Hauptrisiko Handelskonflikt
Auf lange Sicht werden die aktuellen Spannungen zwischen den USA und China den Aufstieg Asiens nicht bremsen
Erst Singapur, dann Cartagena, und nun Luxemburg: Schon zum dritten Mal haben sich Vertreter regionaler Rettungsfonds zum jährlichen Erfahrungsaustausch getroffen. Gastgeber war diesmal der Europäische Stabilitätsmechanismus (ESM). Das Luxemburger Wort sprach bei dieser Gelegenheit mit Dr Hoe Ee Khor, Chefvolkswirt von AMRO, des makroökonomischen Forschungsinstituts der 10 Asean-länder sowie Südkoreas, Chinas und Japans. Lange Zeit bestand die Hoffnung, dass aus der „Chiang-mai-initiative“dieser 13 Länder ein Asiatischer Währungsfonds entstehen könnte. Zumindest hat die Initiative seit 2009 die regionale Zusammenarbeit und Entwicklung gefördert. Dr Hoe Ee Khor, zu Ihren Aufgaben gehört die Analyse der Asean Plus Three-wirtschaften und die Früherkennung von Risiken. Wo sehen Sie derzeit Risiken?
AMRO hat gerade seinen regionalen Wirtschaftsausblick für 2019 veröffentlicht*. Auf unserer globalen Risiko-karte nimmt derzeit der Handelskonflikt zwischen den USA und China den größten Platz ein. Das Risiko ist wegen der zusätzlichen Strafzölle auf Importe aus China noch weiter gestiegen. Die Hoffnungen, dass der Konflikt bald beigelegt werden könnte, schwinden zusehends. Nicht nur für Asien, sondern für die ganze Welt ist dies das größte Risiko. China ist halt eben so groß, dass Strafzölle automatisch auch andere Länder in Mitleidenschaft ziehen, weil die Herstellungskette gestört wird. Singapur, Südkorea, Malaysia und Thailand – sie alle werden gebeutelt wegen des Handelskriegs zwischen den USA und China.
Gibt es noch weitere Risiken?
Nach einem schwierigen Jahr 2018 sind die asiatischen Schwellenländer wieder auf Wachstumskurs. Steigende Zinsen in den USA hatten dazu geführt, dass Kapital aus den Schwellenländern begann, abzufließen. Der Trend hat sich mittlerweile aber umgekehrt, der Druck auf die Schwellenmärkte ist weg. Könnte der Handelskonflikt zwischen China und den USA eskalieren?
Es könnte schlimmer werden. Es ist schwer, vorherzusehen, was Herr Trump am nächsten Morgen twittern wird. Herr Trumps Twitter-botschaften und seine Taten sind nicht immer dasselbe.
Zumindest kommt es nicht gleich zu Strafzöllen gegen europäische Autos. Herr Trump will sich auf China konzentrieren. Das Problem ist, dass die Chinesen fast gezwungen sind, zurückzuschlagen, allein schon, um vor der eigenen Bevölkerung das Gesicht zu wahren. China importiert allerdings Waren in viel geringerem Wert aus den USA als umgekehrt. Eigentlich sitzen die Chinesen am kürzeren Hebel. Eine extreme Reaktion aus Peking wäre schädlich. Jetzt beginnen allerdings die Us-importeure zu murren, weil sie die höheren Preise an die amerikanischen Konsumenten weitergeben müssen. Strafzölle können ein Bumerang sein. All dies zeigt doch auch, wie abhängig ganz Asien von China geworden ist.