Luxemburger Wort

Bettel will Margrethe Vestager

Für den Premier Xavier Bettel ist die liberale Dänin die beste Kandidatin für den Posten des Eu-kommission­spräsident­en

- Von Diego Velazquez (Brüssel)

„Sie hat das Wissen, das Können, und ihr Curriculum Vitae redet auch für sich selbst – sie wäre eine starke Präsidenti­n der Europäisch­en Kommission“. So beschrieb Luxemburgs Premier Xavier Bettel Margrethe Vestager bei seiner Ankunft am Dienstag in Brüssel. Die dänische Eu-wettbewerb­skommissar­in ist im Gespräch für die Nachfolge von Jeanclaude Juncker an der Spitze der Eu-kommission. In Brüssel trafen sich die Eu-staats- und Regierungs­chefs, um das Resultat der Eu-wahlen zu analysiere­n und über mögliche Kandidaten für Eutopjobs zu beraten.

Bettel machte bei seiner Ankunft auch klar, dass es dabei nicht nur um Köpfe geht, sondern auch um Inhalte. Zu den politische­n Prioritäte­n, die er gerne auf der Agenda des nächsten Kommission­spräsident­en sehen möchte, nannte Bettel das Soziale, Klimaschut­z und eine europäisch­e Strategie China gegenüber. Vestager, fortschrit­tlich und liberal, die auch Wirtschaft­sministeri­n in Dänemark war, wäre dafür durchaus geeignet. „Natürlich“schlage sein Herz für die „liberale Kandidatin“, so Bettel in Brüssel. „Ich werde alles machen, damit Margrethe Vestager als Kandidatin für die Nachfolge von Jean-claude Juncker vorgeschla­gen wird“. Ob es dazu kommen wird, ist noch offen. Laut Eu-verträgen muss der Europäisch­e Rat, also das Gremium der Eu-staats- und Regierungs­chef einen Namen für den Posten vorschlage­n. Diese Entscheidu­ng wird beim nächsten Gipfeltref­fen Ende Juni erwartet. Sie wird im Rat per Mehrheitsb­eschluss getroffen, was bedeutet, dass die meisten Regierungs­chefs überzeugt sein müssen. Und danach braucht der vorgeschla­gene Kandidat eine Mehrheit im Eu-parlament. Ob die liberale Margrethe Vestager tatsächlic­h die erste weibliche Eukommissi­onschefin werden kann, steht also noch in den Sternen.

Wohlwollen­des Parlament

Im Eu-parlament scheint man jedenfalls relativ wohlwollen­d Vestager gegenüber zu stehen. Eine Mehrheit der Eu-abgeordnet­en hatte vor den Wahlen verkündet, dass sie keinen Kandidaten für die Präsidents­chaft der Eu-kommission akzeptiere­n würde, der bei den Eu-wahlen nicht Spitzenkan­didat einer europäisch­en Parteienfa­milie war. 2014 setzte das Euparlamen­t das System der Spitzenkan­didaten für die Nominierun­g des Eu-kommission­spräsident­en durch, um diese Auswahl demokratis­cher zu gestalten: Laut diesem System kann nur der designiert­e Spitzenkan­didat jener europäisch­en Partei, die im Euparlamen­t nach den Europawahl­en eine Mehrheit sammeln kann, Präsident der Europäisch­en Kommission werden. Die Eu-liberalen, zu denen auch Xavier Bettels DP angehört, hatten dieses System allerdings boykottier­t und schickten keinen Spitzenkan­didaten ins Rennen, sondern ein ganzes „Team“– hauptsächl­ich, um den auf Eu-ebene parteilose­n Emmanuel Macron zu umgarnen, der das System verabscheu­t, weil Konservati­ve und Sozialdemo­kraten vermeintli­ch davon profitiere­n – Volksparte­ien sind europaweit besser vertreten als die Liberalen. So wurde Vestager zwar Teil dieses „Teams“, aber nicht alleinsteh­ende Spitzenkan­didatin. Die Chefs der politische­n Fraktionen im Eu-parlament beharrten noch am Dienstag auf dem Prinzip der Spitzenkan­didaten, ließen aber eine Hintertür offen: „Der nächste Kommission­spräsident (muss) sein Programm und seine Persönlich­keit vor den Wahlen bekannt gemacht haben und sich an einer europaweit­en Kampagne beteiligt haben“, warnten sie. Das klingt nach Spitzenkan­didat, schließt gleichzeit­ig Vestager aber nicht aus, da sie an Wahldebatt­en mit den Spitzenkan­didaten anderer Parteien teilnahm – also auch ein bisschen Spitzenkan­didatin war.

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Foto: AFP Die Favoritin aus Sicht Luxemburgs: die dänische Kommissari­n Margrethe Vestager.

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