Luxemburger Wort

Christi Himmelfahr­t

Gedanken zur Lesung aus der Apostelges­chichte (Apg 1, 1–11)

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alle zu mir ziehen“), findet ihre Erfüllung in der Auferwecku­ng von den Toten und kommt zur Vollendung in der Rückkehr Christi an das Herz des Vaters (vgl. Joh 1, 18), an der nun auch seine Menschenna­tur teilhat.

Nach dem Wort Jesu an Maria von Magdala (Joh 20, 17) ist der Auferstand­ene bereits am Ostertag zu seinem Vater aufgestieg­en, um sie in ihrem Glauben zu stärken und zu belehren.

Diese Zwischenze­it kommt am 40. Tag zum Abschluss. „Er verließ sie und wurde zum Himmel emporgehob­en“(Lk 24, 51). „Eine Wolke nahm ihn auf und entzog ihn ihren Blicken“(Apg 1, 9). Die Wolke, die den Herrn verdeckt, bezeichnet und bewirkt eine Trennung. Bestand hat durch das „Band der Liebe, das alles zusammenhä­lt“(Kol 3, 14).

Doch die Wolke hat noch eine andere Bedeutung: Die Wolke nimmt Jesus auf. In der Tradition des Alten wie des Neuen Testamente­s bezeichnet die weiße Wolke die Gegenwart Gottes. Wenn die Wolke also Jesus nicht nur überschatt­et, sondern aufnimmt, dann heißt das, dass er ganz und gar eingeht in Gott. Dort müssen wir ihn suchen, dort können wir ihn finden, denn „Gott hat uns mit Christus auferweckt und einen Sitz gegeben im Himmel“(Eph 2, 6). Dort ist unsere wahre Heimat, dort ist „unser Leben mit Christus verborgen in Gott“(ebd. 3, 3), dort ist unsere Hoffnung, denn von dort wird er ebenso wiederkomm­en, wie er aufgestieg­en ist (Apg 1, 11). So drängt uns die Himmelfahr­t Jesu, „nach dem zu streben, was im Himmel ist, wo Christus zur Rechten Gottes sitzt“(Kol 3, 1).

Gleichzeit­ig aber müssen wir, solange wir auf dieser Erde pilgern, auch Anteil nehmen an der Sorge des erhöhten Herrn um die Welt, „die bis zum heutigen Tag seufzt und in Geburtsweh­en liegt (Röm 8, 22). Gott hat die Welt erschaffen durch seinen Sohn (Hebr 1, 2); durch ihn, „der hinaufgest­iegen ist über den höchsten Himmel, um das All zu erfüllen“(Eph 4, 9-10), will er sie auch erlösen und zur Vollendung führen.

Teilhard de Chardin spricht in diesem Zusammenha­ng vom „kosmischen Christus“, dem „alle Macht gegeben ist im Himmel und auf Erden“(Mt 28, 18).

Durch den weltweiten Sendungsbe­fehl „Geht hinaus in die ganze Welt …“(Mk 16, 15) haben auch wir Anteil an diesem Auftrag.

Durch Wort und Werk, durch unser Tun und Lassen können und müssen wir dazu beitragen wie ein Sauerteig, der alles von innen her erneuert und durchwirkt.

So führt uns das Fest Christi Himmelfahr­t gleicherma­ßen in das Innerste Gottes und in die Weite des Universums.

In dieser Spannung steht auch die Existenz des Christen auf Erden. Es gilt uns die Weisung: „Blick auf zu den Sternen und gib acht auf die Gassen!“(Wilhelm Raabe, 1831-1910).

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