, das Gebiet als Grünzone auszuweisen. Wegen der Vielzahl an Eigentümern sei aber sowieso nicht klar, wann welche Parzelle je für eine Bebauung zur Verfügung stehen wird. Je länger dies dauert, desto wahrscheinlicher sei es, dass die Natur sich weiterentwickelt.
„Mir ist wichtig, dass wir in aller Transparenz handeln“, betont Jeannot Fürpass. Der neue PAG ist noch nicht in der Prozedur. „Aus Respekt vor den Bürgern, die während der Sommerferien nicht zulande sind und sich dann nicht im Rathaus informieren und Beschwerde einlegen können, haben wir beschlossen, die Sache im frühen Herbst anzugehen.“Im September soll mit den Prozeduren begonnen werden.
„Alles andere wäre nicht fair“, meint er. Der PAG beinhalte sowieso keinen „explosiven Stoff“, urteilt er. Das ausgewiesene Bauland beherberge genug Potenzial, damit die Gemeinde auf bis zu 10 000 Einwohner wachsen könne.